Neues von der körpermodifizierten Noise-Front aus Santa Cruz/USA: Nach dem, 2014 auf
PARASITIC erschienenen, dem Verfasser leider unbekannten, Vinyl-Album
"Out For Blood" schließt
CONTROL wieder an seine, 2012 mit
"The Resistance" begonnenen und 2013 mit
"Transgression" fortgesetzten, Veröffentlichungen im Hause
ANT-ZEN an. Dementsprechend kann
"In Harm's Way" – kurz gesagt – guten Gewissens als konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Kurses mit exakt den gleichen Mitteln charakterisiert werden. Und so gilt es, gleich in der Einleitung beherzt zu relativieren:
Neues von CONTROL? Nun ja: "Neu" im Sinne einer signifikanten Weiterentwicklung oder Ausdifferenzierung des hinlänglich bekannten und seit guten 15 Jahren auf diversen Alben durchdeklinierten "CONTROL-Dings" ist "In Harm's Way" ganz sicher nicht.
Einmal mehr bekommt es der geneigte Hörer mit den üblichen, einigermaßen monotonen Noisewalzen zu tun, deren spezifischer Reiz in der stetigen Verdichtung, kontinuierlichen Variation und langsamen Entfaltung vergleichsweise simpler Grundstrukturen besteht, was im günstigen Fall eine hypnotische, im ungünstigen eine einschläfernde Wirkung zeitigt. Es wechseln sich auf dem Album paradigmatische CONTROL-Tracks wie
"Victims / Volunteers" oder
"The Killer Of Man" mit eher frickelig-amorphem Material ab, das jedoch an einer gewissen Beliebigkeit und Ziellosigkeit kränkelt und so bisweilen eher nervt als fesselt – dies gilt insbesondere für die, zweifellos irgendwie "experimentell" gemeinten Stücke
"The Darkness Inside" und
"Silence Creates It's Own Violence", welche seitens des Rezensenten bereits im Laufe des ersten Hördurchgangs einen kaum zu unterdrückenden Skip-Impuls generierten.
Wie schon die letzten Alben, so besticht auch
"In Harm's Way" durch vorbildlich ausdifferenzierten Sound, durchdachte Kompositionen und last but not least eine hervorragende Produktion. Die Vocals erinnern den Rezensenten übrigens nach wie vor stark an LEE BARTOW aka
NTT/THEOLOGIAN, aber das geht ja keineswegs als üble Nachrede durch. Ganz generell hört man dem Album jedenfalls durchaus an, dass daran lang und sorgfältig gearbeitet wurde – billiger Pfusch wird hier also definitiv
nicht geboten –, all das ändert jedoch – insbesondere vor dem Hintergrund des Gesamtwerkes – nichts am Eindruck einer gewissen Substanzlosigkeit. –
"This album represents a perfect equilibration of organic heat and machined iciness, executed with skin deep emotion and surgical precision. Well structured profound pulsation take turns with menacing dark ambient parts and severe noisescapes strengthened by frenzied vocal interactions", lässt der Promotext von
ANT-ZEN vollmundig verlauten, und nein,
das erscheint denn doch ein wenig übertrieben. Dergleichen mag man vom Vorgängeralbum
"Transgression" sagen, das
CONTROL tatsächlich auf dem bisherigen Höhepunkt seiner musikalischen Ausdrucksform präsentierte, doch im Vergleich dazu fällt "In Harm's Way" leider etwas ab – wenn schon nicht dramatisch, so doch spürbar. Die dichte Kohärenz, kristallene Härte und energetische Stringenz, die den Vorgänger so ungemein packend gemacht haben, finden sich hier leider nur in verdünnter Form wieder. Man wird das Gefühl nicht ganz los, das CONTROL zugrundeliegende Konzept könne sich langsam einfach überlebt und Mr. GARRISON in Ermangelung neuer kreativer Wege das Selbstzitat zum tragenden Stilmittel erhoben haben.
"In Harm's Way" ist sicherlich kein schlechtes Album, kann innerhalb des CONTROL'schen Oevres einer- und des generellen zeitgenössischen PE-/Noise-Outputs andererseits allerdings lediglich einen Platz im gehobenen Mittelfeld beanspruchen – für die Oberliga weist es nach Ansicht des Rezensenten einfach zu wenig strukturelle Tiefe, inhaltliche Substanz und Authentizität auf. Für CONTROL-Fans mag die CD zweifellos von einigem Interesse sein, für die meisten anderen mutmaßlich eher weniger. in der Funktion eines
Einstiegsalbums für diejenigen, die mit CONTROL noch
gar nicht vertraut sind, ist von "In Harm's Way" jedenfalls eindeutig abzuraten: Es könnte ein irreführender Eindruck von einem ansonsten außergewöhnlichen Künstler entstehen – was schade wäre.
Fazit: Kann man, muss man nicht.