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Michael We.

GRAND MAL X: Before Life (EP)

"Against modern disease"


GRAND MAL X: Before Life (EP)
Genre: Experimental
Verlag: Beläten
Erscheinungsdatum:
Juni 2015
Medium: Kassette + Download
Preis: ~8,00 €
Kaufen bei: Labelshop


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Die Musik auf diesem Tape entstand im Umfeld des Vorgängers, erklären die beiden Musiker. Was sich beim Hören als äußerst erstaunlich erweist, denn die aktuelle "Before Life"-EP hat auf den ersten und zweiten Blick nicht viel mit der vor 16 Monaten erschienenen "Life"-EP (Besprechung) zu tun! Damals lieferten GRAND MAL X, die beiden Schweden aus Stockholm, von denen ich immer noch nicht viel mehr weiß als die Namen (KARL RYDBY und MATTIAS IVARSSON), zwar verdrehten, aber doch fast tanzbaren elektronischen Wave. Die teils kränkliche Atmosphäre der Stücke hat sich nun in etwas Krank Machendes, fast Zerstörendes verwandelt, ein giftiges Krachen.

Bereits das "Intro" (01) setzt auf Dröhnen und Sägen, auf spacige und fremde Sounds, die immer wieder von noisigem Knirschen eingeholt werden. "The Genes" (02) verwendet Teile einer Ansprache, entweder gesamplet oder für "Before Life" produziert. Hallend und intensiv dehnen sich die Sätze aus, darunter entwickelt sich ein dezenter, industrieller Beat. Zusammen mit der leichten, abwärtsgerichteten Synthie-Melodie, mehr zu erahnen als zu hören, lässt sich das sehr gut als 'Angst Pop' bezeichnen. "IV" (03) ist eines der besonders verstörenden Stücke. Zu diversen, ohnehin schon ängstigenden Sounds läuft schräg bearbeiteter Kindergesang, später auch rückwärts. "Code" (04) verschmilzt Beats (sehr flott, Richtung Drum'n'Bass), verschiedene Klänge und Stimmfetzen, dronige Synthies halten das Ding am Leben. In "Ruby's Dilemma" (05) scheppert wieder die kratzige Sprechstimme, zum 80er-Wavebeat tönt das obligatorische Pfeifen, sogar ein quietschendes Saxofon mischt sich ein. Nach der Kakophonie in "Il Capitano" (06), einer detaillierten Bastelei mit Schreien, Gongs sowie Teilen eines alten (schwedischen?) Schlagers, kann eigentlich nichts mehr kommen. Aber ganz unverblümt steht mit "Empire Of Spheres" (07) noch ein gänzlich ausgefallener, zehnminütiger Track am Schluss. Mein Favorit, obwohl er für den Rest der EP fast zu brav wirkt: Zunächst ruhig floatend, entwickelt sich der Synthiebeat zu sirenenhaften Drones, zu denen nach und nach martialische Trommeln und ein sehr waviger und entspannter Bass stoßen. Diverse Melodieelemente sorgen für ein insgesamt wohliges Stück, das mich ab und zu an VANGELIS oder JEAN MICHEL JARRE erinnert.

Auf beunruhigende, verstörende Art und Weise machen GRAND MAL X ihrer Schlagzeile "Against modern disease" alle Ehre. Bis auf das letzte Stück, welches ähnliche Ansätze wie der Vorgänger verfolgt, ist hier vieles noch durchgedrehter, noch beängstigender. Aber durchweg sehr stimmungsvoll, apokalyptisch betrachtet. Eine gelungene Mischung aus Industrial, Dark Ambient, Noise und Wave. Einfach beide Kassetten kaufen, "Life" und "Before Life", und je nach persönlicher Stimmungslage einsetzen.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» GRAND MAL X @ Facebook
» Labelseite


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Zusammenfassung
Auf beunruhigende, verstörende Art und Weise machen GRAND MAL X ihrer Schlagzeile "Against modern disease" alle Ehre. Vieles ist noch durchgedrehter, noch beängstigender als auf dem Vorgänger. Aber durchweg sehr stimmungsvoll, apokalyptisch betrachtet.

Inhalt
01. Intro (1:48)
02. The Genes (6:09)
03. IV (5:13)
04. Code (3:31)
05. Ruby's Dilemma (3:25)
06. Il Capitano (2:16)
07. Empire Of Spheres (10:23)

~ 32 min.
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