Die neue EP von SIEBEN ist digital, was den einen oder anderen Fan ärgern mag. Was wirtschaftlich aber absolut nachvollziehbar ist, denn insbesondere die Herstellung von Kleinformaten für absehbar kleine Auflagen lohnt sich einfach nicht (mehr). Dafür hat MATT HOWDEN besonders hübsches Material zur Verfügung gestellt und durch spannende Extras ergänzt. Die ersten beiden, mit je rund zehn Minuten sehr langen Tracks beschäftigen sich mit Litauen, was durch die Wahl des EP-Titels – Landesname in Landessprache – kaum überrascht. Zunächst geht es um ein Festival, dessen Gast MATT HOWDEN selbst schon war: Das MENUO JUODARAGIS-Festival – sehr extravagant verortet auf einer Insel im Norden des Landes – vereint neben baltischen Bands auch Größen aus Neofolk, Post Folk, Post Punk etc. (zum Beispiel CHANGES, ROME, AND ALSO THE TREES und zur vergangenen Ausgabe eben auch SIEBEN). Das zweite neue Stück widmet sich dem Stadtteil Užupis; eine Art Künstlerkolonie in der Hauptstadt Vilnius. Die Stücke 3 und 4 sind hörenswerte Neuauflagen von rund zehn Jahre alten Songs.
Thematik und Länge der Stücke lassen vermuten, dass es episch, landschaftlich zugeht, und so ist es. "Black Moon Rise Again" (01) beginnt mit einem zünftigen "Huch!". Zwar lassen die geloopten Geigensounds den Urheber erkennbar zutage treten, aber die Vocals sind futuristisch verfremdet und klingen eher nach (organischem) Dark Ambient als nach SIEBEN. In wellenartigen Wiederholungen entstehen klassischere Songstrukturen mit Melodie, Beats und MATTs Gesang, der nach wie vor verweht tönt und nur aus einem Satz besteht, in den irgendwann auch eine klare Geigenmelodie hinein fährt. Insbesondere die sich ablösenden Wellen aus bestimmten Klängen machen den Track sphärisch und weit, 'landscape' eben. "Užupis" (02) wirkt von Beginn an klassischer, mit einem Hintergrund aus Geigen – gezupft, geloopt, gestrichen. Zu dieser wabernden, geheimnisvollen Atmo passt der klare Gesang von MATT, dieses Mal auch mit Volltext. Dazwischen stehen längere, epische Instrumentalstrecken. Sanft und integrativ sorgen leichte Veränderungen wie eine dezent bearbeitete Stimme dafür, dass der Song sehr groovy dahingleitet. Die beiden restaurierten Lieder wurden gleichzeitig reduziert und modernisiert, wirken etwas ruhiger als die Originale, mit gleichmäßiger verteilter Instrumentierung. Insbesondere "Knudlustysummer" (04) ist dadurch fast noch einen Ticken schöner als vor zehn Jahren, fügt sich gut in die Stimmung der EP ein. MATT HOWDEN hat es einfach wieder hingekriegt. Nach einigen Alben mit poppigeren, einprägsamen und kürzeren Stücken nun diese beiden Zehnminüter, die aber ebenso gut funktionieren. SIEBEN-Elemente mit sphärischen Soundtrack-Parts verwoben ergeben eine stimmige Reise nach Litauen, inklusive der beiden liebevoll neu eingespielten älteren Stücke. So gelingt eine EP auch 'digital only'!
Michael We. für nonpop.de
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Zusammenfassung
Nach einigen Alben mit poppigeren, einprägsamen und kürzeren Stücken nun diese beiden Zehnminüter, die aber ebenso gut funktionieren. SIEBEN-Elemente mit sphärischen Soundtrack-Parts verwoben ergeben eine stimmige Reise nach Litauen.
Inhalt
01. Black Moon Rise Again (9:31)
02. Užupis (10:18) 03. Ogham The Blood (jetzt: "Cult Of The Fallen", 04:04) 04. Knudlustysummer (04:12) 28:05 min. |