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Endsal

MZ.412: Hekatomb

Von Löwen, Adlern und Rindern. Und Ziegenböcken. Schwarzen.


MZ.412: Hekatomb
Genre: True Swedish Black Industrial
Verlag: Cold Spring
Vertrieb: Cold Spring
Erscheinungsdatum:
9. März 2015
Medium: CD
Preis: ~14,00 €
Kaufen bei: TESCO Germany


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HENRIK NORDVARGR BJÖRKKs klassisches, ja stilbildendes "True-Swedish-Black-Industrial"-Projekt MZ.412 (dessen erstes Album, "Macht durch Stimme", noch unter dem vollen Namen MASCHINENZIMMER 412 firmierte), muss wohl nicht weiter vorgestellt werden. Viel ist über seine ideologische und musikalische Affinität zum Black Metal, den dezidiert satanistischen Hintergrund nebst korrelierender, misanthropisch-sozialdarwinistischer Programmatik sowie seine einzigartige Bedeutung für das Noise-Genre im Ganzen geschrieben worden, weshalb an dieser Stelle auf weitere biographische Abrisse und Lobhudeleien verzichtet werden, sondern gleich das aktuelle Opus selbst in den Blick genommen werden soll.

Der Rezensent hatte MZ.412 eigentlich gar nicht mehr so recht auf dem Zettel, da seit dem letzten "vollwertigen" Album "Infernal Affairs", im Original noch 2006 bei COLD MEAT INDUSTRIES erschienen, eigentlich nichts Wesentliches mehr veröffentlicht wurde, sieht man von einer liebevoll umgesetzten Werk-Retrospektive bei COLD SPRING einmal ab. In den letzten Jahren kümmerte sich KAMRAT NORDVARGR dann offenkundig mehr um seine Arbeit unter quasi "bürgerlichem Namen", NORDVARGR, und seine zahlreichen Nebenprojekte wie FOLKSTORM oder TOROIDH, welch letzteres laut Homepage-Statement vom 16. Januar diesen Jahres aufgrund chronischer Missverständnissanfälligkeit nun übrigens endgültig abgewickelt ist. Umso überraschender also, nach Jahren der Stille nun wieder ein neues Album zu Gehör zu bekommen, wobei "neu" auch im aktuellen Fall durchaus relativ ist, handelt es sich doch um ein Live-Album, das die MZ.412-Performance anlässlich der Festlichkeiten zum 21-jährigen COLD SPRING-Bestehen am 5. März 2011 dokumentiert. Demgemäß spannt das dargebotene Material laut Labelauskunft einen Bogen über 23 Jahre Bandhistorie, dies jedoch ohne im eigentlichen Sinne Langeweile aufkommen zu lassen, denn "Hekatomb" präsentiert "different versions and interpretations" des Originalmaterials, was dem Rezensenten, der sich nicht unbedingt dem Inner Circle ausgewiesener MZ.412-Spezialisten zurechnet, den bis auf Ausnahmen eher geringen Wiedererkennungswert einigermaßen plausibel macht. Die Titelgebung bietet in dieser Hinsicht keine Hilfe, denn "Hekatomb" – übrigens die altgriechische Bezeichnung für ein zahlenmäßig umfangreiches Tieropfer – gliedert sich höchst spartanisch in eine durchnummerierte Reihenfolge von "Act I" bis "Act XIV" auf. In Ermangelung des Ehrgeizes, nun noch einmal das komplette MZ.412-Oevre auf Parallelen und Überschneidungen hin zu prüfen, soll das Album im folgenden also weitestgehend für sich, sozusagen textimmanent, betrachtet werden.

Und um gleich zu Beginn den Gesamteindruck vorwegzunehmen: Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass das Konzert selbst, das erstmalig vom kompletten MZ.412-Live-Line-Up, bestehend aus NORDVARGR, DRAKH und ULVTHARM, bestritten wurde, eine denkwürdige Veranstaltung war und das Publikum wohl ebenso staunend wie begeistert zurückgelassen hat. Was allerdings live ganz fabelhaft funktioniert, muss deshalb noch lange nicht genauso fabelhaft funktionieren, wenn es im heimischen Wohnzimmer aus der Konserve genossen wird. Und so krankt "Hekatomb" nach des Autors bescheidener Meinung an mangelnder interner Stringenz, zu inkohärent sind die einzelnen Tracks zusammengewürfelt, ohne zu einem organischen Ganzen zusammenzufinden – letztlich verbleibt das Album im Modus eines amorphen Flickenteppichs ohne substantiellen Tiefgang. Was auf der anderen Seite freilich nicht seinen grundsätzlichen Unterhaltungswert in Abrede stellen soll, denn Wumms hat die Scheibe durchaus: Es wummert, pluckert, dröhnt und rumpelt recht zufriedenstellend, mit vollen Kellen bekommt der Hörer bratzigen, finsteren und schweren Noise mit jenem spezifisch skandinavischen G'schmäckle eingeschenkt, das der – wirklich und wahrhaftig – hünenhafte schwedische Vollbartträger maßgeblich selbst geprägt hat.



Die Highlights finden sich zum einen gleich am Anfang in Gestalt von "Act II", das sich qua martialischem Fanfarenklang schnell als "Preludhium" nebst "Infernal Affair I" vom besagten letzten Album erweist, und Marschgetrommel und Noiseattacken zu einer ebenso harmonischen wie mitreißenden Melange kombiniert. Zum anderen dann ganz am Ende in Gestalt des bemerkenswert energetischen Neunminüters "Act XIV", dessen brodelnder Posaunenteppich abermals dezidiert martialisch daherkommt (der Rezensent fühlte sich bisweilen an die frühen LAIBACH erinnert) und, verknüpft mit harschen Noisepatterns und wuchtigen Rhythmusloops, in der Gesamtheit eine Konsequenz und atmosphärische Dichte entwickelt, die man sich in ähnlicher Weise auch für den Rest des Albums gewünscht hätte. Im Zeitraum zwischen diesen beiden Sahneschnitten fällt das Niveau dann allerdings ab, will heißen als akzeptable Unterhaltung taugt das Gebotene durchaus, lässt aber, wie gesagt, jene Tiefendimension missen, die es erst eigentlich packend machen würde. Apropos LAIBACH: Über die gesamte Laufzeit hinweg ist immer mal wieder ein leichter, Assoziationen mit SPK, CONTROLLED BLEEDING und anderen alten Kämpen weckender Vintage-Einschlag erkennbar, der einen charmanten Mehrwert generiert. Und insofern man weiß, dass Großmeister BJÖRKK seine Vorbilder unter den Klassikern hat, mag das kein reiner Zufall sein.

Spontan ist man geneigt, "Hekatomb" im speziellen dem Genuss während Autofahrten anzuempfehlen – für Livealben nicht unbedingt selbstverständlich. Da die CD in puncto Soundqualität und Produktion aber keine Wünsche offen lässt und der Hörer eigentlich nie das Gefühl hat, eine Liveaufnahme zu hören, eignet sich ihre tendenziell oberflächliche, auf den Effekt abzielende Gesamtkonzeption wohl tatsächlich besser zum klassischen Nebenbei-Hören während mechanischer Tätigkeiten, die keine allzu intensive Konzentration erfordern. Denn nein, langweilig ist "Hekatomb" keineswegs, wirklich mitreißend aber eben auch nicht, dafür fehlt es schlichtweg an Substanz. Vielleicht hätte man sich eingedenk des gewählten Titels ein Beispiel am römischen Kaiser Julian nehmen sollen, der die traditionelle Hekatombe u. a. um je hundert Löwen und Adler aufstockte, weil ihm die üblichen hundert Rinder zu mickerig erschienen, und noch ein paar schwarze Ziegenböcke zusätzlich draufpacken sollen. So bleibt als Fazit: Kann man, muss man nicht.


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» NORDVARGR-Homepage
» MZ.412 @ facebook
» MZ.412 @ discogs
» NORDVARGR @ bandcamp
» COLD SPRING-Homepage
» COLD SPRING @ SoundCloud
» Hekatomb @ COLD SPRING

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» MZ.412: Ulvens Broder EP
» MZ.412 - Infernal Affairs


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Zusammenfassung
Unterhaltsames Livealbum, das nicht wie eines klingt und eine kurzweilige Materialschau präsentiert, ohne dabei nennenswerten Tiefgang zu entwickeln. Effektvoll, aber substanzarm - "Hekatomb" ist das ultimative MZ.412-Album zum Autofahren, Renovieren oder Abwaschen.

Inhalt
Act I - Act XIV

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