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Endsal

SEWER GODDESS: Painlust

Let there be Rock!


SEWER GODDESS: Painlust
Genre: Industrial Metal
Verlag: Black Plagve
Vertrieb: Malignant...
Erscheinungsdatum:
20. Februar 2015
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Wenn man so will, sind und waren der Industrial-/Noise-Sektor und die sinistreren Spielarten des Metal seit ihren Anfangstagen durch eine semipermeable Membran getrennt, deren Durchsatz nach einem ersten Ausbruch im Verlauf der frühen 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zwar von Schwankungen gekennzeichnet, jedoch nicht mehr zu unterbinden war und Hybriden unterschiedlichster Mischungsverhältnisse hervorgebracht hat. Nachdem die fragliche Tendenz in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund gerückt ist, erfährt sie in jüngerer Zeit wieder eine deutliche Intensivierung – man denke an Projekte wie KHOST, DEATHSTENCH, T.O.M.B. oder GNAW THEIR TONGUES. Auch SEWER GODDESS, der Gitarre als solcher von jeher durchaus wohlgesonnen, produzieren sich auf "Painlust" als Exponenten dieses Trends und präsentieren – ja, man muss das Kind beim Namen nennen: Industrial Metal reinsten Wassers; jede andere Bezeichnung trüge den Fakten nicht hinreichend Rechnung. Um das grundlegende Fazit also gleich am Anfang des Artikels auszuplaudern: Wem "With Dirt You Are One" von 2010 gefallen hat, dem muss das aktuelle "Album" noch lange nicht gefallen – ganz im Gegenteil. Die Anführungszeichen sind hier übrigens durch die ausgesprochen übersichtliche Gesamtspielzeit motiviert, die bei lediglich 28:23, sich auf sechs Titel verteilenden Minuten liegt – und da gibt's beim ollen Onkel Endsal das "Album" nun mal bestenfalls in Gänsefüßchen, wenn man nicht gerade WHITEHOUSE heißt. SEWER GODDESS allerdings wollen, so legt "Painlust" wenigstens nahe, viel lieber GODFLESH als WHITEHOUSE sein – auch dieses freilich ein durchaus ehrenvolles Unterfangen, die CD geht dessen ungeachtet trotzdem nur als Mini-Album durch.


So viel zur Haarspalterei, kommen wir zu den Fakten: SEWER GODDESS haben ihr neuestes Werk, wie schon die Vorgänger "With Dirt You Are One" von 2010 und "Disciples Of Shit: Live Waste" von 2011, bei MALIGNANTs Sublabel BLACK PLAGVE veröffentlicht, und das scheint erst einmal eine gute Entscheidung zu sein, zeigt man doch auch dort keine nennenswerten Berührungsängste, wenn's ums fröhliche Diffundieren von Death Industrial, Black Ambient und Artverwandtem in metal-affine Bereiche geht. Gemessen am Durchschnitt des Gebräus allerdings, das man ansonsten so aus der rührigen Musikküche in Maryland/USA gewohnt ist, kommt "Painlust" nicht mehr und nicht weniger als einem Paradigmenwechsel gleich, denn die Band um Sängerin und Mastermind KRISTEN ROSE hat das Faible für gitarrengenerierte Geräusche, das sie bereits auf früheren Veröffentlichungen dokumentierte, nunmehr zum programmatischen Agens ihres Schaffens erkoren. Jeder Zweifel in dieser Hinsicht wird endgültig beseitigt, nimmt man die Instrumentierung auf "Painlust" in Augenschein, denn die ist Rock'n'Roll in Reinkultur: Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang und … nun ja, äh: einzig "Programming" bedient den industriellen Anteil. Auch der Promotext lässt keine Fragen offen, wenn er SEWER GODDESS als "now backed by a full fledged band" vorstellt und das vorliegende Opus einen "lean, sinewy carcass that's as much doom metal as it is death industrial" nennt, wobei man sich hinsichtlich des Verhältnisses dieser beiden Komponenten wahrlich keinen allzugroßen Illusionen hingeben sollte (s. o.). Nachtigall, ick hör' dir jedenfalls trapsen, und in der Tat: Heraus kommt am End' eine bedauerliche, metaleske Noise-Kuddelsuppe, der man – zum mindesten! – mit Fug & Recht einen ausgeprägten Überhang in Richtung Schweinerock attestieren kann ... nein: muss. Vergleichbares ist aus dem Hause MALIGNANT bislang jedenfalls nicht zu Ohren gekommen.

Nun gilt es freilich spätestens an dieser Stelle, des lieben Friedens halber bereitwillig und ohne Zögern einzuräumen, dass es durchaus eine auf Basis subjektiver Geschmacksvorlieben und somit bar objektiver Grundlagen getroffene Grundsatzentscheidung ist, wie man sich zu dezidiert rockigen Spielarten des Genres positioniert; der Verfasser dieser Zeilen steht – und stand schon immer – dergleichen eklektischem Gewurstel reichlich skeptisch gegenüber, was sich in seinem Urteil freilich niederschlägt. Und dummerweise haben SEWER GODDESS genau an diesem neuralgischen Punkt in die Vollen gegriffen und aus dem eher subtilen und primär ornamentalen Gniedel-Moment, das auch frühere Veröffentlichungen auszeichnet, einen doomigen, streckenweise geradezu beängstigend straighten Mosh-Bumbum – oder besser: Bummmmmmmmm ... – Bummmmmmmmmmmm – gemacht, der die geschmackliche Toleranz des, wie der Autor mutmaßlich eher im PE-/Noise-Spektrum verorteten, Stammpublikums auf eine zünftige Belastungsprobe stellen dürfte.
 
Ist der Opener "Plague Axis" noch ein halbwegs passables, den Hörer plattwalzendes Brett, macht sich bereits während des zweiten Stücks, "My Grave", mittelschwere Irritation breit: Was ist jetzt das? Was sind das für breite Riffs, was sollen diese rumpeligen Drums, vor allem aber – was zur Hölle ist das bitte für ein Gesang?! Spontaner musikalischer Gesamteindruck: CHRISTIAN DEATH meets ALIEN SEX FIEND meets NINE INCH NAILS meets – das vor allem – GODFLESH, das alles obendrein recht durchschnittlich. Kurzum, der Hörer, der sich 2010 für "With Dirt You Are One" durchaus erwärmen konnte, schwankt angesichts dieses, offenbar mit voller Überzeugung eingeschlagenen "New Way" in Richtung Industrial-Metal-Doom-Rock-Geboller mit Gothrock-Vocals zwischen Verblüffung und Schockstarre. Auch Track Nummer drei, "Flog", macht es nicht besser, sondern führt genau den befremdenden Kurs konsequent fort, den der Vorgänger so unerbittlich eingeschlagen hat. Der GODFLESH-Ansatz ist hier noch unverkennbarer spürbar, was es leider nicht besser macht. Noch schlimmer wird es dann mit "Black Meat And Bones": Schon allein das plumpe, an Abgegriffenheit kaum zu überbietende Einleitungsstatement "There Is only one god and his name is death" lässt jeden Hörer, der sich einen minimalen Sinn für Subtilität bewahrt hat, pikiert zusammenzucken und nichts Gutes ahnen – und prompt kommt es in der Folge, wie es eben kommen muss: Ödes Drum-Gerumpel in Kombination mit fiesem, schweinerockigem Gegniedel, das von unmotiviertem, albernem Geshoute durchbrochen wird. Den Vocals fehlt es schlichtweg an Authentizität, sie klingen prätentiös, manieriert und stehen deutlich zu weit im Vordergrund, die Gitarren sind für einen weniger "rockig" gepolten Hörer wie den Autor kaum zu ertragen. Kurzum: der absolute Tiefpunkt auf diesem, an Tiefpunkten nicht armen "Album". Mit "Get The Rope" wird dann nochmals eindringlich die GODFLESH-Gedächtnisattitüde bemüht: schleppender Beat, dazu düstere Synthieflächen nebst Feedbackgegniedel und büsch'n Geshoute. Das Abschlussstück "Melena's Mask" schließlich zementiert qua ganz besonders entschlossenem Gitarrengeheul den Gesamteindruck noch einmal mit aller zu Gebote stehender Verve.

Kurzum: Die Band hat mit der kategoriellen Selbstzuschreibung "Industrial Metal" wahrlich ins Schwarze getroffen – "Painlust" ist im Grunde ein Rockalbum und hat mit dem Noise-Genre lediglich am Rande zu tun. So bleibt als kleines Trostpflaster die Möglichkeit, dass Hörer, die genuin aus der metal-affinen Ecke kommen, die Angelegenheit vielleicht völlig anders beurteilen. Dem Rezensenten war dies leider nicht möglich. Wer freilich heute noch gerne GODFLESH hört und KHOST toll findet, der wird vielleicht auch das hier mögen. Höchste Vorsicht jedoch ist all jenen geboten, die das sonst auf MALIGNANT bzw. BLACK PLAGVE übliche Material erwarten, denn wer das tut, der ist vollkommen schief gewickelt und wird entsprechend dumm aus der Wäsche gucken. Und das ist ein Erfahrungswert.


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» SEWER GODDESS @ facebook
» SEWER GODDESS @ discogs
» SEWER GODDESS @ SoundCloud
» MALIGNANT RECORDS-Homepage
» MALIGNANT RECORDS @ bandcamp
» Painlust @ MALIGNANT RECORDS
» Painlust @ bandcamp


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Zusammenfassung
SEWER GODDESS goes Metal: Bestürzend rockiger Industrial-Metal-Aufguss, der mit Noise oder PE nur noch peripher zu tun hat und sich stattdessen stark am Sound der frühen GODFLESH orientiert. Für noise-orientierte Hörer kaum zu empfehlen, für metal-affine vielleicht einen Versuch wert.

Inhalt
01: Plague Axis (4:25)
02: My Grave (4:22)
03: Flog (5:47)
04: Black Meat and Bones (4:29)
05: Get The Rope (4:41)
06: Melena's Mask (4:45)

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