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Michael We.

SPACE SIREN: Songs For A Dead Pilot

Requiem in Rock


SPACE SIREN: Songs For A Dead Pilot
Genre: Independent
Wörter: 419
Vertrieb: Bandcamp
Erscheinungsdatum:
Februar 2015
Medium: Vinyl 7'' + Download
Preis: ~12,00 €
Kaufen bei: Bandcamp


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Einer der besten niederländischen Untergrund-Acts? Diese Aussage im Begleitschreiben hat mich neugierig gemacht, obwohl ich mich im niederländischen Untergrund nahezu gar nicht auskenne. Der erste Höreindruck dieser vier Tracks auf zwei Vinylsingles war so positiv, dass ich mich weiter mit der Band beschäftigen wollte und zu einer traurigen Erkenntnis gelangt bin: Es handelt sich vermutlich um die letzten Stücke von SPACE SIREN, die je erscheinen werden, da Bandchef, Songschreiber und Gitarrist CORNO ZWETSLOOT Ende des vergangenen Jahres an Krebs gestorben ist. Die beiden Lieder auf der ersten 7inch hat er noch vor seinem Tod geschrieben. Auf der zweiten 7inch finden sich zwei Coverversionen von befreundeten Bands, die ihre Werke in ZWETSLOOTs Studio produziert haben – eine letzte Hommage sozusagen.

Der Grund, warum ich ohne Hintergrundwissen schon nach wenigen Tönen begeistert war: Die Stücke klingen häufig nach den besten Zeiten einer meiner Lieblingsbands, der PIXIES! Die schrägen, twangenden Gitarrenklängen, das ruhig und trocken tuckernde Schlagzeug, eine coole, weil sehr verschrobene Frauenstimme prägen "Zachies" (A). Indie-Rock, der aus Zeiten zu stammen scheint, als 'Independent' schon mehr für eine Musikrichtung als für Unabhängigkeit von Labeln und Plattenfirmen stand. Rotzige, schräge und kantige Musik, die dichter (und noch schräger) wird, mit Wahwah-Chor. Teils kriechend, teils geisterhaft, mit toller Schrammelpop-Einlage gegen Ende. THE HEART THROBS, PALE SAINTS, THE DARLING BUDS – eine Reihe von Bands, die Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre aktiv waren, drängen sich als Vergleich auf. Aktueller, was Vergleiche angeht, ist der titelgebende "Song For A Dead Pilot" (B): Ein Stück, wie es auch NAEVUS hätten liefern können. Stoisches Post Punk-Getrommel mit sägenden Gitarren aus den 80ern, dazu eine verhallte Frauenstimme aus dem Hintergrund. Ungeheuer energetisch und Indie-Schreddern im besten Sinne.
Drei bärtige Rocker aus Groningen namens WOLVON erinnern mich mit "(Wrong)" (C) noch mehr an die PIXIES (nun singt auch ein Mann). Und ZEA – ebenfalls niederländischer (Ein-Mann-)Rock aus Amsterdam – bringt auf "Who Makes Me Try?" (D) einen Teekessel zum Pfeifen, Bass und Gitarrenwände wechseln sich mit zurückhaltender Rezitation ab.

Bei einem Sonnensturm rasen Energieteilchen durch die Gegend, und so fühle ich mich hier: überrollt von einer Welle aus Vitalität, was vor allem für die beiden Originale gilt. Umso trauriger, dass es die Band in dieser Zusammensetzung nicht mehr gibt. Wer mit so genanntem Indie- oder Underground-Rock was anfangen kann (und eventuell die PIXIES mag), für den ist diese auf drei Labeln (SUBROUTINE / KATZWIJM / MAKKUM) gleichzeitig erschienene, schöne Doppelsingle ein Fest!

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» eines der letzten Interviews von CORNO ZWETSLOOT


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Zusammenfassung
Bei einem Sonnensturm rasen Energieteilchen durch die Gegend, und so fühle ich mich hier: überrollt von einer Welle aus Vitalität, was vor allem für die beiden Originale gilt. Umso trauriger, dass es die Band in dieser Zusammensetzung nicht mehr gibt. Indie-Rock für PIXIES-Fans!

Inhalt
2x 7inch

A. Zachies (04:43)
B. Song For A Dead Pilot (05:10)
C. WOLVON - (Wrong) (04:31)
D. ZEA - Who Makes Me Try? (04:03)
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