Laut Auskunft ihrer
tumblr-Präsenz haben TEETH ENGRAVED WITH THE NAMES OF THE DEAD, wie der Bandname vollständig lautet, bereits vor sechs Jahren ihr erstes Tape aufgenommen und sind insofern mindestens seit 2008 aktiv – dem Rezensenten waren sie bislang trotzdem praktisch unbekannt. Ein Blick auf den bei
discogs gelisteten musikalischen Output der Band schafft in dieser Hinsicht allerdings ein wenig Aufschluss, dort wird als erste Veröffentlichung nämlich ein Tape aus dem Jahre 2011 mit dem illustren Titel
"Kosmiche Deathworship" aufgeführt. Dieses ist übrigens, neben zwei weiteren, reinen File-Veröffentlichungen, auf der
BandCamp-Seite von TEETH ENGRAVED (wie sie im folgenden aus Gründen einer praktischen Handhabung genannt werden sollen) als Download verfügbar, welchen der Rezensent, nachdem ihn bereits im Verlauf des ersten Hördurchgangs durch das vorliegende, aktuelle Album mittelschwere Begeisterungswellen anbrandeten, im Interesse eines möglichst vollumfänglichen Gesamteindrucks flugs in Anspruch nahm. Und was soll man sagen: Es scheint, als hätten diese Herrschaften schlichtweg nichts gemacht, was nicht begeistert. – Doch der Reihe nach:
TEETH ENGRAVED kommen ursprünglich aus Oakland, Kalifornien, haben ihre Homebase laut Promoinfo mittlerweile aber nach Portland, Oregon, verlegt, machen Death Industrial vom Feinsten und haben im Sommer bei
MALIGNANT mit
"Starving The Fires (Pt. 1)" ihr eigentliches Debüt – sieht man vom erwähnten Tape-Release einmal ab – veröffentlicht. Und das hat es wahrlich und wahrhaftig in sich, was auf die sehr spezielle, eigenwillige Mischung zurückzuführen ist, die für die Musik des Duos im allgemeinen sowie die vorliegende CD im besonderen so überaus charakteristisch ist und sie so außergewöhnlich und packend macht. Ganz grundsätzlich eignet allen Tracks ein dezidiert droniger Charakter, will heißen, sie zeichnen sich weniger durch internen Abwechslungsreichtum und strukturelle Mannigfaltigkeit, als vielmehr durch tendenziell monotone, zirkulär-repetitive Strukturen und die dergestalt generierte, hypnotisch-sogartige Wirkung aus, weshalb man das Opus labelseitig auch ausdrücklich als "Death Industrial/Drone“ kategorisiert wissen will. Vocals im eigentlichen Sinne spielen, sieht man von dem verhackstückten, knurrenden Gegrunze in "Broken From Inside" einmal ab, praktisch keine Rolle, man konzentriert sich stattdessen mit nachgerade stoischer Unerschütterlichkeit auf das konsequente Übereinanderschichten und die kontinuierliche Verdichtung tonnenschwerer Soundflächen, die mal mehr, mal weniger mit bratzigen Noisepatterns oder knirschig-harschen, gitarrengenerierten Sounds sowie allerlei Samples angereichert werden, ohne damit den dichten, kompakten Gesamtcharakter des aus den Boxen quellenden Soundmaelstroms in seiner Unerbittlichkeit auch nur ansatzweise abzuschwächen.
Besonders bemerkenswert ist die enorm intensive Atmosphäre und abgründige, geradezu wüste
Schönheit (sic!), die das Projekt aller postapokalyptisch-bleiernen Endzeitstimmung zum Trotz mit seiner Musik heraufzubeschwören versteht. Will man sich im Interesse einer möglichst anschaulichen Beschreibung des TEETH ENGRAVED-Sounds der beispielhaften Nennung anderer, bekannterer Bands und Projekte bedienen, so fällt die extreme Bandbreite auf, in der sich eine solche Auswahl bewegt, denn tatsächlich wird das entsprechende, enorm weitläufige musikalische Areal mit – um einige spontane Beispiele zu nennen – SKULLFLOWER, SUNN o))), frühen
LOKI-Acts inklusive (frühen!) INADE oder DAGDA MOR, MEGAPTERA, MZ.412, SCHLOSS TEGAL, WICKED MESSENGER und STEEL HOOK PROSTHESES nur notdürftig umrissen. Selbst post-rockige Anklänge finden sich, so erinnert bspw. die Gitarre, die die zweite Hälfte von "Lacerate" dominiert, geradezu verblüffend an GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR – kein Scherz! Ach ja, dass der genrekundige Hörer immer mal wieder spontan SHP assoziiert, ist weit weniger verwunderlich, wenn man weiß, dass
STEEL HOOK AUDIO-Chef JOHN STILLINGS für das Mastering von "Starving The Fires" verantwortlich zeichnet. – Nichtsdestoweniger bleibt die Grundstimmung der CD dieser vergleichsweise bunten Mischung von Einflüssen und Anklängen zum Trotz dezidiert kohlrabenschwarz und zappenduster (dafür sind es ja auch nur Einflüsse und Anklänge): Hier wird ein veritabler Abgesang auf eine in letzten, konvulsivischen Zuckungen ihrem Ende entgegensiechenden Welt – unsere – zelebriert, dessen raumgreifend intensiver Wirkung man sich schwer bis gar nicht entziehen kann. Exemplarisch für den spezifischen modus operandi der Band ist insbesondere das 25-minütige Abschlussopus "When Storms Come", dessen Titel passender wahrhaftig nicht hätte gewählt sein können. Selten in den letzten Jahren ein derart intensives, brachiales und dabei so irrlichternd schönes Album gehört! Klingt paradox? Ist es nicht – der Leser überzeuge sich anhand des nachfolgenden Clips mit eigenen Ohren:
Höchst selten hat man den Eindruck, Promotexte stapelten zu tief, das Gegenteil ist vielmehr die Regel, und von der bildet auch das Haus
MALIGNANT für gewöhnlich keine Ausnahme. Nur in
diesem konkreten Fall nuschelt man plötzlich höchst unverständlicherweise mit einem Maximum an Understatement was von einem
"vital entry into the death industrial field" zusammen, um sich auch im folgenden betont leisetreterisch auf deskriptive Betrachtungen zu beschränken. Ich meine:
Hallo? Wo bleiben bitte all die euphorischen Hymnen, all die Superlativkaskaden, die sonst in vergleichbarem Kontext abgefeuert werden?
Hier wären sie angebracht, nein: sie wären
geboten! Weshalb an dieser Stelle eine Lanze für das junge, vielversprechende Projekt gebrochen werden soll, indem "Starving The Fires (Pt. I)" mit sofortiger Wirkung in die Top Ten 2014 aus dem Drone-Death-Industrial-Segment aufgenommen wird. Wenigstens in die des Rezensenten. So. Für den, der immer noch zweifelt, gibt's 'nen zweiten Clip. Dann sollte auch der letzte ungläubige Thomas bekehrt sein. Amen.