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Endsal

SKULLFLOWER: Draconis

Der unwiderstehliche Charme des Beharrlichen


SKULLFLOWER: Draconis
Genre: Noise
Verlag: Cold Spring
Vertrieb: Cold Spring
Erscheinungsdatum:
26. September 2014
Medium: 2xCD
Preis: ~19,00 €
Kaufen bei: Cold Spring...


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Der Herr sei gepriesen! Endlich gibt es wieder Neues aus dem ewigen, wie ein Monolith in der musikalischen Landschaft stehenden Hause SKULLFLOWER: Nach dem grandiosen 2011er Album "Fucked On A Pile Of Corpses", einer Split-12“ mit MASTERY und der einseitig bespielten Scheibe "White Wolf" aus der COLD SPRING-Special-12“-Serie legen MATTHEW BOWERS und SAMANTHA DAVIES mit "Draconis" nunmehr den vierten Tonträger in Folge beim britischen Kultlabel COLD SPRING vor – und wahrlich, das Warten hat sich gelohnt: "Draconis" kommt als Doppel-CD im schnieken, großformatigen, 6-Panel-Bucheinband-Mimikri-Digipak nebst 16-seitigem Booklet daher und richtet sich laut Promotext explizit an "fans of Bathory and Popol Vuh". Alles in allem werden die dergestalt raffiniert evozierten Erwartungen denn auch nicht enttäuscht, wenngleich dem Rezensenten die beiden beispielhaft gewählten Referenzkünstler jenes kreative Chaos, das einem hier mit aller Macht und der gewohnten, brachialen Emphase entgegenschlägt, nur notdürftig und fragmentarisch zu umreißen scheinen. Nichtsdestoweniger deutet der gewählte Vergleich zwei zentrale Eigenschaften des Albums ziemlich effektiv an: zum einen die rohe, ungeschliffene, ja, nachgerade dionysische Brachialität des Sounds, zum anderen eine gewisse hippieske, mystisch-versponnene Gniedeligkeit, die den einzelnen Tracks ihre ganz spezielle, subtil flirrende Tiefendimension verleiht.

Auch der seitens COLD SPRING vorgenommene Versuch einer näheren kategorieellen Bestimmung des zur Darbietung gelangenden musikalischen Materials als "synapse scorching occult industrial prog noise folk" geht nur als Annäherung durch, trifft es als solche aber dennoch recht gut, hat man sich doch von der bis dahin beispiel- und kompromisslosen Härte und Harshness des Vorgängeralbums wieder auf etwas strukturierteren, wie immer primär gitarrenbasierten, Lärm zurückbesonnen, der sich durch nachvollziehbarere Strukturen und – tatsächlich! – ein irgendwie archaisch schmeckendes, kaputtes, knirschig-krachiges Folk-Aroma auszeichnet. Was freilich kein Jota daran ändert, dass dem willigen Hörer und dessen wehrlosem Gehörgang einmal mehr nach Herzenslust akustische Gewalt angetan wird – allerdings gerade nicht nach Art der, innerhalb des Noise-Genres bedauerlicherweise so sattsam bekannten, plump destruktiven Brutalität, sondern eher im Sinne einer quasi heilsamen Grausamkeit, deren kathartischer Charakter den Rezipienten, so er denn "experienced" im Sinne des Hendrix'schen terminus technicus ist, eher an die Wucht einer existenziellen psychedelischen Erfahrung gemahnen mag. Und eine nicht zu knappe Affinität zum Hippietum, wenn auch in einer dezidiert apokalyptischen und ekstatischen Ausprägung, konnte der, personell in stetiger Fluktuation befindlichen Truppe rings um Mastermind MATTHEW BOWERS als ihrem archimedischem Punkt ohnehin nie abgesprochen werden. So kommt es, dass mit "Draconis" ein weiteres, extrem potentes Antidot und Remedium aus der SKULLFLOWERschen Hexenküche gegen sämtliche süßlich-dekadenten Vergiftungserscheinungen eines wurmstichigen postmodernistischen Zeitgeistes zur Verfügung steht.

Stilistisch ist man im Vergleich zu jener brachialen Destruktivität und kompromisslosen Strukturverweigerung, die auf "Fucked On A Pile Of Corpses" und dem Vorgängeralbum "Strange Keys To Untune Gods' Firmament" von 2010 voller Inbrunst zelebriert wurde, wieder etwas zurückgerudert und bewegt sich zwischen dronigen Noise-Hymnen wie dem wunderbaren "Sunset Dreams", aggressiv-schneidenden Feedback-Kaskaden wie "Nightblooms For The Witch Queen", fragilen Folk-Einsprengseln wie in dem, ansonsten reichlich harschen, "Dazed Nymph In The N.O.X." sowie einer hypnotischen, nachgerade träumerischen Noise-Drone-Meditation in Gestalt des knapp 15-minütigen Abschlusstracks "Dakshinikalika" hin und her. Insgesamt betrachtet weiß Disc 2 etwas mehr zu überzeugen als Disc 1, auf welch letzterer der Hang zum Atonalen einer- und mantraartig mäanderndem Soundschleifentum andererseits bisweilen denn doch ein wenig Langeweile aufkommen lässt. Als Paradebeispiel kann in dieser Hinsicht das achteinhalb Minuten lange Stück "Dark Daze" dienen, dessen repetitives Geräuschmuster schon nach kurzer Zeit empfindlich auf die Nerven geht – was sich im Laufe wiederholten Abspielens mitnichten ändert, eher im Gegenteil. Auch der finale Track von Disc 1, "Caput Draconis“, wirkt ein wenig einfalls- und substanzlos und versucht bestenfalls etwas zu reproduzieren, was man auf den beiden vorangegangenen Alben besser, weil kompakter, intensiver und radikaler hinbekommen hat.

Die mythischen Assoziationen, die "Draconis" qua Titelgebung und Covergestaltung beim Rezipienten weckt, bleiben übrigens einigermaßen diffus, der Promotext murmelt raunend von einem Bezug der "churning mantras and drukpa elegies" des Albums auf "two erased darkside tree limbs: that of the Draconian in Khem, and of Drax Priory in West Yorkshire, which together with Bhutan are the Dragon Lands"; wie all das jedoch nun ganz konkret zusammenhängen mag, erschließt sich wohl auch durch die einigermaßen enigmatische Skizze des "Sky over the Great Pyramid at Gizeh 2500 b.c.", die im Booklet zu finden ist, bestenfalls dem Eingeweihten. Profane Laien hingegen, wie der Rezensent einer ist, kommen über die einigermaßen lapidare Feststellung, es drehe sich halt irgendwie und irgendwo um einen historischen Drachenkult, wohl kaum hinaus. – Doch was soll's, wenn das Ergebnis stimmt? Zu guter Letzt ist es ja gerade dieser nebulöse, prinzipiell unabgeschlossene Deutungshorizont, der für das Schaffen von SKULLFLOWER charakteristisch ist und Strahlkraft und Faszination ihres Oevres nicht unbeträchtlich steigert. Ganz im Sinne dieser Einsicht sei hier und jetzt also bewusst darauf verzichtet, sich in penetrante hermeneutische Gewaltakte zu versteigen, sondern vielmehr dazu aufgerufen, das Geheimnis Geheimnis sein zu lassen und sich darein zu bescheiden, seinen schillernden, irrlichternden und ausgesucht brachialen Zauber zu genießen.

Summa summarum haben SKULLFLOWER mit "Draconis" ein rundweg solides neues Album veröffentlicht, das mit seinem spezifischen Noise-Drone-Folk-Whatsoever-Bastard-Sound auch für Nicht-Eingeweihte von einigem Reiz sein dürfte, denn ungeachtet des Umstandes, dass es letztlich nicht den musikalischen Ausnahmestatus von Alben wie "Tribulation" oder "Fucked On A Pile Of Corpses" erreicht, positioniert es sich ohne Zweifel innerhalb der oberen Ligaplätzen des Band-Oevres. Für all jene potentiellen Hörer, die die radikale Dekonstruktion sämtlicher musikalischer Strukturen, der BOWERS und Konsorten seit Beginn ihrer zweiten Schaffensphase (2003 bis heute) immer leidenschaftlicher und radikaler frönen, zu schätzen wissen, ist "Draconis" definitiv eine warme Empfehlung wert. Diejenigen allerdings, die immer noch jener ersten Phase der Bandhistorie (1988 bis 1996) hinterhertrauern, in denen SKULLFLOWER für reichlich bratzigen, doch durchaus noch konventionell strukturierten Noise Rock standen, seien an dieser Stelle aufgerufen, vor dem Kauf sicherheitshalber das eine oder andere Ohr zu riskieren, um mögliche Enttäuschungen zu vermeiden. – Der bekennende SKULLFLOWER-Maniac indes greife bedenkenlos zu: Er kann nichts falsch machen.


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» SKULLFLOWER-Homepage
» SKULLFLOWER-Semi-official-Homepage
» SKULLFLOWER @ discogs
» Draconis @ COLD SPRING
» COLD SPRING-Homepage

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Zusammenfassung
Solides neues Album des Okkult-Hippie-Noise-Projektes um MATTHEW BOWERS, das den harschen Kurs seiner Vorgänger zwar fortsetzt, doch um einige Strukturelemente ergänzt: Fragile Folk-Anklänge brechen durch dronige Feedback-Noise-Wände und generieren eine fast psychedelische Atmosphäre.

Inhalt
1.01: Cauda Draconis
1.02: Dazed Nymph in the N.O.X.
1.03: Dark Daze
1.04: To Raise Wolves
1.05: Nightblooms for the Witch Queen
1.06: Caput Draconis
2.01: Alien Awakening
2.02: Autumns Trinkets
2.03: Sunset Dreams
2.04: Dresden Spires
2.05: Dakshinikalika

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