Die Seite wird geladen... einen Moment bitte.
Michael We.

ERDE: Böse Zeit

Album mit Vorschusslorbeeren


ERDE: Böse Zeit
Genre: Neofolk
Verlag: Steinklang
Erscheinungsdatum:
September 2014
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: Labelshop


Schrift vergrößern Schrift verkleinern


Wenn ein Label eine Band vorab nicht nur lobt, sondern als das Nonplusultra darstellt, werden Erwartungen geweckt. Mehr als "one of the very best Monumental / Martial / Neofolk bands ever" soll ERDE sein, nämlich "in our view THE best alive one", schreibt STEINKLANG vorab über das Debütalbum "Böse Zeit". Ich kann die Begeisterung teilweise nachvollziehen – teilweise aber auch nicht.

ERDE ist aus SVALBARD entstanden, zwei Projekte ein und desselben Mannes, und zwar VICHESLAV SHENDEROVICH aus Weißrussland. Über Neoklassik und Dark Ambient hat er sich mit SVALBARD – inzwischen als Duo – im Bereich Military Pop etabliert. ERDE geht tatsächlich eher in eine folkige Richtung, ist zwar auf dem Papier ein Soloprojekt, aber für viele Lieder hat sich VICHESLAV recht prominente Verstärkung geholt, etwa mit PRAGNAVIT (Weißrussland, Folk Metal), MOON FAR AWAY oder MAJDANEK WALTZ (beide aus Russland). Inhaltlich geht es – soweit ich das überblicke, viele der Texte sind russisch – um klassische Neofolk-Themen, im Großen und Ganzen den Niedergang der Welt, mit Zitaten von RILKE und LEONARD COHEN sowie Bezügen zu KUPALA, einer slawischen Gottheit, der mit einer Art Mittsommerfest gedacht wird. Das letzte Stück ("Try Angaly") basiert auf traditionellen, weißrussischen Versen, die im Original von Mönchen aus Minsk stammen. Außerdem wurden die Lyrics offenbar von dem einen oder anderen, romantischen russischen Gedicht inspiriert.

"Zur Freiheit!" (01) überrascht mich zunächst ob des Einstieges, eine Leier (o.ä.) tönt eher irisch-keltisch als russisch, auch einsetzende Fanfaren und Trommeln stärken diese mittelalterliche, folkloristische Stimmung – inklusive gerauntem Chor ("free!"). Ein sehr stimmungsvolles, schmissiges Stück gleich zu Beginn! "Unruhevollen Jugend" (02, netter Schreibfehler) wirkt dezenter und erinnert – nicht zum letzten Mal – an OSTARA, hier insbesondere an die Hymne "Bavaria". Englischer Sprechgesang mit osteuorpäischem Akzent, schwungvoll und mit Pathos, aber auf angenehmem Niveau. "Der Wind" (03) war schon vorab zu hören, einer der stärksten Songs des Albums, wieder mit dieser irisch-keltischen Anmutung, dazu Fanfaren und mächtige Trommeln, die Lyrics zwischen Sprechen und Rufen – erneut sehr beeindruckend und mitreißend. In "Masters Of Silence" (04) spielen auch synthetische Elemente eine Rolle, fast Richtung Dark Ambient, aber auch eine Flöte taucht auf, und dieses Mal wird richtig gesungen – im Refrain kommt das allerdings fast schlagerhaft daher. Auch "Gore" (05) weist etwas von dem – für mich – typisch russischen Kitsch auf, traurig und melancholisch, dabei aber immer – vor allem dank der starken Trommeln – rhythmisch.
Ab "Falkenjagd" (06) stellt sich ein wenig der Wiederholungseffekt ein, die Lieder ähneln denen der ersten Hälfte. "The Raven" (07) ist dann einen Ticken zu schmalzig, ebenso wie das schunkelnde Akkordeon in "Vesna" (09). "Die Quelle" (08) setzt noch mal ein Highlight: ruhiger Sprechgesang (russisch), eine dezente, aber treibende Umgebung. Hier versinkt man kurzerhand, ohne es zu bemerken, in der wohligen Umgebung aus Gitarre, Synthies, Percussion und Flöte. Der Abschluss mit "Try Angaly" (10) ist wehmütig, mit inbrünstigem Gesang und Trompete.

"Böse Zeit" ist über weite Strecken ein schmissiges und wuchtiges, also sehr packendes Album. Die appellierenden, flehenden oder manchmal fast verzweifelten Lyrics tragen ihren Teil dazu bei, und aufgrund der zwar folkigen, aber durchweg auch martialischen (Trommeln!) Instrumentierung passt eine Bezeichnung wie 'Martial Folk' ganz gut. Den teilweise sehr dick aufgetragenen, (weiß)russischen Pathos muss man mögen, und an ein oder zwei Stellen kippt mir das Ganze zu sehr in Richtung Schlager, kriegt aber im gesamten Verlauf immer wieder rechtzeitig die Kurve. Eine bemerkenswerte Veröffentlichung im Neofolk-Umfeld, wobei ich "the best alive one" doch für zu hoch gegriffen halte. Mal (lange) überlegen, wer diesen Orden eigentlich verdient...

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» SVALBARD @ Discogs

Themenbezogene Artikel:
» :SVALBARD: :Treue Vaterland Jugend:

Themenbezogene Newsmeldungen:
» Neues Neofolk-Projekt (ERDE) auf STEINKLANG

Anzeige:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
Link-Code zu diesem Artikel:
Wöchentliche Artikelübersicht per Mail
Werde NONPOP- Redakteur...
» Diesen Artikel bewerten
» Kommentar zum Artikel verfassen
Zusammenfassung
Ein über weite Strecken schmissiges und wuchtiges, also sehr packendes Album. Die appellierenden, flehenden oder manchmal fast verzweifelten Lyrics tragen ihren Teil dazu bei. Eine bemerkenswerte Veröffentlichung im Neofolk-Umfeld - den dick aufgetragenen Pathos muss man aber mögen!

Inhalt
01. Zur Freiheit! [mit PRAGNAVIT] (04:30)
02. Unruhevollen Jugend (04:15)
03. Der Wind [mit SEVAST] (04:27)
04. Masters Of Silence [mit A.Y.F.] (04:49)
05. Gore [mit MOON FAR AWAY] (06:11)
06. Falkenjagd (03:14)
07. The Raven [mit EMPHAVOICE] (04:51)
08. Die Quelle [mit MAJDANEK WALTZ] (04:49)
09. Vesna (05:45)
10. Try Angaly (04:21)

~ 47 min.
NONPOP RADIO
Nonpop Radio starten:

Hier Popup
Ebay- Angebote zum Thema:
Svalbard
 
cialis cialis fiyat seo sorgulamahacklink seo backlink sorgulama hacklink satış backlink satış makale programı Tanıtım Yazısı site analiz seo analiz seo aracları seo sorgula backlink satış instagram takipçi hilesi meme küçültme pubg hile al hacklink satışbacklink al google sıra bulucu
svalbard teilweise trommeln