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Endsal

RAPOON: Cultural Forgeries

Das verhinderte "Unplugged"-Album.


RAPOON: Cultural Forgeries
Genre: Experimental
Verlag: Alrealon...
Erscheinungsdatum:
16. September 2014
Medium: CD
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Wer die neue RAPOON-CD zum ersten Mal in den Player legt und anschmeißt, könnte möglicherweise ein bisschen irritiert aus der Wäsche gucken: Nein, auch wenn es zunächst den Eindruck erwecken könnte – es handelt sich nicht um den Mitschnitt eines entspannten Soundchecks während eines Free-Jazz-Festivals, wir haben es tatsächlich mit dem neuen Werk von ROBIN STOREY aka RAPOON, ehedem Mastermind der legendären, post-industriellen Tribal-Ambient-Truppe ZOVIET FRANCE, zu tun. Wie der Klappentext des Digipaks denjenigen aufklärt, der die erste Ratlosigkeit überwunden hat und nach Erklärungen sucht, wurde STOREY von einem Freund zu einem "Unplugged"-Album animiert und nahm diese Anregung begeistert auf, stellte im weiteren Verlauf aber fest, dass es so ganz ohne elektronische Verfremdung irgendwie doch nicht funzt, was in der Konsequenz zu einer konzeptuellen Light-Version des ursprünglichen Planes führte: Immer noch wurde das musikalische "Rohmaterial" tutti completo mit akustischem Instrumentarium aufgenommen, auf eine anschließende Nachbearbeitung und ein neues Arrangement wollte man dann aber doch nicht verzichten. Nun ist am Ende dann freilich auch kein "Unplugged"-Album herausgekommen, wie STOREY im Text freimütig einräumt, dafür aber doch "something which was outside of my usual working process". Das mag nun zweifelsohne sehr erfreulich für Herrn STOREY sein und wer wollte ihm nicht von Herzen zu dieser ungewöhnlichen, sein künstlerisches Schaffen mutmaßlich befruchtenden Erfahrung gratulieren. Noch vordringlicher jedoch stellt sich uns die zweite Frage: Was bedeutet die STOREYsche Experimentierlust für den Hörer, den Endverbraucher – was bedeutet sie für uns? Und vor allem: Gefällt sie uns? Was also kommt, um des Altbundeskanzlers Dr. Helmut Kohls ewige Worte zu zitieren, am Ende hinten 'raus? – Folgendes:

Gleich der erste Track, "Donnez-moi une cigarette", bringt ebenso unmissverständlich wie symptomatisch zu Gehör, wo auf "Cultural Forgeries" der Wind herweht: Eine einsame Trompete trötet knapp anderthalb Minuten vor sich hin. Punkt. Hat was leicht Jazziges irgendwie – das war's dann auch. Stück Numero zwei wartet mit recht konfusem Bodhran-Gebollere von etwa gleicher Länge auf – fertig. Mit "Banjo Arabiata" wird’s kaum interessanter, nur dass jetzt ein bisschen an Banjosaiten herumgezupft wird – Endegelände. Und im Sinne dieser neuen ... äh ... Reduziertheit geht's dann weiter. Freilich finden sich auch ein paar etwas komplexere Stücke, niemals jedoch verlässt die Musik den Dunstkreis des lediglich versuchsweise Hingeworfenen, fragmentarisch Angedeuteten, Improvisationshaften. Insbesondere im Verlauf der ersten Hälfte der CD bemerkt der aufmerksame Rezipient immer wieder charakteristische Sounds, die die Verbindung zu ZOVIET FRANCE, speziell zu deren schrägerem Material, hörbar machen. Die zweite Hälfte legt den Focus tendenziell etwas stärker auf RAPOON-typische, atmosphärische Passagen, wie man sie formvollendet von den "großen" Veröffentlichungen des Meisters – "Tin Of Drum", "Just Say The Faith", "The Fires Of The Borderland" u. a. – kennt, ohne dabei aber die spezifische Tiefe und Weite zu realisieren, die für STOREYs Musik sonst so charakteristisch ist. In der Gesamtbetrachtung muss "Cultural Forgeries" als leidlich amorphes und beliebig wirkendes Soundkonglomerat charakterisiert werden, das für eingeschworene Anhänger des STOREYschen Wirkens möglicherweise von Interesse sein könnte, ansonsten jedoch primär ermüdet, langweilt und streckenweise nervt.

Es ist schön, wenn ein Künstler eine neue Ausdrucksform für sich entdeckt, und ebenso löblich wie nachvollziehbar, wenn er diese in der Praxis ausprobieren will; wenn es jedoch nichts zu sagen gibt, wird auch die schönste Ausdruckform nicht mehr und nichts anderes zuwege bekommen als eben dieses: Inhaltsleere. Und so beschleicht einen während des Zuhörens ganz zwangsläufig die Frage: Sollte hier ein spürbarer Mangel an Substanz und Ideen durch eine konzeptuell-formale Fingerübung kompensiert werden? Der Eindruck drängt sich auf, denn über eine ansprechende Passagen hie & da, da & dort mal einen netten Sound, der den Genießer wehmütig an die Hoch-Zeiten von ZOVIET FRANCE denken lässt, und dann & wann mal einen atmosphärischen Moment kommt das Album definitiv nicht hinaus. Es klingt wie eine frei dahinimprovisierte Spielerei, die bedauerlicherweise weder zu fesseln noch zu faszinieren weiß, sondern in allererster Linie langweilt. Unbedingt ist von dieser Veröffentlichung übrigens Personen abzuraten, denen RAPOON bis dato unbekannt war, könnten sie sich damit doch den Zugang zu einem ansonsten außerordentlich faszinierenden, facettenreichen und atmosphärischen Gesamtwerk nachhaltig verbauen. Als Kuriosität mag "Cultural Forgeries" seine Berechtigung haben, als Album im eigentlichen Sinn mangelt es ihm zu sehr an Substanz, Struktur und Konzept. Vielleicht wäre ein echtes "Unplugged"-Album ja doch die bessere Wahl gewesen? Zu guter Letzt weiß leider noch nicht einmal die optische Aufmachung zu überzeugen: zu billig wirkt der 3-Panel-Digipak aus geklebter Pappe mit lieblos wirkendem Cover-Artwork im RAPOON-Tribal-Dekor.

Nein, das war kein großer Wurf – eigentlich war das gar kein Wurf, sondern eher ein Schritt. Und für ROBIN STOREY selbst mag der, aus Gründen künstlerischer Selbsterfahrung oder was-weiß-ich, ja groß gewesen sein – für die Menschheit war er eher klein.

 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» RAPOON @ The Edge
» RAPOON @ discogs
» Cultural Forgeries @ bandcamp
» Alrealon Musique-Homepage

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Zusammenfassung
Insgesamt zu zerfleddert wirkendes "Konzept-Album", das leider nicht an die Qualität und Intensität früherer RAPOON-Veröffentlichungen anschließen kann. Eine interessante Idee auf der Formebene macht eben noch kein gutes Album, wenn es an Inhalt mangelt.

Inhalt
01: donnez-moi une cigarette
02: Bodhran and ran
03: Banjo Arabiata
04: Suit Toot Coconoot
05: I saw a man
06: Slender ...in clouds
07: Some distance
08: The summer lies heavy
09: Along the calling path
10: Sway ..down down
11: Bells temple ask
12: Glass
13: Cello transfused
14: Cello yellow
15: Je veux d'l'amour
16: The delta ends
17: murmur now ...finis
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