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9. Prague Industrial Festival

Bad Sector, Domestic Front, The Three, Neuer Raum, 4+S/M


9. Prague Industrial Festival
Kategorie: Rezension
Wörter: 643
Erstellt: 19.12.2003
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Autor: Andreas Mikat

9. Prague Industrial Festival 13. 12. 2003 Prag (International Meeting of Avantgarde Musicians and Performers)

Line Up:

Bad Sector
Domestic Front
The Three
Neuer Raum
4+S/M


Allem voraus: Dies ist bedauerlicherweise lediglich ein Bericht über den Samstag des zweitägigen Festivals mit Tradition und Liebhabern auch jenseits der Landesgrenze.

Da beim Soundcheck der Bands schon die ersten Besucher anwesend waren, konnte man nicht klar ausmachen, ob nun aus den Boxen noch das Erproben und Einpegeln der Instrumente oder schon das eigentliche Konzert erschallte. Zu meinem Bedauern war letzteres der Fall. Das hatte ich aber erst knapp eine Viertelstunde nach Beginn realisiert und so begab ich mich dann Richtung Bühne. Dort tummelte sich die dreiköpfige Formation "4+S/M", wobei zwei Mann sich an vier Plattenspielern (selbstverständlich entsprechend mit Platten bestückt) aus verschiedenen Jahrzehnten der Vinyl-Historie vergingen, die ineinander gemischt wurden. Dazu entlockte der Dritte im Bunde seinem Laptop ein paar Geräusche, um das Klanggewirr noch zu vervollständigen. Selbst dem aufmerksamsten Hörer war es unmöglich, auch nur ansatzweise auszumachen, welche Platten gerade liefen.

Die nachfolgende Band "Domestic Front" bot schon ein obskures Bild. Ein Mann werkelte an den verschiedensten elektronischen Geräten, eine Dame, deren Zutun darin bestand, ihrer Geige die seltsamsten Klänge zu entlocken und noch eine fast wie in Trance wirkende zweite Dame, die auf einem Stuhl sitzend in das in ihrer Hand befindliche Mikrophon Vocals hineinsang oder sprach und diese dann mit einem Effektgerät modulierte. Es war schon ein seltsames Schauspiel und bewies, dass "Avantgarde" im Untertitel der Veranstaltung dort zurecht steht.

Über den Auftritt von "Neuer Raum" kann und möchte ich mich nicht weiter äußern, da ich statt vor der Bühne, auf ihr mich ans Werk machte, um eine Dreiviertelstunde mit meinen drei Mitstreitern, namentlich Marcel Mulak, Thomas Knauff und Ronny Herling selbst ein paar "Geräusch-Einheiten" auszuteilen.

Die dritte Band des Abends, "The Three", wurde vom Publikum schon herbeigesehnt. Obwohl normalerweise das musikalische Schaffen auf der Bühne vor sich geht, bevorzugte es dieses Projekt , vor dieser zu spielen. Von der Leinwand, die eigens für diese Band vor der Bühne angebracht war, prangten psychedelische Szenen, die sich irgendwo zwischen Wellen und Flammen bewegten. Dazu spielte ein maskiertes und mit einem Rock bekleidetes Mitglied auf seinem seltsam anmutenden, selbst geschusterten Bass. Zudem war ein, in ein an ein Mönchsgewand erinnerndes Kostüm gekleideter Musiker für die restliche Technik verantwortlich. Obwohl der Name des Projektes auf ein drittes Mitglied hinweist, konnte ich dieses jedoch nicht ausmachen, was eigentlich auch nicht weiter wichtig war. Denn das knapp zwanzig Jahre alte Projekt, das nach zehn Jahren Bühnenabstinenz bei diesem Festival wieder einen ersten Auftritt hatte, wusste durchaus auch zu zweit zu überzeugen, aufbauend auf einem einzigen Dauerton, versetzt mit gelegentlichen Geräuschen, die meist so überaschend über den Hörer hereinbrachen, dass einem das Herz in die Hose rutschte.

Der Hauptact des Abends war "Bad Sector". Er bot den Besuchern eine Stunde lang abwechslungsreiche Ambient Stücke mit einem gediegenen Rhythmusanteil.

Abschließend wurde das Publikum noch mit Songs aus der Konserve beschallt. Letztendlich ergaben auch wir uns dann gegen vier Uhr der Müdigkeit und begaben uns in unsere Unterkunft, um für den folgenden Tag und somit die Rückreise gewappnet zu sein. Einen letztendlichen Favoriten des Abend kann ich leider nicht festlegen. Jeder Künstler des Abends hat seinen eigenen Charme und Stil auf der Bühne recht überzeugend und auch beeindruckend dargeboten. So schien es, machte dieses Festival seinem Untertitel zumindest an diesem Abend der Veranstaltung alle Ehre. Ich beziehe mich dabei auf des Verständnis von Industrial weniger als "Brutaler, Lauter, Böser", sondern mehr in künstlerischer Hinsicht. So war es auch nicht verwunderlich, dass im Publikum Anhänger verschiedenster Subkulturen vertreten waren. Besonders die außerordentliche Entspanntheit des Abends hinterließ einen großen Eindruck bei mir. Ein durchaus empfehlenswertes Festival, bei dem ich bestimmt auch nächstes Jahr zugegen sein werde.


 
Archivar für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Prague Industrial Festival

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