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Michael We.

KRAKEN: Untitled

Immer noch trostlos elegant, auch ohne Titel


KRAKEN: Untitled
Genre: Dark Ambient
Verlag: Raubbau
Erscheinungsdatum:
23. Juni 2014
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: Ant-Zen


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Lange Jahre haben wir die beiden Belgier auf NONPOP begleitet. Insbesondere ab Mitte der so genannten Nullerjahre waren JORIS VERMOST und RICARDO GOMEZ Y DE BUCK sehr aktiv, brachten regelmäßig ihre klaustrophobischen Tiefsee-Soundtracks zwischen Dark Ambient, Noise und Collage unter die Leute. (Ein Interview zur Arbeit von KRAKEN findet Ihr hier.) Mit "Strop" auf RAUBBAU (Besprechung) schien sich dann zu bewahrheiten, was KRAKEN aus Spaß bis dahin zu jedem Album sagten: Es sei ihr finales. Vier Jahre Funkstille ohne jedwede Ankündigung neuer Aktivitäten. Umso erfreuter war ich über die Nachricht von RAUBBAU, dass nun tatsächlich ein weiteres Album erscheint, passend zur Zurückhaltung einfach ohne Titel – "Untitled". "A dark, cold and desolate place" verspricht das Label, "equally fascinating, enchanting and disturbing" – diese Beschreibung deckt sich mit meiner bisherigen Wahrnehmung von KRAKEN. Und auch die gleichzeitig ästhetischen, aber sehr trostlosen Alltagsfotos, mit denen das Duo seit jeher seine Alben schmückt, deuten auf Kontinuität hin. Tatsächlich hat auch das aktuelle Werk eine hohe Wiedererkennbarkeit und liefert mit dem ersten Track einen der besten der Bandgeschichte.

"Untitled 1" beginnt überraschend mit einem deutschen Text: Eine furchtsame und angewiderte, rezitierende Frauenstimme (mit Akzent) berichtet von einem "schwarzen Loch, das alles verschlingt". Sie flüstert von Verfall, Drogen, Tot und Unrat – also vom ganz normalen Leben. Harsche, knirschende, aber nicht unschöne Sounds fügen sich darunter zu einem Ambientteppich, der wiederum abrupt von Billigbeats, von Surren und Knattern unterbrochen wird. Es folgt eine melodiösere Strecke mit Gitarrentönen, die weiterhin den Gegensatz des gesamten Albums aufrecht hält: schön vs. hässlich, Freundlichkeit vs. Verderben. Das Flüstern und allerlei mystische Geräusche spielen eine Rolle, manchmal erinnert das Stück gar an geknurrten Urfolk, um am Ende wieder von flächiger Trostlosigkeit eingeholt zu werden. "Untitled 2" wirkt als Collage aus diversen, organischen Sounds. Zwischen Field Redordings und Vocals schiebt sich ein Drone und bringt einige rituell anmutende Komponenten wie Stammesgeheul oder Kampfesrufe mit. "Untitled 3" besteht im Wesentlichen aus dem rhythmischen Peitschen von Frequenzen, ebenfalls mit entfernt unterlegten, menschlichen Geräuschen. Hypnotischer Dauerbeschuss wie intensives Hubschrauberdröhnen. In "Untitled 4" spielt erneut eine Frauenstimme – spanisch? – die tragende Rolle, spricht verzweifelt zu höhligen Sounds. Das Stück geht dann über in ambienthafte Drones und verströmt die das Album durchziehende, unheimliche Atmosphäre. "Untitled 5" schließt sich nahtlos an, als düstere Soundhöhle mit weiteren Vocals, hier kommt sehr deutlich das typische KRAKEN-Flair zum Tragen, der Bezug zur See mit Geräuschen wie knarzenden Schiffsbalken. "Untitled 6" schließlich ist überwiegend ein noisiges, ansteigendes Kreischen, das Abheben eines Düsenjets oder platzende Lungen bei Sauerstoffmangel im Wasser. Am Ende läuten die Totenglocken, mit denen die rund 55 Minuten auch begonnen haben.

Belgien steht ja bei der Fußball-WM hoch im Kurs. Musikalisch fällt mir in der Regel wenig zu diesem Land ein. KRAKEN allerdings sind ein Aushängeschild, und ich bin froh, dass sie sich wieder zeigen. Diese Mischung aus Trostlosigkeit und Eleganz, die Reduzierung auf menschliche Ängste und Triebe in Kombination mit der sich manchmal einschleichenden Unterwassersymbolik – das ist einmalig. 'Human Dark Ambient', vor allem im ersten Stück auf ganz hohem Niveau.

Diskografie:

untitled. cd. album. raubbau. 2014
strop. cd. album. raubbau. 2010
nachtschade. cd+dvd. album. spectre. 2008
drift. cd. album. spectre. 2007
chagrin. cd. album. spectre. 2006
amore. 2cd. album. spectre. 2005
förlisa. cd. album. nautilus / spectre. 2003
aquanaut. lp. album. nautilus / spectre. 1999

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» KRAKEN @ Facebook
» KRAKEN-Blog

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Zusammenfassung
Endlich sind die beiden Belgier wieder da. Diese Mischung aus Trostlosigkeit und Eleganz, die Reduzierung auf menschliche Ängste und Triebe in Kombination mit der sich manchmal einschleichenden Unterwasser-Symbolik - das ist einmalig. Vor allem im ersten Stück auf ganz hohem Niveau.

Inhalt
1. Untitled (15:50)
2. Untitled (8:14)
3. Untitled (5:19)
4. Untitled (8:44)
5. Untitled (8:56)
6. Untitled (5:58)
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