DORNENREICH: Freiheit

Genre: Avantgarde
Verlag: Prophecy
Erscheinungsdatum:
02. Mai 2014
Medium: Buch & CD
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 09.05.2014
Wörter: 550
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Nach 18 Jahren Bandgeschichte erscheint mit „Freiheit“ nun wohl das vorerst letzte Album von DORNENREICH, deren Alben ich besonders aufgrund der sehr anspruchsvollen Texte zu schätzen weiß. Während dies auch auf „Freiheit“ nach wie vor die Stärke der Band ist, macht das Album musikalisch betrachtet einen etwas zweischneidigen Eindruck. „Freiheit“ führt den Weg fort, den die Band seit dem 2008 erschienenen „In Luft geritzt“ beschreitet. Seitdem nämlich treten akustische, beinahe folkige Elemente in den Vordergrund und machen einer ruhigeren Stimmung Platz, als es auf den vorherigen Alben Fall war.

Will man „Freiheit“ als eine Fortsetzung von „In Luft geritzt“ sehen, fallen im direkten Vergleich entscheidende Unterschiede auf. Obwohl sich die Instrumentierung nicht geändert zu haben scheint, klingt „Freiheit“ deutlich reduzierter. Besonders am Gesang und dem Einsatz der Violine wird dies deutlich, deren Melodik sich seltsamerweise diametral zueinander entwickelt haben. Der Gesang, der auf „In Luft geritzt“ durch den Einsatz von Flüstern und klaren Vocals abwechslungsreicher und gleichzeitig auch druckvoller war, bleibt auf „Freiheit“ die ersten drei Lieder über beinahe gleich. Man meint, einem Geschichtenerzähler zuzuhören oder eher einem Vorleser, der zwar eine angenehme Stimme hat, aber deren Potential wenig nutzt, um die doch recht emotionalen Texte lebendig zu machen. Die Violine hingegen hat anfangs nichts von der Melodik, wie sie auch „In Luft geritzt“ zu finden ist, und klingt teilweise sogar recht hektisch, fast schon „kratzig.“

Besonders bemerkbar macht sich das gleich im ersten Stück mit dem Titel „Im ersten aller Spiele,“ in dem wieder in starker Bildsprache das anfänglich ungeformte Ich thematisiert wird, das äußeren Reizen ausgesetzt ist. Der halb geflüsterte Gesang wird mit Musik untermalt, die es, wie erwähnt, nicht schafft, die Emotion zu vermitteln, die textlich durchaus vorhanden ist. Glücklicherweise ändert sich das leicht in zweiten Stück „Von Kraft und Wunsch und jungen Feder“, welches auch etwas von der Energie vorheriger Alben vermittelt. Auch „Des Meeres Atmen“ fällt ein wenig melodischer aus, aber dafür ist das Lied gesanglich relativ eintönigen.  Das folgende „Das Licht vertraut der Nacht“ ist für meinen Geschmack das beste Lied des ganzen Albums und lässt vielleicht ein bisschen an das vorherige Album „Flammentriebe“ von 2011 denken. Der Song ist hier der erste metallastige und ist sowohl musikalisch komplexer als auch gesanglich eindrücklicher als die ersten drei Lieder. Es wird deutlich, was an den ersten drei Stücken fehlt, nämlich die Brüche von stillen Passagen in heftige Ausbrüche, sowohl musikalisch als auch gesanglich. Genauso besticht „Aus Mut gewirkt“ durch ebendiese Elemente, die man von früheren Alben kennt. „Im Fluss die Flammen“, obwohl wieder nur akustisch mit Violine und Gitarren instrumentiert, klingt ebenfalls dichter als die ersten Lieder des Albums. „Traumestraum“ beinhaltet noch einmal Metal-Passagen und das letzte Stück „Blume der Stille“ ist wieder sehr ruhig gehalten.

Auf „Freiheit“ versuchen DORNENREICH also durchaus einen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens zu kreieren, fahren aber im Großen und Ganzen die Instrumentalisierung und leider auch die emotionale Intensität der Lieder stark zurück. „Freiheit“ ist somit zwar ein recht „mutiges“ Album, da es als vorerst letztes Album der Band noch einmal  eine Entwicklung aufzeigt und weiterführt, aber andererseits ist die Musik, von wenigen Stücken einmal abgesehen, einfach zu minimalistisch. Es fehlt die Abwechslung, die den Hörer auf vorherigen in ein Wechselbad der Gefühle tauchte und die neben den Texten viel vom Reiz DORNENREICHS ausgemacht hatten.