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Dekorder-Jubiläum mit BLACK TO COMM
EXCEPTER und EXPERIMENTAL AUDIO RESEARCH
Kategorie: Rezension
Erstellt: 03.05.2014
Wörter: 768
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Zum 10. Geburtstag des Hamburger Labels DEKORDER erscheinen am 28. April gleich drei limitierte 1-Side-Picture-Disc-Hybrid-Vinyls, die für keine Neuauflage vorgesehenen sind. Hybrid meint dabei die Kombination aus einer Picture-Disc und einer im klassischen Schwarz gehaltenen Seite. Dies wurde wegen der Audioqualität so gehandhabt, da ein farbiges meist nicht so voll wie schwarzes Vinyl klingt. Um also das visuelle mit dem Hör-Erlebnis zu verbinden, wurden die Stücke der jeweiligen Acts auf beide Seiten gepresst. Bereits vier dieser 12''-Hybird-Vinyls sind bisher erschienen. Hier nun folgen Vol. 5 - 7 von insgesamt 10 geplanten Alben. Namentlich handelt es sich dabei um BLACK TO COMM, EXCEPTER und EXPERIMENTAL AUDIO RESEARCH, also um Projekte, die im Bereich der experimentell elektronischen, dronig psychedelischen Musik zu verorten sind.
Zunächst wäre da mit Vol. 5 EXPERIMENTAL AUDIO RESEARCH (E.A.R.). Hierbei handelt es sich um PETE KEMBER aka SONIC BOOM, der schon SPACEMEN3 gründete und einige Bands, u.a. MGMT, produziert hat. „All Things Beeing Equal“ heißt seine 12'', deren einziges Stück denselben Titel wie das Album trägt. Sechzehn Minuten lang orgelt dann ein unbewegter Grundsound, über den sich nach etwa zwei Minuten eine zweite Orgel schiebt – leicht bewegt, jedoch gleich bleibend in der eigentlich nur aus wenigen Tönen bestehenden Abfolge. Die Dynamik des Stückes schwillt im Verlauf abwechselnd an und ab. Dazu werden flirrend mehrfach gestrichene, hoch liegende Töne ein- und wieder ausgeblendet. Bildhaft könnte hier von einem zuckenden Organ gesprochen werden, welches sich immer wieder aufbläht, um daraufhin in sich zusammenzusinken. Ein knisternd flirrendes, ein ziemlich spacig psychedelisches Hörerlebnis.
Vol. 6 kommt von EXCEPTER, bzw. vom NO NECK BLUES BAND-Mitglied JOHN FELL RYAN, der für die „The Stand“ betitelte Veröffentlichung seine Frau LALA HARRISON und seinen erst 18 Monate alten Sohn JOHN VICTORY mit einbezog, dessen Stimme dann auch gleich als rhythmisierter Sprechgesang auf „Victory Beat“ (01) zu hören ist, also als mit Ruflauten gepaartes Rezitativ, in einer uns Erwachsenen geheimnisvoll rätselhaft bleibenden Sprache. Unterlegt ist das Ganze mit einem elektronischen Rhythmus – bestehend aus dem klassischen Instrumentarium einer Bassdrum, einer eher dumpfen Snare und Highhats – über den sich eine Synthesizerfläche und fiepende Geräusche schieben, die etwas an die elektronisch futuristischen Ausdrucksformen der 1970er Jahre erinnern. „The Fence“ (02) folgt als elfminütiges Mittelstück. Wie bereits beim ersten Titel hören wir einen Beat und eine, nun mäßig variierende, Synthesizerfläche. Es blendet sich nach und nach ein gleich bleibend gespieltes Highhat ein. Parallel dazu wird ein stampfender Sound vordergründiger, der den Synthesizer nach etwa fünf Minuten abgelöst hat. Dieser läuft mit dem Highhat weiter. Bei etwa acht Minuten blendet sich alles langsam aus. Ein Rhythmus taucht auf und übernimmt schließlich das Ende des Stückes. „I Zone“ (03) beginnt nun mit einem mächtigen auf- und abschwellenden Ton. Dieser läuft circa zwei Minuten, und zwar ohne Veränderung, weiter. Dann ist auch schon Schluss – elektronisch, rhythmisch; Musik für die ganze Familie der etwas anderen Art.
Last but not least erscheint mit Vol. 7 dann auch noch „Providence“ von MARC RICHTER alias BLACK TO COMM – dem Gründer des Labels DEKRODER. Sicher ist einigen noch sein grandioses „Alphabet 1968“ von 2009 in Erinnerung, dessen filmisches Pendant übrigens von DAVID LYNCH stammt (Vgl. „The Short Films of David Lynch“), oder das 2012 als Soundtrack zum Film von HO TZU NYEN erschienene EARTH-Album, das die Bilder NYENs, welche sämtlich auf Gemälden der klassischen Europäischen Malerei (u.a. Caravaggio, Delacroix und Rembrandt) basieren, so meisterhaft mit Sound und den Stimmen von RUTGER ZUYDERVELT und CHRISTOPHER KLINE begleitet ... Hier nun knarrt, brummt und fiept es in bekannt brillanter Weise – etwa eine Minute lang. Dann fällt der Sound ab und wird von einer Bassdrum ersetzt. Es schichten sich weitere Sounds sowie einige Hats, Becken und Claps über den Bass. Eine Kinderstimme, Störgeräusche, nachhallendes Quietschen und Brummen – etwas bedrohlich, dem Titel entsprechend. Wie eine dunkle Vorahnung schleppt sich der Titel über die Zeit. Nach etwa fünf Minuten gesellt sich ein flirrender Synthesizer dazu – vom Höreindruck nach Streichern klingend – und analog brummende Töne. Zur Hälfte des Stückes wird’s mit dem nun satt aufgedrehten Synthesizer wuchtig. Daraufhin, nach etwa zehn Minuten, scheppern rhythmisch die Hats und die Becken dazu. Das klingt ziemlich überwältigend. Dann aber, in der dreizehnten Minute, läuft dieser riesenhafte Sound in wenigen Sekunden aus, und das Stück wird ruhig mit den die ganze Zeit über verwendeten, jedoch von Effekten weitestgehend freien Elementen zu Ende geführt ... Beeindruckend wird hier sehr deutlich, dass eine wie auch immer geartete Vorsehung sowohl finster, bedrohlich, unausweichlich, doch auch kathartisch sein kann.
Tipp: Am besten gleich die gesamte Reihe durchhören und mitnehmen, was man davon tragen kann!
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Verweise zum Artikel:
» Homepage BLACK TO COMM
» Homepage EXCEPTER
» EXPERIMENTAL AUDIO RESEARCH
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Zusammenfassung
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Inhalt
EXPERIMENTAL AUDIO RESEARCH - All Things Being Equal 12“ (Dekorder 072)
01- All Things Being Equal
EXCEPTER – The Stand 12“ (Dekorder 073)
01- Victory Beat
02- The Fence
03- I Zone
BLACK TO COMM – Providence 12“ (Dekorder 074)
01- Providence
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