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Michael We.

SANGRE DE MUERDAGO / NOVEMTHREE: Split

Folk aus Spanien und den USA auf "Braided Paths"


SANGRE DE MUERDAGO / NOVEMTHREE: Split
Genre: Folk
Verlag: AVANT! Records
Erscheinungsdatum:
März 2013
Medium: Vinyl LP
Preis: ~16,00 €
Kaufen bei: Labelshop


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Eine wunderschön aufgemachte Split-LP zweier Folkprojekte im Klappcover mit bemerkenswertem Artwork! Die A-Seite von "Braided Paths" gestalten SANGRE DE MUERDAGO, ein mir bislang unbekannter Verbund aus mehreren Musikern, die offenbar aus Galicien in Spanien stammen und zumindest zwischenzeitlich auch in Leipzig beheimatet waren.
Mit "A Xustiza Pola Man" (01) eröffnen sie ihre Hälfte des Albums. Nach Schritten auf Kies setzt ruhige, wärmende Folkmusik mit behutsam gezupfter Akustikgitarre und Flöte ein, die sofort eine historische Aura entfaltet. Die Stimme wirkt entrückt, nicht zu hundert Prozent im Raum, passt aber gut zur versponnenen Anlage des Songs. Später tönt sie fester und wird zudem von weiblichen Vocals unterstützt. Südländischer, leicht beschwingter, aber gleichzeitig melancholischer und nachdenklicher Folk, der sich stellenweise zum Beispiel mit der Musik von CORDE OBLIQUE vergleichen lässt. "Saudades" (02) bleibt rein instrumental, inzwischen auch mit wehmütiger Geige. Zu "Unha Ofrenta De Ósos" (03) passt der zurückhaltende, introvertierte und samtige Gesang noch besser. Ein sehr dunkles, wegtragendes Stück, bei dem die Flöte zwichendurch den führenden Part übernimmt und die Streicher richtiggehend weinen. "53º 40,6 N 008º 06,3 E" (04) - dessen Titel aus Längen- und Breitengrad besteht, die sich an einem Punkt in der Nordsee vor Wilhelmshaven kreuzen, wenn ich alles richtig gemacht habe - besteht nur aus Akustikgitarre, wodurch sich ein wenig der Eindruck eines länger andauernden Intros ergibt.



NOVEMTHREE aus den weiten US-Wäldern - hier schon einmal vorgestellt - erinnern mich nicht nur aufgrund ihrer Veröffentlichungspolitik an IN GOWAN RING. Das Ein-Mann-Projekt des LITTLE SOMEBODY-Labelchefs PYTHAGAMUS bringt seine Songs oft in sehr limitierten und ungewöhnlichen Formaten auf den Markt, ist in den vergangenen Jahren vor allen durch Splits mit anderen Künstlern aufgefallen.
Auch "Embracing The Storm" (01) arbeitet mit akustischen Gitarren, aber eher flächig gespielt als gezupft. Dazu steigt die rhythmische, sehr dumpfe Trommel ein, wodurch sich sofort etwas Uriges ergibt. Zusammen mit den flüsternden Vocals, sehr mystisch und geisterhaft, würde ich das Stück - ohne dabei viel nachzudenken - sofort als Neofolk bezeichnen. Der Gesang in "Need" (06) tönt klarer, lediglich die Gitarre begleitet, und hier ergeben sich deutliche musikalische Parallelen zum Bardentum von IN GOWAN RING. Weiche und schwebende, berührende Musik, und wenn der Gesang sich später doppelt, erinnern NOVEMTHREE einmal mehr an klassisch irische Folkbands. "This Is My Home" (07) bringt den Hörer auch textlich tief in den Wald ("...here in the forest..."), durchstreift moosige, weite und unberührte Landschaften. Zusammen mit dem ruhigen Gesang und dem folkigen 'Growlen' im Hintergrund fallen mir hier SANGRE CAVALLUM als Vergleich ein. "Othala" (08) wiederum bleibt bei purer Gitarre und traurigem Gesang, der einsetzende Gemeinschaftschor im letzten Drittel - auch mit Kinderstimmen - verleiht dem Stück einen religiösen, sakralen Pathos. Und der ultimative Vergleich kommt mir mit dem letzten Stück "The Serpents Skin" (09): SIMON & GARFUNKEL, deren Magie von "Scarborough Fair" sich hier wiederspiegelt, unterstützt von einem unheimlichen Drehleier-Drone.



Die Spanier machen sehr einfache und klare, dadurch aber auch beinahe kitschig berührende Musik. Innig, reduziert und in sich versunken. Mehr raue Energie, mehr Bilder von verwunschenen Lichtungen und Gerüche von Pilzen und Kräutern liefern aber NOVEMTHREE, deren Seite mir noch einen Tick besser gefällt. An dieser Platte stimmt ansonsten alles, außer vielleicht, dass sie besser in den Herbst oder den beginnenden Winter passen würde - aber bis es wieder so weit ist, dürften die 500 Exemplare längst vergriffen sein. Also lieber jetzt kaufen!

Das Album ist übrigens eine Gemeinschaftsarbeit von vier Labeln: AVANT! RECORDS (Italien), BOUE RECORDS (Frankreich), MÚSICA MÁXICA (Deutschland) und SICK MAN GETTING SICK (Deutschland)...

 
Michael We. für nonpop.de


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Zusammenfassung
Die Spanier machen sehr einfache und klare, dadurch aber auch berührende Folkmusik. Mehr raue Energie, mehr Bilder von verwunschenen Lichtungen und Gerüche von Pilzen und Kräutern liefern NOVEMTHREE. An dieser Platte stimmt alles!

Inhalt
A (SANGRE DE MUERDAGO)

01. A Xustiza Pola Man
02. Saudades
03. Unha Ofrenta De Ósos
04. 53º 40,6 N 008º 06,3 E

B (NOVEMTHREE)

05. Embracing The Storm
06. Need
07. This Is My Home
08. Othala
09. The Serpents Skin
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