Albumteaser
Erstaunlich: Obwohl ich schon einige Artikel über POST SCRIPTVM geschrieben habe (siehe Links am Ende des Artikels), weiß ich kaum etwas über das Projekt. Die Besprechungen älterer Alben konzentrieren sich fast ausschließlich auf die Musik. Auf diesen Effekt setzt ANDREY, der Kopf hinter POST SCRIPTVM, und so möchte er auch weiterhin nicht allzu freigiebig mit persönlichen Daten sein. Das - und mehr, zum Beispiel den Albumtitel - erklärt er im NONPOP-Interview, welches in den kommenden Tagen erscheint. Immerhin schreibt das Mannheimer Industrial-Label TESCO ein paar offizielle Sätze zum neuen Album, und man erfährt, dass die beiden gebürtigen Russen - ANDREY wird live von LIANA unterstützt, die sich auch um das Artwork kümmert - in New York leben. Also befassen wir uns weiterhin hauptsächlich mit der Musik, von der es mit "W.A.L.S.C.H." auf unserem vierten NONPOP-Sampler bereits einen Vorgeschmack gab - allerdings haben POST SCRIPTVM die Version für ihr Album noch deutlich abgeändert. Die unheimliche, düstere Atmosphäre verbreitet sich gleich mit "Horrorbirth" (01). Ein großes, metallenes Monster schleicht sich an, bleibt allerdings noch in einiger Entfernung. Brummen, Schaben, Atmen, alles sehr intensiv und kurz vor dem Ausbruch; dazu synthetische, wabernde Drones. Auch in "W.A.L.S.C.H." (02) sind die Sounds kurz vorm Zupacken, irgend etwas schleicht durch eine riesige Halle. Ganz leise wummert die Melodie und strahlt ebenfalls Gefahr aus, der Knoten aus synthetischen Tönen und mechanischem Scheppern zieht sich zusammen mit den Sprachsamples im Hintergrund weiter zu. "Corners" (03) liefert angedeutete Schreie einer verzerrten Stimme und liegt zwischendurch nahe bei einer Melodie, ist aber dann doch nicht zu fassen. "Faces Like Masks" (04) wirkt mit seinem rotorartigen Flattern eher noisig, und "Sick Of Shadows" (05) verstärkt noch einmal den Eindruck eines stöhnenden, verwundeten großen Wesens, welches Bedrohung, aber gleichzeitig Verletzlichkeit ausstrahlt, was sich vor allem in dronigen, ambienthaften Tönen äußert. Über einzelne Klaviertöne - Anklänge an frühere Alben - gelangen wir in "Clinging On Like Grim Death" (08) zum ersten Mal an richtig industrielles, peitschendes Hämmern, welches den opernhaften, verzweifelten Gesang (ohne Worte) antreibt. Und zum Schluss steht mit "Mal De Débarquement" (09) der Höhepunkt: Rhythmisches Wummern und gleißende, fiepende Töne vermischen sich zu einer Art Chorgesang aus spacigen Alienstimmen, sehr futuristisch. "Benommenheit" zeigt seine Stärke nicht durch Heftigkeit und Lautheit, sondern durch eine permanente, unterschwellige Bedrohung. So als ob sich stets aus dem Dunkeln etwas anschleicht, was nur ganz schemenhaft zu sehen ist. Wie in Zeitlupe oder Watte gepackt bewegt sich der Hörer durch die neun Stücke, manchmal beruhigt duch psychedelische Elemente wie die angedeutete Panflöte im ambienthaften "Nature Morte" (06). Es überwiegt aber in der eher als Dark Ambient denn als Industrial zu bezeichnenden Komposition die Bedrohung, die Erwartung eines morbiden und kaputten Finales. Mit den Hinweisen "Birth" und "Death" in den Songtiteln könnte man "Benommenheit" als Zyklus sehen, an dessen Ende der Rückzug, das Abwenden von der Welt steht. Ein weiteres glänzendes Album von POST SCRIPTVM, die nie stehen bleiben, sondern sich stets weiter entwickeln und konsequent ihre Ideen umsetzen. Wie gesagt: Interview folgt...
Michael We. für nonpop.de
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Zusammenfassung
"Benommenheit" zeigt seine Stärke nicht durch Heftigkeit und Lautheit, sondern durch eine permanente, unterschwellige Bedrohung. So als ob sich stets aus dem Dunkeln etwas anschleicht, was nur ganz schemenhaft zu sehen ist. Ein weiteres glänzendes Album von POST SCRIPTVM!
Inhalt
01. Horrorbirth
02. W.A.L.S.C.H. 03. Corners 04. Faces Like Masks 05. Sick Of Shadows 06. Nature Morte 07. Eerie Cargo 08. Clinging On Like Grim Death 09. Mal De Débarquement ~ 54. min |