ENOUGH!!!: ~

"Wie die Früchte eines 1000 Jahre alten Olivenbaums." So beschreibt das Label die Musik von ENOUGH!!! Da ich mich mit Olivenbäumen wenig auskenne (und zudem auf den ersten Blick "Wie die 1000 Jahre alten Früchte eines Olivenbaums" las), bringt mir der Vergleich wenig. Namen taugen da schon mehr, zum Beispiel versteckt sich CARL MICHAEL VON HAUSSWOLFF hinter diesem neuen Projekt. Wo HAUSSWOLFF draufsteht, ist der Schwede auch drin, das heißt in der Regel: ziemlich fiese, bisweilen ohrenbetäubende Frequenzen. Vielleicht haben ihn die beiden anderen Mitglieder des Trios hier und da zurückgehalten, denn überraschend lange Strecken des Debüts gleiten fast harmonisch dahin.
Neben dem Schweden - wichtiger zeitgenössischer Soundtüftler, Kurator und Vorstand des virtuellen (Kunst-)Königreiches Konungarikena Elgaland-Vargaland - sind JASON LESCALLEET und JOACHIM NORDWALL Teil von ENOUGH!!!. LESCALLEET ein US-Bastler, der vorwiegend mit Kassetten arbeitet und dessen Solowerke in Richtung Musique Concrète gehen, NORDWALL - ebenfalls Schwede - vor allem bekannt für seine jüngste Zusammenarbeit mit MIKA VAINIO ("Monstrance"), die einige Vergleiche mit SUNN O))) produziert hat. Alle drei betreiben übrigens jeweils fortschrittliche Label in ihren Heimatländern.

Das mit dem Projektnamen betitelte Album beginnt - zumindest für HAUSSWOLFF - typisch, mit sehr hohen, mächtigen Frequenzen, die an- und abschwellen, sich überlagern und öfter an der Schmerzgrenze liegen. Dazu stoßen ächzende, kratzende Noise-Sounds und - vorerst ganz selten - ein leises, beinahe rhythmisches Tuckern. Es folgen allerdings, für mich recht überraschend, lange Strecken mit einzelnen, leiseren Tönen, die wie Drones einige Zeit unverändert im Raum stehen. Unmerklich geschieht daneben das ein oder andere Geräusch im Hintergrund, Rauschen oder Wummern, und insgesamt ist die Atmosphäre fast schon friedlich, manchmal belebt von einem zarten, rhythmusähnlichen Gebilde.
Nach rund 20 Minuten schwillt das Produkt aber wieder an, die Musiker feuern mit Frequenzen aus allen Rohren eine derbe Ladung ab, die das Geräusch von Kreide auf der Tafel um ein Mehrfaches übersteigt. Im letzten Drittel gibt sich "Enough!!!" wieder überwiegend ruhig, baut auf die Schönheit des einzelnen Tons, lediglich zum Schluss leitet trockenes Rattern ein weiteres Kurzchaos ein.

Neben der uralten Frage, in wie weit Krach eigentlich Musik sein kann, speisen ENOUGH!!! die Spannung ihrer knapp 50 Minuten aus mehreren Quellen. Dem Auf und Ab, als Wechsel von Schmerz und Linderung, zum Beispiel. Der Schönheit einzelner, wenn auch nur kurz andauernder Passagen - Ruhe vor dem Sturm. Oder einer ungeheuer räumlichen, in die Poren eindringenden Produktion. Welche inhaltliche Aussage sich möglicherweise hinter dem Zusammenschluss dieser drei Experimentalmusiker versteckt, dazu gibt die Labelinfo leider nichts her, der Projektname in Großbuchstaben macht eine Deutung aber nicht allzu schwer. Genug mit dem ganzen tumben, seelenlosen Massenscheiß. Und esst mehr Oliven!

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