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Endsal

HUMAN FLESH: The 35th Human Attempt

"Les souvenirs sont le cancer de la mémoire" ...


HUMAN FLESH: The 35th Human Attempt
Genre: Experimental
Verlag: EE Tapes
Vertrieb: EE Tapes
Erscheinungsdatum:
1. März 2013
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: Tesco Germany


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HUMAN FLESH ist ein Projekt um den Belgier ALAIN NEFFE, der neben seinen diversen anderen musikalischen Aktivitäten als BeNe GeSSeRiT oder PSEUDO CODE, um nur die "bekanntesten" zu nennen, auch das, primär auf Cassetten spezialisierte Label INSANE MUSIC betreibt, wo Ende der 1980er Jahre ein Großteil der Erstveröffentlichungen von HUMAN FLESH erschienen ist. "The 35th Human Attempt" erschien erstmals im Jahre 1985 als eine der wenigen Vinylveröffentlichungen des Labels und wurde jetzt, unter Einbindung diverser Compilationbeiträge aus den Jahren 1983-1991, durch EE TAPES, ebenfalls in Belgien ansässig, im CD-Format neu aufgelegt. Mit HUMAN FLESH legte NEFFE den Schwerpunkt auf allerlei Experimente mit der menschlichen Stimme, die in den meisten Stücken im Vordergrund steht und auf unterschiedlichste Art und Weise durch den akustischen Fleischwolf gedreht wird: Besonders gerne arbeitet NEFFE mit rückwärts abgespielten Sprach- und Gesangspassagen, setzt Schnipsel verschiedener sprachlicher – meist englischer, deutscher oder französischer – Herkunft zu obskuren, mal mehr, mal weniger bedrückenden Collagen zusammen und erzählt auf diese Weise in seinen besten Momenten kleine, fiese Geschichten von Einsamkeit, Isolation sowie gesellschaftlicher und individueller Kälte, wie das – so möchte man ein wenig polemisch ergänzen – zu dieser Zeit nun mal en vogue war. Musikalisch klingen die 80er – insbesondere beim vorliegenden Tonträger – überdeutlich an: Da pluckert der Drumcomputer vor sich hin, es fiepsen allerlei nostalgische Sequenzer- und Synthiesounds, und da und dort fühlt man sich deutlich mehr als nur ein bisschen an den Soundtrack des 80er-Kultfilms "Liquid Sky" erinnert, den für "zeitlos" zu halten man im damaligen Überschwang keine Sekunde zögerte. Dass dieser Eindruck primär allerdings tatsächlich eben jenem jugendlichen Überschwang geschuldet war, mag jeder für sich selbst nachprüfen: übrig bleibt ein, heute eher ulkig wirkendes, zweifelsohne originell-groteskes, quietschbuntes Filmchen, das dem Zeitgeist überdeutlich Rechnung trägt, mithin alles ist, nur eben das nicht: zeitlos.

Und ganz ähnlich verhält es sich meiner bescheidenen Meinung nach nun mit "The 35th Human Attempt": Als historisches Zeitdokument mag das Ganze durchaus seine Berechtigung haben, in musikalischer Hinsicht jedoch scheint es mir für heutige Ohren irgendwo zwischen befremdend, uninteressant und nervig zu changieren. Nun besteht übrigens der entscheidende Grund, warum ich mich überhaupt für die Aussicht auf vorliegende Besprechung zu erwärmen wusste, in einem, bereits in jugendlichem Alter erfolgten Erstkontakt mit dem 1988er Tape "Life In Reverse/Meditation And Fears", auf dessen A-Seite NEFFE das skizzierte Konzept mit beeindruckender Konsequenz und beklemmender Intensität zu Songstrukturen zu verdichten wusste, die auch heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt haben, und dergestalt ein Werk schuf, das, gerade weil es sich den üblichen Kategorien entzieht, auch heute noch – eben: zeitlos klingt. Um nichts weniger gilt dies für die B-Seite, "Meditation And Fears", die durch zwei, ebenso außergewöhnliche wie bedrückende, 15-minütige Sprach-Sound-Collagen ("1st Day", "2nd Day") fasziniert. Womit am Ende freilich die Frage im Raum steht, warum man sich mit "The 35th Human Attempt" ausgerechnet ein Werk für die Wiederveröffentlichung ausgesucht hat, das, verglichen mit "Life In Reverse/Meditation And Fears", im Grunde genommen so schwach wirkt, dass man sich schon anno dunnemals verwundert Augen und Ohren rieb, warum ausgerechnet ersterem das Privileg einer Veröffentlichung auf Vinyl zuteil wurde, während das besagte musikalische Juwel seitens INSANE MUSIC lediglich im vergleichsweise "billigen" Cassettenformat kredenzt wurde (um im Jahre 2005 als kaum weniger billige CDR-Version abermals veröffentlicht zu werden).

Wie bei den meisten anderen Emissionen seines Ein-Personen-Projektes HUMAN FLESH auch wird ALAIN NEFFE von wechselnden, zeitgenössischen Künstlern unterstützt, allen voran seien hier DEBBIE JAFFE von MASTER/SLAVE RELATIONSHIP und GUY MARC HINANT, Mitbegründer des SUB ROSA-Labels, genannt – sogar MASAMI AKITA aka MERZBOW hat als Übersetzer eines japanischen Textes sein kleines Scherflein beigetragen (ihn deshalb gleich im engeren Sinne zum Kollaborateur zu erklären, wie der Promotext dies nahelegt, scheint mir allerdings ein wenig weit gegriffen). Auch diese, leidlich prominente Unterstützung ändert jedoch nichts an der zerfransten Unausgegorenheit, in der viele einzelne Titel wie auch das Werk im Ganzen verharren: Jenes Kunststück, das NEFFE mit "Life In Reverse" so vorbildlich gelang, nämlich seine überbordende Experimentierfreude so weit in die Zucht zu zwingen, dass am Ende etwas steht, das man doch glatt als Songs bezeichnen kann, die sich in ihrer Gesamtheit obendrein dann auch noch zu einem kohärenten Albumganzen zusammenfügen – dieses Kunststück missglückt im Falle von "The 35th Human Attempt" leider in weiten Teilen, um nicht zu sagen: auf nahezu ganzer Linie. Lediglich das, durch psychedelisch tönendes Gitarrengeklimper und mutmaßlich armenische (!) Vocals (laut Klappentext kommt ein "found Armenian poem" zum Vortrag) faszinierende "Five Minutes Before Death" sowie das, von DEBBIE JAFFEs Stimme getragene "Every Ill Man" bilden hier erfreuliche Ausnahmen. Tendenzielle Perlen finden sich vorrangig unter den versammelten Compilation-Beiträgen: So wissen insbesondere das dark-ambient-artige, feierlich-pathetische "The Fourth Soundtrack", das hymnenhaft-orgelige, und doch beinahe poppige "Nymphomaniac Child" sowie das düstere, nahezu ausschließlich auf Sprach-Patterns basierende "Ytilaer" zu überzeugen, welch letzteres in stilistischer Hinsicht übrigens die stärkste Ähnlichkeit zu den Stücken der "Life In Reverse"-Phase aufweist.

Summa summarum ein interessantes, im dreipaneligen Digipack auch optisch durchaus ansprechend daherkommendes musikalisches Dokument, das insbesondere für 80s-Zeitgenossen, subkulturelle Musik-Archäologen sowie hoffnungslose Elektronik-Nostalgiker einen gewissen Reiz haben dürfte. Allen anderen würde ich eher zur Vorsicht raten, denn die ... äh ... "Zeitlosigkeit" von "The 35th Human Attempt" kommt der von "Liquid Sky" nun mal verdammt nahe. Und so bewahrheitet sich letztlich jener Umstand, den einer der Titel auf dem Album sehr hübsch wie folgt auf den Punkt bringt: "Les souvenirs sont le cancer de la mémoire ..."

 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» HUMAN FLESH @ discogs
» The 35th Human Attempt @ EE Tapes
» Insane Music-Homepage
» EE Tapes-Homepage
» Alain Neffe and the home-taped electronic music revolution @ Times Quotidian
» Insane Music The Living Archive Of Underground Music
» Meditation And Fears (1st Day) @ youtube
» Meditation And Fears (2nd Day)@ youtube


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Zusammenfassung
Reissue eines unkonventionellen Zeitdokumentes, das vorrangig für Hörer mit musikhistorischen und/oder nostalgischen Ambitionen von Interesse, für den primär ergebnisorientierten Musikkonsumenten jedoch etwas zu mühsam sein dürfte.

Inhalt
"The 35th Human Attempt"

01 Bye, Bye Desert Land (3:20)
02 Lies (2:10)
03 First Class Liar (1:10)
04 Alone (First Part) (2:40)
05 Comme sur un mouton (4:20)
06 Every Ill Man (2:40)
07 Five Minutes Before Death (4:15)
08 Santa Maria, Please (1:50)
09 As A Last Resource (2:30)
10 Les souvenirs sont le cancer de la mémoire (5:50)
11 My Fears Are My Only Friends (2:15)
12 Alone (Second Part) (2:50)
13 Why? (5:25)

Bonus Tracks (80s vinyl compilation tracks):

14 Revolts (4:35)
15 The Fourth Soundtrack (3:15)
16 Another Insanity (2:20)
17 First Aid (4:00)
18 ... In Your Life Full Of Screams (2:40)
19 First Soundtrack (3:00)
20 Droit de cuissage (2:50)
21 Nymphomaniac Child (4:55)
22 Ytilaer (3:20)
23 (Only A) Human Being (2:20)
24 Hymn For A Dark Future (3:15)
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