Mit „Pagan City Gods“ legt DIRK-TORBEN KLEIN, alias ECHO WEST sein nunmehr drittes Album auf DARK VINYL vor und bleibt dabei stilistisch dem eingeschlagenen Weg treu: Waren die Frühwerke noch deutlich experimenteller und von düsteren Industriallandschaften geprägt, so geht es seit „Echoes Of The West“ deutlich poppiger und eingängiger zu. Ein Genre lässt sich hier schwer benennen, denn irgendwo zwischen Minimal, Elektro, Coldwave und Industrialpop haben ECHO WEST sich eine eigene Nische mit eigenem Sound geschaffen, die bestimmt wird durch die treibenden und tanzbaren elektronischen Rhythmen – die mich mitunter an FAD GADGET erinnern – und den dunklen Gesang DIRK KLEINs, der stimmlich eher an die großen Wave- und Gothicbands der 80er und 90er Jahre angelehnt ist. Diese Mischung dürfte dann auch das Erfolgsrezept ausmachen, das ECHO WEST für Anhänger verschiedenster Genres interessant macht. Das Album beginnt mit „Lost In Decline“ und führt damit auch den ersten Hit ins Feld, der ohne Zweifel die Tanzflächen der Düsterdiskotheken füllen wird. Poppige Synthiemelodien werden von harschen Industrialsounds gebrochen; darüber der erwähnte wavelastige Gesang, der Erinnerungen an alte JOY DIVISION-Zeiten weckt. Das folgende „Fallen Angels“ fällt dann minimalistischer und düsterer aus und könnte musikalisch auch aus der „The Desert Inside“-Phase von KIRLIAN CAMERA stammen. „Are We City Humans“ ist wiederum Elektropop in Bestform; anstelle eines obligatorischen Gesangsrefrains wird dieser Part hier von bis ins Detail ausgeklügelten Soundspielereien übernommen. „Tanz den Untergang“ drückt dann auch gut die nicht ganz optimistische Grundstimmung des Albums aus: „Alles zerfällt und geht vor die Hunde ...“. Auch diese Verbindung von Melodik mit Kulturpessimismus und Untergangsrhetorik schlägt eine Brücke zum Wave der achtziger Jahre – wenn schon alles dem Niedergang geweiht ist, dann sollte man wenigstens dazu tanzen können. Mein persönlicher Favorit des Albums ist allerdings das Stück „Tempelfeuer“, das weniger poppig daherkommt, aber dafür eine sakrale und hymnische Komponente hat, die das Album in seiner Gesamtkonzeption ungemein bereichert. Insgesamt ist „Pagan City Gods“ ein Pflichtalbum für Freunde von Coldwave, Elektropop und Minimal geworden – es gibt keinen Ausfall auf diesem Album, jedes Stück hat Hitpotenzial. Die Melodien sind griffig und gehen sofort ins Ohr, ohne sich jedoch bei wiederholtem Hören abzunutzen. Was die Qualität der Kompositionen angeht, hätten ECHO WEST bereits mit den letzten Alben in einer Liga mit kommerziell erfolgreichen elektronischen Projekten wie AUSTRA oder FEVER RAY spielen müssen – dass ECHO WEST auf der großen Ebene den Durchbruch noch nicht geschafft haben, ist dann auch letztendlich nur eine Frage des Labels. Das Potenzial ist jedenfalls da. Daher absolute Kaufempfehlung für alle Anhänger der genannten Genres!
Thomas L. für nonpop.de
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Zusammenfassung
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Inhalt
1 Lost In Decline
2 Fallen Angels 3 Are We City Humans 4 Autist 5 Europa 6 Gottes Kind 7 Is This Real 8 Neon Life 9 Tanz Den Untergang 10 Answers 11 Tempelfeuer 12 Traumaland |