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Albumtrailer
RAOUL SINIER ist einer dieser Tausendsassas, bei denen man sich fragt, wann sie eigentlich mal ein oder zwei Stunden schlafen. Neben zahlreichen Alben, zunächst als RA und ab 2007 unter eigenem Namen, hat der Franzose Filme, Clips und jede Menge Artwork veröffentlicht. Als 'digital painter' macht er all seine Albencover selbst, auch das aktuelle, androgyne mit einer Haarpracht aus Rauch und Farbe. Wer mehr über SINIER wissen möchte, kann zum Beispiel in dem feinen PDF-Magazin blättern, welches der in Paris lebende Künstler zu seinem Album "Brain Kitchen" (2008) herausgebracht hat. Darin finden sich auch drei Kurzgeschichten von ihm – die Autorentätigkeit habe ich bisher unterschlagen.Viele der bisherigen Veröffentlichungen habe ich als recht technisch wahrgenommen. Als bewusst angelegte Kunstwerke, unter anderem mit Elementen aus Trip Hop, Breakbeat und vielen elektronischen Spielarten mehr. "Welcome To My Orphanage" deutet allein durch seinen Titel an ('Willkommen in meinem Waisenhaus'), dass es hier persönlicher, wärmer wird und dass noch andere Elemente eine Rolle spielen. Im Opener "Entrance" (01) fließt ein langsamer, minimaler Beat über dunkles Brummen. Der dezente, perlende Synthielauf wirkt wie ein klassisches Motiv, darüber schieben sich noch fettere Synthielayer, was zusammen eine äußerst ungewöhnliche, massive Atmosphäre ergibt. Der Schlagzeugbeat wächst, klingt nach Trip Hop, verschwindet aber zum ganz leisen, ruhigen Ausklang wieder. Diese Kombination aus ganz unterschiedlichen, oft scheinbar gegensätzlichen Passagen geht weiter, nun auch mit Vocals. In "A Million Years" (02) treffen sich orgelige Synthies, Hip Hop-Rhythmen und die leise, klagende, fast hoffnungslose Stimme. Selbst zwischen Vocals und Lyrics offenbart sich dabei ein Gegensatz: "Life is good, life is nice ...", singt SINIER traurig. Auch dieser Track wartet mit einem zerrenden, sich verstärkenden Mittelpart auf, der dann eher wieder Richtung Doom oder Prog geht. Auch in "The Good Ones" (03) bleibt der Beat vertrackt, dieses Mal ist auch eine Gitarre zu hören, zu erahnen; sehr rhythmischer Wavepop mit einer in diesem Umfeld ungewöhnlichen Stimme, die ich eher Prog-Musik der 70er-Jahre zuordnen würde: hell, fast flehentlich, in der Mitte ein sehr proggiger Instrumentalteil. Ein riesiger Mischmasch, dem die klare, leise Stimme – die mich manchmal an ANTONY erinnert – auch in den nächsten Stücken Wärme und Leben einhaucht. "Analog Sh*t" (08) könnte allerdings auch von MIND.IN.A.BOX stammen, mit Vocoder und piependen, spartanischen Rhythmen. Sehr moderner, überwiegend elektronischer Pop mit Elementen aus Klassik (damit ist nicht die Instrumentierung gemeint), Prog und Minimal Wave, Hip Hop und und und, eingerahmt von elegischen, sphärischen ersten und letzten Tracks. Fantastisch, in mehrerer Hinsicht.
Michael We. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » Labelhomepage
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Zusammenfassung
Ein riesiger Mischmasch, dem die klare, leise Stimme Wärme und Leben einhaucht. Sehr moderner, überwiegend elektronischer Pop mit Elementen aus Prog, Minimal Wave, Klassik, Hip Hop und und und, eingerahmt von elegischen, sphärischen ersten und letzten Tracks. Fantastisch, in mehrerer Hinsicht.
Inhalt
01. Entrance
02. A Million Years 03. The Good Ones 04. Cleaning Man 05. Empty Shell 06. My Orphanage 07. Screws & Bandages 08. Analog Sh*t 09. Ruined Map 10. The Fine Lines 11. Where You Are ca. 55 min. |