AOKI TAKAMASA: RV8

Genre: Electro
Verlag: Raster-Noton
Medium: CD / LP
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 25.06.2013
Wörter: 550
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Die neue Veröffentlichung vom aus Osaka stammenden AOKI TAKAMASA heißt, sehr passend zur Musik, RV8. RV für rhythmische Variationen und 8 weil es sich hier eben um acht Variationen handelt. TAKAMASA bezeichnet alles so, wie es ist. Und es ist Rhythmik, Rhythmik, die ausgesprochen minimal, ohne Synthesizerflächen und Melodien auskommt, die über die gesamte Spieldauer variiert, einen langen Bogen über alle Titel spannt. Anders als z.B. bei GRISCHA LICHTENBERGER, der innerhalb nur kurzer Stücke immer wieder alles in sich zusammenstürzen lässt, um dann erneut anzusetzen und auch anders als VLADISLAV DELAY, der seinen Beat derart rumpeln lässt, dass man innerhalb der einzelnen Stücke kaum noch mitkommt, lässt sich TAKAMASA mit allem etwas mehr Zeit, verändert, bricht nicht die Stücke, deren Sound und Taktart innerhalb, sondern formt außerhalb erst mehrere dann einzelne geschlossene Teile zu einem Ganzen. Und dieses Ganze nimmt sich dann folgendermaßen aus:

Der Eingangstitel ist zunächst auf der LP nicht enthalten, ähnelt aber in Form und Variation sehr dem zweiten. Beide scheinen wie aus einem Guss und bestechen durch eine gewisse Gleichförmigkeit, die dann spätestens nach vier bzw. acht Minuten, hat man sich die CD zugelegt, ein Mitschwingen des Kopfes befördert. Es geht schnell flott zur Sache. Daran schließt sich die dritte, etwas ruhigere und ebenfalls nicht auf der LP enthaltene Variation. Die nimmt die Geschwindigkeit heraus, bereitet die Hörer auf das, was da noch kommt – verstünde man die einzelnen Stücke als Akkordfolgen, so wie ein Vorhaltakkord, der gespielt wird, um sich im folgenden aufzulösen –, gewissermaßen vor. Dann hebt die vierte Variation an. Synthesizer sind nun recht deutlich zu hören. Doch nur in Form von Einzeltönen, ähnlich wie bei SND, als rhythmische Unterstützung, um dem Stück zusätzlich Farbe zu verleihen. Im fünften Titel erzählt uns eine Stimme etwas von Synthesizern. Im sechsten glaubt man dann sogar die Melodielinie eines Synthesizers zu hören. Das allerdings stellt sich bei genauem, etwas analytischerem Hören als Täuschung heraus. Die einzeln angespielten Töne wurden lediglich mit einem Echo belegt, das dann nachhallt, die gespielten Töne in die darauf folgenden verschiebt. Deshalb glaubt man dann auch eine Melodielinie zu hören. Doch die wird nur zurechtgehört. In der siebenten Variation kommt wieder eine Stimme zum Einsatz. Sie spricht. Sie sagt: „ah, oh“ und „yeah“. Diese so bedeutungslosen Wörter werden in verschiedenen Abständen und unterschiedlichen Zusammenstellungen wiederholt – ein angloamerikanisch popmusikalisches Zitat, das so großartig beliebig wie „uh“ oder „baby“ usw. einsetzbar ist und hier, so wie die Synthesizer, der rhythmischen Verstärkung, indem es punktuell eingesetzt wird, dient. Daran schließt sich die achte Variation. Man kann nun tatsächlich auch eine Synthesizer-Fläche hören. Die nimmt, wie die dritte Variation, das Tempo heraus und lässt die CD ausklingen.

Insgesamt liegt mit RV8 ein sehr reduziertes, ja, minimales Album vor, das sich von Titel zu Titel in seiner Grundstimmung ändert, aber doch ein Ganzes bleibt. Dabei haben die Variationen sich selbst zum Thema, nehmen aufeinander Bezug, führen uns in eine von Melodien befreite Bewegung, deren Schritte, annähernd gleich bleibend, eben die Variation dieser sind.