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CARSTEN VOLLMER vs. GEHIRNIMPLOSION
Kategorie: Rezension
Erstellt: 31.05.2013
Wörter: 651
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CARSTEN VOLLMER betitelt seine Musik gern mit dem Begriff Arbeit. Vielleicht liegt das ja daran, dass er, selbst aus dem Ruhrgebiet d.h. aus Essen kommend, die Körper fressenden Formen der Arbeit gut kennt. Es sind jene, die für das Industriezeitalter stehen, dreckige, anstrengende Arbeiten, manchmal zerfleischende Mühsal … Die 18. Arbeit VOLLMERs, die bereits 2011 auf seinem eigenen Label CAT KILLER erscheinen ist und aus sieben Teilen besteht, heißt "Urban Predator". Und das ist vermutlich wortwörtlich gemeint. Ein urbanes Raubtier schlägt, kratzt und schreit alles nieder. Es koppelt, donnert, quietscht und birst an allen Ecken und Enden. Der Soundtrack zum Untergang der Industriestädte möchte man meinen. Das Licht der Sonne weicht dem Schatten. Dunkelheit und wüstes Treiben. Hilferufe schneiden durch die laue Luft der Nacht. Das Raubtier leistet ganze Arbeit. Es sitzt in allen, die sich tagtäglich abschuften. Und es drückt sich jeden Abend in das Bewusstsein dieser Leute, dann, wenn der Lärm des Arbeitstages für einige Stunden nicht zu hören ist … Dieses Szenario scheint einer Zeit anzugehören, die es nicht mehr gibt, die jedoch noch nicht ganz vorbei ist, ebenso wenig wie die Musikform des Industrial. Man kann sie als einen in lärmenden Schwarztönen getauchten Kommentar zum sich langsam verabschiedenden Industriezeitalter verstehen. Der Industrial ist ein Begleitkommentar und schreit die Hörenden, sobald die Nadel in der Rille liegt, mit voller Wucht an. Dazu in rhythmischen Folgen: Übersteuerungen, metallisches Kratzen, Rückkopplungen, ohrenbetäubendes Donnern, ein Schaben, das nach einigen Minuten nur noch ein Fiepen ist, das dann aber mit einer schreienden menschlichen Stimme und einer zerstörten und doch noch gespielten Bassdrum unterlegt wird, weiter drischt, wieder koppelt, donnert, fast explodiert. Ein rhythmisch quietschendes, vermutlich sehr schweres, aus Metall geschmiedetes Tor singt uns daraufhin seine aus Einzeltönen aneinander gereihte Melodie. Die weicht dann wieder dem Krachen, dem weit aufgerissenen Maul eines Raubtiers, das sich so urplötzlich, wie es aufgerissen vor uns auftauchte, wieder verschließt und im Dunkeln verschwindet.
Auf der zweiten Seite hören wir die Arbeit von DIRK DIETZEL. Anders als VOLLMER, der seine Gerätschaften zur Kracherzeugung selber baut, arbeitet DIETZEL alias GEHIRN.IMPLOSION mit einem Laptop. Was dabei herauskommt, ist allerdings kaum weniger lärmender, durchstrukturierter, authentischer Krach. Nein, auch die Arbeit an einem Computer kann schweißtreibend sein und nach Staub und Schmutz schmecken, sich nach Muskelkrämpfen anhören, nach einem Schlagen, das den Kopf leer, ruhig und still werden oder aber explodieren lässt… „Stiller Räuber“ heißt der erste Titel und beginnt mit stark übersteuertem Rauschen oder einem Geräusch, das dazu umgeformt wurde, sich im Verlauf modifiziert, aufbäumt und am oberen Rand derart ausfranst, als wären es Flammen, die jemandem aus dem Kopf herauszüngeln. Der zweite Titel "Ein einsamer Ort" lässt eine Gitarre spielende Person vor dem inneren Auge erkennen, die leise, kaum hörbar, eine choralartige Melodie von sich gibt. Sie singt, sehr leise. Alles scheint anfangs ganz ruhig. Doch dann, nachdem das letzte Wort in die Stille gesunken ist, bricht donnerndes Schleifen und Krachen aus. Der Ablauf wiederholt sich. Wieder die Stimme, die übrigens von THOMAS HÜTTEN stammt, wieder der Krach und wieder, am Ende, die Stimme. Dann ist es still …
Hier hört man lärmenden Krach, der die Stille, die darauf folgt, immer schon auch in sich trägt. Dieser Krach ist dabei ein untrügliches Zeichen dafür, dass etwas verschwindet. Oder anders gesagt: Der Krach der brüllenden Maschinen bedeutet, dass sie bald den Betrieb einstellen werden.
Bitte bewerte den Artikel fair und nach sachlichen Gesichtspunkten. Deine Stimme gibt dem Redakteur eine wichtige Rückinformation über seine Arbeit.
Verweise zum Artikel:
» Homepage von CARSTEN VOLLMER
» CARSTEN VOLLMER auf myspace
» GEHIRN.IMPLOSION auf wordpress
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Zusammenfassung
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Inhalt
A1 Carsten Vollmer – Feels Like An Inhuman Pancake, Remix – Spherical Disrupted
A2 Carsten Vollmer – Miss Koma Comes
A3 Carsten Vollmer – Take A Last Deep Breath And Open The Door Of Room 305
A4 Carsten Vollmer – Hunting Cunts In Albertville
A5 Carsten Vollmer – River Of Red Tears
A6 Carsten Vollmer – The Counterstrike Myth
A7 Carsten Vollmer – I Saw You Dying In A YouTube-Video
B1 Gehirn. Implosion – Stiller Raeuber
B2 Gehirn. Implosion – Ein Einsamer Ort, Guitar, Voice – Thomas "Maul" Hütten
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