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Michael We.

BURIAL HEX: Bach Eingeschaltet (5)

Hörenswertes BACH-Massaker!


BURIAL HEX: Bach Eingeschaltet (5)
Genre: Experimental
Verlag: T.u.T. / R.u.R.
Erscheinungsdatum:
März 2013
Medium: Vinyl 7''
Preis: ~11,00 €
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Ausschnitte aus den beiden Tracks

Warum CLAY RUBY aus Wisconsin alias BURIAL HEX einen Beitrag zu dieser Vinyl-Serie leistet, ist klar: Der Mann ist BACH-verrückt! Wie er uns im aktuellen NONPOP-Interview erklärt, liebt er BACHs Musik, insbesondere die Orgelwerke, und hat zahllose Einspielungen – vor allem von GLENN GOULD – zuhause im Plattenschrank. (Zitat: "Es gab sogar mal eine Phase von zwei Monaten, in der das erste, was ich mir jeden Tag angehört habe, BACH war.") Keine Frage also, dass der Musiker von dem Auftrag begeistert war. Nun bestreitet er also den fünften Teil von "Bach Eingeschaltet", der 7inch-Reihe auf TREUE UM TREUE / REUE UM REUE. Im Gegensatz zu einigen Vorgängern interpretiert er dabei nicht mehr oder weniger frei und arbeitet um, sondern stützt sich auf ein Original, welches immer wieder durchscheint. Natürlich hat sich BURIAL HEX dafür mit "Fantasie Und Fuge in G-Moll" (BWV 542) ein Orgelwerk ausgesucht.
Auch die beiden Stücke der Single tragen nicht dazu bei, das Projekt besser in ein Genre einordnen zu können. Zu vielfältig und uneinheitlich – im besten Sinne – sind die Mittel. "... from death-neoclassical to electro-acid doom, from 70s library music to psyche-prog ...", schreibt das Label, und hat irgendwie Recht.

Dieses Mal spielt – wie gesagt – das Original eine große Rolle, zumindest zu Beginn, scheint im Hintergrund noch irgendwie erhalten geblieben zu sein. Mächtige, pompöse Trommeln und Orgelfanfaren. Sofort legt sich aber eine düstere, monsterhafte Stimmung darüber, in Form von verwehten Frauenstimmen und einer besonders tiefen, erdigen Art zu growlen; ein Zerrbild, die Höllenversion von BACHs "Fantasie". Einer der Growls leitet über zu einem stoischen Rhythmus, aus dem ein Stück Synthiepop erwächst. Zunächst begleitet vom Knurren und einem rauschenden Dronegeräusch, dann ausschließlich aus zackigen Beats bestehend, lediglich die growlende Stimme taucht weiterhin auf, grummelt bis zum Ende.
Die B-Seite beginnt mit einer elektronischen Variante des Originals, wie auf einer synthetischen Orgel eingespielt. Die klassische Anmutung bleibt erhalten, pfeifend und schwebend. Das Knurr-Organ hat aber auch hier seinen Einsatz, leitet erneut über zu einem rhythmischeren Teil. Es folgt wieder ein starker, dieses Mal unruhiger Beat mit Fender Rhodes-Klängen, was stark an 70er-Jahre-Prog erinnert, immer schneller und schneller, bis kurz vor der Explosion.

Der Charme dieser BACH-Idee scheint mit jeder Ausgabe zu steigen. CLAY RUBY integriert den Komponisten in seine zahllosen elektronischen Spielarten (oder umgekehrt), inszeniert teils ein irres BACH-Massaker, knurrt den Klassiker aus der Hölle an. Sicher die ungewöhnlichste, aber deshalb auch aufregendste Umsetzung bisher.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Bach (3) @ Nonpop
» Bach (4) @ Nonpop

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Zusammenfassung
Der Charme dieser BACH-Idee scheint mit jeder Ausgabe zu steigen. CLAY RUBY integriert den Komponisten in seine zahllosen elektronischen Spielarten (oder umgekehrt), richtet teils ein irres BACH-Massaker an. Sicher die ungewöhnlichste, aber deshalb auch aufregendste Umsetzung bisher.

Inhalt
* 7inch
* clear green vinyl
* lim. 200
* hand-numbered

Seite A
Fantasie... (6:51)

Seite B
...Und Fuge (6:37)
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