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Michael We.
ATOM™: HDZukunftsmusik
Genre: Ambient
Verlag: Raster-Noton Erscheinungsdatum: 18. März 2013 Medium: CD Kaufen bei: Labelshop Albumteaser 1 von 3
Hinter ATOM™ steckt der in Chile lebende Hesse UWE SCHMIDT, den wohl viele als SEÑOR COCONUT kennen dürften; eines von zahllosen Pseudonymen. (Mit ihm haben wir vor einiger Zeit übrigens ausführlich über seine Arbeit gesprochen, zum Interview geht es => hier.) Zu "HD" erklärt er im Labelinfo, dass die Arbeiten an den Songs schon seit 2005 laufen, die Stücke nach und nach ergänzt, überarbeitet und teils ausgetauscht wurden. Die Herangehensweise ist – typisch für ATOM™ – eine Mischung aus Wissenschaft und Emotion, sozusagen eine moderne Variante des Kunstliedes. Die elektronischen Komponenten wirken maschinengesteuert, programmiert und detailgenau wie ein Uhrwerk. Darüber liegt eine weichere Komponente, in der Regel repräsentiert durch den Gesang, so dass sich insgesamt – trotz der 'künstlichen' Struktur – ein sehr warmer, floatender Sound ergibt. Dieses Mal hat UWE SCHMIDT mit einer Reihe von Gastmusikern gearbeitet, etwa ALVA NOTO, JAMIE LIDELL, MARC BEHRENS oder JEAN-CHARLES VANDERMYNSBRUGGE für die Vocals im Opener. Ganz ruhig, ganz entspannt startet dieser. Tuckernde, klickernde Sounds, dazu eine französische Sprechstimme, die im Refrain computerisiert wird. Erinnert mich deutlich, aber sehr angenehm an "Musique Non-Stop" von KRAFTWERK. "Strom" (02) ist ein kaum hörbares Britzeln und Brummen, aus dem sich ein minimaler Rhythmus schält. Die Stimme gibt Begriffe aus der Elektronik von sich ('Volt', 'Watt' ...). Eine Minimalversion von Minimal Pop. "I Love U" (03) überrascht, könnte auch von PRINCE oder HOT CHOCOLATE stammen, mit einem funky Beat per Drum Machine und souligen Vocals, die passenderweise "I love you as I love my drum machine" singen. "HD" bringt weiter viel Abwechslung: Das sehr rhythmische und flirrende "The Sound Of Decay" (04) mit E-Gitarre, perlenden Synthie-Läufen und dunkler Stimme, eine elektrisierte Version von NICK CAVE. Das peitschende, tanzbare "Empty" (05), das eine GARY NUMAN-Hommage darstellen könnte. Das lange Zeit fast nur aus Rhythmus bestehende "Riding The Void" (06), im Mittelteil mit Melodie und Stimme, Ambient à la LLOVESPELL. "Stop (Imperialist Pop)" (07) trägt die Satire ja schon im Namen. Zu einem wuppenden Rhythmus zählt eine KRAFTWERK-nahe Stimme eine Reihe von Großfirmen der Unterhaltungsindustrie auf. Die digital bearbeitete Variante von "My Generation" (THE WHO) behält ihren rotzigen Charme, wird am Ende von der Elektronik zerfleddert und aufgelöst. Und schließlich "Ich Bin Eine Maschine" (09), das Schlussstück, dessen angenehm fließender Minimal Techno im Wesentlichen mit der stoischen Aufzählung von Hertz-Zahlen bestückt wird. Ja, das macht wieder einmal Freude. Minimale, elektronische und sehr techniklastige Stücke, deren Künstlichkeit ATOM™ auf wundersame Weise immer in poppigen Charme aufgelöst bekommt. Ein Fortgeschrittenenkurs in Physik, elektronischer Musik und Dada-Lyrik, wundervoll.
Michael We. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » ATOM™ @ discogs Themenbezogene Artikel: » Angespielt: INUTILI, ATOM™, TONTTU... » ATOM™: Ich Bin Meine Maschine (Maxi) » Quintessenz: ATOM™ (UWE SCHMIDT) » ATOM™ - Kunstlieder aus Chile » ATOM™: Winterreise » ATOM™: Liedgut
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Zusammenfassung
Ja, das macht wieder einmal Freude. Minimale, elektronische und sehr techniklastige Stücke, deren Künstlichkeit ATOM™ auf wundersame Weise immer in poppigen Charme aufgelöst bekommt. Ein Fortgeschrittenenkurs in Physik, elektronischer Musik und Dada-Lyrik, wundervoll.
Inhalt
01. Pop HD
02. Strom 03. I Love U 04. The Sound of Decay 05. Empty 06. Riding the Void 07. Stop (Imperialist Pop) 08. My Generation 09. Ich Bin Meine Maschine ca. 40 min. |