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Michael We.

JULIA KENT: Character

Klassik-Ambient auf Cello-Basis


JULIA KENT: Character
Genre: Ambient
Verlag: The Leaf Label
Erscheinungsdatum:
Februar 2013
Medium: CD / LP
Preis: ~10,00 €
Kaufen bei: Labelshop


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Bei der obigen Möglichkeit, das Album nachzuhören, ist ein Gimmick versteckt: Track 11 ist ein Remix von ROLL THE DICE, der nicht mit auf dem Album ist!

JULIA KENT ist den meisten NONPOP-Lesern vermutlich bekannt. Auch wenn sie vielleicht noch nicht ihren Namen, wohl aber ihr Cellospiel gehört haben werden. Die in New York lebende Kanadierin ist eine gefragte Studio- und Livecellistin, spielte und spielt unter anderem für ULTRA VIVID SCENE, BACKWORLD, CURRENT 93, BLACK TAPE FOR A BLUE GIRL, RYAN ADAMS oder – als fester Bestandteil – bei ANTONY AND THE JOHNSONS, wie jüngst auf "Cut The World", dem aktuellen Album. Besonders wichtig sind für sie aber ihre Soloalben, die sie komplett ohne fremde Hilfe anfertigt. Nach "Delay" (2007, Besprechung) und "Green And Grey" (2011) ist nun mit "Character" ihr drittes erschienen, aufgelegt bei dem kleinen LEAF-Label aus Leeds.

Auch hier hat KENT wieder Field Recordings eingebaut, kaum wahrnehmbar, sich entzündende Streichhölzer, klingende Weingläser, schreibende Bleistifte etc. Hauptsächlich aber wird das Album getragen von den warmen, weichen Streicherdrones, die sich mischen mit gezupften Tönen. Viele Passagen sind geloopt oder mit Hall versehen, so dass sich insgesamt ein sehr intensives Ambient-Klassik-Erlebnis ergibt, bei dem dieses Mal auch einige Effekte und Spielereien hörbar werden.
"Character" ist ein Stück melodiöser als die Vorgänger, mit klaren Linien. Schichten verschiedener Cello-Modi bauen sich zu Songstrukturen auf, die Stücke wirken mit ihren vielen Wiederholungen und den kleinen Veränderungen floatend, zeitlos und sehr weit. In "Flicker" (03) überrascht zum ersten Mal eine dezente Percussioneinlage, ein tuckernder Schlagzeugbesen, der im Verlauf des Albums immer mal wieder auftaucht und zusätzliche Energie verleiht. In "Tourbillon" (04) kommt ein Piano dazu, was mehr und mehr in Richtung Klassik führt und die melancholischen, traurigen Melodien unterstreicht. Kaum zu glauben, dass es sich um eine einzelne Frau handelt und kein Kammerorchester. Ein Cembalo und ab der Mitte sogar Dark Ambient-Geräusche, höhliges Klopfen und ein Chor aus rauschenden Clustern ("Kingdom", 06) setzen weitere Akzente. Die letzten Stücke dagegen ziehen sich wieder mehr zurück; Ambient, der nur aus ein oder zwei Cello-Lagen (und dem einen oder anderen Beat oder Geräusch) besteht, was mich an dieser Stelle sehr an die ruhige Musik von FENNESZ-Alben erinnert.

Dieses dritte Werk ist noch etwas intensiver als die Vorgänger; einzig das letzte Stück wirkt etwas kitschig und aufgesetzt. Durch die Abwechslung – trotz der fast ausschließlich auf Celli basierenden Klänge – kommt "Character" einer Filmmusik nahe, deren Tracks einzelne Stimmungen oder Szenen beleuchten. Somit erinnern die 40 Minuten weniger an die Anfangstage ("Delay"), sondern eher an die jüngeren, 'moderneren' Arbeiten wie "Parallel 41" (Besprechung) zusammen mit BARBARA DE DOMINICIS. Wer den tiefen, warmen Klang eines Cellos mag, darf an den Arbeiten von JULIA KENT nicht vorbei. Für das laufende Jahr hat sie übrigens eine ausgedehnte Tour angekündigt ...

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» JULIA KENT
» KENT @ Wiki

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» JULIA KENT & BARBARA DE DOMINICIS


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Zusammenfassung
Dieses dritte Werk ist noch etwas intensiver als die Vorgänger. Durch die Abwechslung - trotz der fast ausschließlich auf Celli basierenden Klänge - kommt "Character" einer Filmmusik nahe. Wer den tiefen, warmen Sound eines Cellos mag, darf an JULIA KENT nicht vorbei.

Inhalt
CD / LP / Download

01. Ebb (2:52)
02. Transportation (4:39)
03. Flicker (3:40)
04. Tourbillon (3:16)
05. Fall (4:30)
06. Kingdom (4:53)
07. Only Child (4:24)
08. Intent (4:21)
09. Salute (4:28)
10. Nina And Oscar (3:44)

ca. 41 min.
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