Michael We.
THINGUMA* JIGSAW: Misery TogetherDer letzte Tanz auf dem Friedhof
Genre: Folk
Verlag: Deserted... Erscheinungsdatum: November 2012 Medium: Vinyl DLP Preis: ~22,00 € Kaufen bei: Bandcamp In aller Stille verabschieden sich THINGUMA*JIGSAW. Lediglich ein kurzer Hinweis des Labels in der Info zum neuen Album erklärt, dass es sich beim dritten auch um das letzte handelt. Aktuelle Informationen über das norwegische Duo zu bekommen, gestaltete sich schon immer etwas schwierig; einige Interviewanfragen sind in den vergangenen Jahren gescheitert. Und so weiß ich nichts über die Gründe, die THE SEVERED HEADMASTER (ELIJAH NOAH) und LITTLE MYTH EPIPHANYMPH (MARTE ROSBACH) zum Aufhören bewegten. Ebenso unklar ist, ob die beiden noch in Dublin in der Nähe ihres Labels DESERTED VILLAGE leben, oder ob sie wieder zurück in die norwegischen Wälder gezogen sind, die ihnen so am Herzen liegen. Auf der Homepage hatten die beiden ihr "letztes Konzert in Norwegen" auf jeden Fall für November 2012 angekündigt, good bye.
Vorgestellt haben wir THINGUMA*JIGSAW ausführlich vor fünf Jahren, rund um ihr erstes, wundervolles Album "(awakeinwhitechapel)" (Besprechung). Viel geändert hat sich musikalisch seitdem nicht, und das ist in diesem Fall sehr gut so. Denn die kuriose und liebenswerte Weise, mit der die beiden ihren selbst so betitelten Splatterfolk darbieten, ist nach wie vor einmalig. Die Lieder auf "Misery Together" lassen sich zweiteilen: Zum einen ELIJAH mit seinem traurigen, gezupften Banjo. Er singt fast im Falsett, was den Songs manchmal einen kabaretthaften Einschlag verleiht; spartanische, verwehte und vor allem morbide Lieder, zu denen wunderbar die singende Säge passt, die manchmal als Begleitung dazu kommt. Ein letzter Tanz auf dem Friedhof. Selten stoßen andere Gäste wie ein zartes Holzblasinstrument oder ein Harmonium dazu, welche dann umso intensiver wirken. Die gruselig-folkige Atmosphäre wird ab und zu verstärkt durch hörspielartige Einsprengsel von Stimmen, darunter die des bekannten US-Schauspielers BRAD DOURIF. Wenn MARTE singt, ist die Stimme klarer und direkter, etwas weniger zerbrechlich. Trotz aller Zurückhaltung wirken diese Stücke dann etwas fröhlicher, werden ab und zu neben dem Banjo auch von einer Akustikgitarre untermalt. Gemeinsam haben alle Songs das Splatterige, was neben dem fragilen Gesang vor allem durch die Texte entsteht ("I killed a child ...", "Daddy killed me and hit me, Mom went crazy ..." oder "Good evening Master Dead ..."). Wieder einmal ist es erstaunlich, wie viel Atmosphäre sich mit ein, zwei Instrumenten und einer Stimme erzeugen lässt. Dazu tragen auf "Misery Together" insbesondere die vorsichtig eingesetzten Effekte – wie eine Spieluhr-artige Percussion oder ein Kinderreim – bei, welche den Rest der Kompositionen umso zerbrechlicher erscheinen lassen. Wer diese Band noch nicht kennt, könnte sich vielleicht mit einem COCOROSIE-Vergleich einfangen lassen, wobei dieses norwegische Duo nicht nur skurril, sondern geradezu kaputt wirkt, wie ein zerbrochenes Spielzeug. Eine einzigartige Mischung aus Folk – gerade auch aufgrund der düsteren Texte – und Country, die auf diesem Album ihren Höhepunkt erreicht. Wie schade, dass es THINGUMA*JIGSAW nach dieser Doppel-LP nicht mehr geben soll!
Michael We. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » Bandseite » Labelseite Themenbezogene Newsmeldungen: » LPs von THINGUMA*JIGSAW und UNITED BIBLE STUDIES
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Zusammenfassung
Wer diese Band noch nicht kennt, könnte sich vielleicht mit einem COCOROSIE-Vergleich einfangen lassen, wobei dieses norwegische Duo nicht nur skurril, sondern geradezu kaputt wirkt. Eine einzigartige Mischung aus Folk und Country, die auf diesem - letzten - Album ihren Höhepunkt erreicht.
Inhalt
Doppel-LP oder Download
01. Camp Blood - Then & Now (03:07) 02. Night Of The Creeps (02:49) 03. What Does Remain? (03:09) 04. You Must Suffer So The Guild Can Thrive (03:38) 05. A Prayer To The Genetic Guild (03:22) 06. Folkgore / Dulce Et Decorum Est Pro Pornografica Mori (12:01) 07. Reminiscences Of A Childmurderer (02:55) 08. Misery Together (02:31) 09. I Am Not Afraid Of You (01:49) 10. John Carpenter (03:30) 11. This Devilish Dichotomy (00:53) 12. It`s In Your Blood (01:58) 13. Why Flowers Still Grow (04:22) 14. One Night Soon (02:21) 15. Hello, Derodidymus (02:58) 16. Opportunity Knocks (01:44) 17. This Hellish Heirloom (03:14) 18. Good Evening, Master Death (01:42) 19. St. Peter (02:32) |