DARKRAD: Abnormal Love

Genre: Industrial
Verlag: Cold Meat...
Vertrieb: TESCO
Erscheinungsdatum:
November 2012
Medium: CD
Preis: ~14,00 €
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 26.11.2012
Wörter: 444
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Ob Musiker gute DJs sind, hängt zumeist vom Standpunkt des Hörers ab – ob dieser eben nicht nur das erwartet, was er auch schon von dem Musiker gewohnt ist, sondern ob er auch mit dem eigenen Musikgeschmack des Musikers etwas anfangen kann. Grundsätzliches Können natürlich vorausgesetzt. Einfaches Plattenauflegen ist schließlich kein DJ-ing. Umgekehrt verdingen sich heutzutage auch viele DJs als Musiker oder Produzenten – auch hier kommt es darauf an, ob die kreativen Ideen und das musikalische Können, die man als Musiker braucht, auch bei dem gelernten DJ vorhanden sind.

Mit JANA KOMARITSA alias JANA DARK wagt sich nun jedenfalls eine DJane unter dem Namen DARKRAD an das Machen von Musik. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Dark Ambient und Industrial-Klängen, die teilweise rein instrumental bleiben und teilweise mit weiblichen Vokaleinsätzen bestückt wurden.

Wie für das Genre üblich fungieren zumeist düstere und basslastige Flächen als Grundbestandteil. Auffällig ist bei DARKRAD der starke Hang zu pulsenden oder auch an- und abschwellenden Sounds. Gleich bei „Umrete“ drängt sich zum Beispiel ein analog-elektronischer Puls in den Vordergrund. Beim nachfolgenden „Harvester“ schwingen sich dagegen an- und abschwellende Sounds zu immer größerer Lautstärke auf. Neben noisigen Sounds über massiven Bassflächen („Odinokie“) gibt es aber auch mal eher moderne Industrial-Bounce-Beats, die man sonst eher beim HANDS-Label vermuten würde als bei COLD MEAT INDUSTRY. „When They Scream“ stellt aus meiner Sicht den Höhepunkt des Albums dar, weil hier einmal echte, bedrohliche Atmosphäre aufkommt. Drumschläge liegen hier über Flächen, die dazu mit verzerrten, weiblichen Vocals angereichert werden. Eine Steigerung erfährt das Ganze dann noch durch hier und da eingesetzte explosionsartige Schläge. Eher ruhig klingt die Platte mit „Ogromnoe Nebo“ und dem ganz netten „I See You Cry“ – letzteres mit Meer-Atmo, Glockenklängen und sakralen Gesängen im Hintergrund – aus.

Insgesamt besehen fehlen „Abnormal Love“ die wirklich guten, musikalischen Ideen, um im bereits völlig überlaufenen Genre Dark Ambient/Industrial durch und durch zu überzeugen. Besonders problematisch – und für dieses Genre tödlich – ist hierbei aber zusätzlich das höchstens durchschnittliche Sounddesign. Die Flächensounds wirken zu oft etwas platt, pappig, starr und mit wenig Tiefenwirkung ausgestattet. Richtige Soundwelten tun sich jedenfalls nicht auf. Wenn einem dann noch 90er-Jahre-Sound-Effekt-Presets von der Standard-Sample-CD entgegenschallen, die erstens schon dutzendfach verwendet wurden und dazu auch auf diesem Album gleich mehrfach eingesetzt werden, dann schwindet das Verständnis für die Musikerin schon etwas mehr.

Diese Platte kann einer COLD MEAT-Produktion von vor zehn oder fünfzehn Jahren letztlich nicht das Wasser reichen und etwas mehr Mühe bei der Produktion eines Albums unter dem Eindruck der immer billiger werdenden und jederzeit zugänglichen Produktionsmittel kann man als Hörer auch schon einmal einfordern.