VLADISLAV DELAY: Espoo

Genre: Electronica
Verlag: Raster-Noton
Erscheinungsdatum:
25.06.2012
Medium: Vinyl 12''
Preis: ~0,00 €
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 30.07.2012
Wörter: 463
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VLADISLAV DELAY, mit bürgerlichem Namen SASU RIPATTI, stammt aus Finnland, gründete das Label HUUME RECORDINGS und lebt mit der als AGF bekannten Musikerin ANTYE GREIE zusammen, die unter anderem 2010 gemeinsam mit GUDRUN GUT als GREIE-GUT-FRAKTION die CD „Baustelle“ eingespielt hat. RIPATTI selbst nun nutzt auch Pseudonyme. Er dürfte einigen entweder als LUOMO, SISTOL, UUSITALO oder als CONOCO bekannt sein. Auf jeden Fall, und das ist hier von Bedeutung, arbeitet er seit 1999 als VLADISLAV DELAY.
Seine unter diesem Namen diesjährig vorgelegte 12'' Vinyl-EP „Espoo“, die auf dem Label RASTER-NOTON erschien, geht dabei ungewöhnliche Wege. Sie enthält zwei etwa achtminütige Stücke, die stark rhythmusorientiert sind. Es handelt sich hierbei aber nicht um eine schlichte und in der elektronischen Musik geradezu konventionelle Vierviertel-Taktung, sondern um eher seltsam getaktete Raster. Steht der erste Titel beinah schon außerhalb des gewohnten Taktgefüges, schlägt der zweite mit einem gefühlt nie enden wollenden Stakkato zu.
Doch der Reihe nach. „Olari“, der erste Titel der EP, beginnt mit einem Loop, der, von Filtern und Echos manipuliert, den Eindruck macht, als sei er an der falschen Stelle geschnitten worden und passe daher nicht. Dies ist jedoch nicht der Fall. Denn dieses Gefühl ist der Rhythmisierung geschuldet. Doch dann, etwa nach zweieinhalb Minuten, werden in die Taktlücken zwei weitere Bassschläge gesetzt, so dass das eigene Taktgefühl völlig durcheinanderkommt. Gefühlt passt dann wieder etwas nicht. Und ja, hört man genau hin bzw. zählt die Schläge mit, kommt man darauf, dass es sich – zumindest nach meiner Zählung – um einen 5/6-Takt handelt. Nun, die Musik von VLADISLAV DELAY widersetzt sich eben dem Gewöhnlichen. Dann kommt „Kolari“, der zweite Titel, die B-Seite der EP. Da hämmert dann ein Achtelbeat, schnell und heftig, d.h. eher industriell. So scheint sich hier insgesamt Einiges zu widersprechen. Ja, es scheint da etwas aufeinander zu prallen. Vielleicht ist es die Suche DELAYs nach einer einerseits unkonventionellen und daher wohl eher abseitigen und andererseits dance-floor kompatiblen Musik – wer weiß?

Zum Schluss noch etwas Geographie und Geschichte: „Espoo“ ist eine Stadt in Südfinnland, „Olari“ (in „Espoo“ gibt es einen Supermarkt der „Schönbergs Olari“ heißt – vielleicht ist ja der Schönberg damit gemeint?) ist ein Stadtteil von „Espoo“. „Kolari“ heißt Zusammenstoß bzw. Kollision/Unfall, ist aber, genauso wie „Olari“, ein Ort. Dieser befindet sich im finnischen Teil Lapplands. Ende 1944 kämpfte dort die finnische Armee gegen die Wehrmacht und nahm den Ort schließlich ein.