WHITE HEX: Heat

Genre: Gothic
Verlag: AVANT! Records
Vertrieb: AVANT! Records
Erscheinungsdatum:
Juli 2012
Medium: Vinyl 12''
Preis: ~16,00 €
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 18.07.2012
Wörter: 438
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Hört man den Opener der 12''-E.P. „Heat“ des australischen Duos WHITE HEX namens „Stranger Love“, dann habe zumindest ich das Gefühl, ich werde augenblicklich in die 80er Jahre zurückkatapultiert. Auch Gedanken an runtergerockte Clubs, in denen sich auf vernebelter Tanzfläche düstere Gestalten langsam hin und her bewegen, schießen einem sofort in den Sinn. Wie soll man das Ganze also nennen außer einer Verneigung vor Post Punk, Wave und Goth Rock – allerdings auf Valium, da die Stücke eher langsam, gemächlich dahinwabern, anstatt sich der hektischen Variante dieses Sounds zu öffnen.
Nach wohligem Zurücklehnen zeigt sich dann auch schnell: Gitarren- und Bass-Sounds klingen 1:1 wie in den Hallräumen der 80er geboren. Die weibliche Stimme erklingt melancholisch bis lethargisch, verhallt und eher verhalten. Die auch damals schon übliche Drum-Machine sorgt dagegen für stoische Rhythmusuntermalung.
Insgesamt klingt das Ganze also sehr nach den Anfängen der THE SISTERS OF MERCY – die düstere „The Reptile House E.P.“ scheint hier zum Beispiel durch – aber auch nach frühen THE CURE oder THE GUN CLUB. Eine heute nahezu inflationär angedichtete Nähe zu JOY DIVISION mag ich – glücklicherweise, muss man mittlerweile fast sagen – allerdings nicht erkennen, da alleine schon der Basssound deutlich in die Richtung der drei erst genannten Bands deutet. Auch das melodisch-elegische, um sich selbst kreisende, hypnotische Gitarrenspiel war so für JOY DIVISION eigentlich nie typisch. 
Richtig gut gelungen sind sicherlich „Stranger Love“, „Holiday“ und „Nothing Comes“. Auf der zweiten Seite der Platte zeigen sich aber auch leichte Ermüdungserscheinungen, was in Hauptsache an dem wenig variablen Gesang von TARA GREEN liegt – hier wird man sich für die Zukunft noch etwas überlegen müssen.

An der Fundamentalkritik, dass man sich mit dieser Platte überdeutlich am Sound und der Atmosphäre der frühen 80er bedient und damit wenig Neues beizutragen hat, ist sicherlich nicht zu rütteln. Wer schrieb oder sagte noch zuletzt, man habe langsam das Gefühl, man lebe heutzutage nur noch auf einem musikalischen Friedhof und wir alle wären Nekrophile, die in Leichen herumstochern? (– es waren die CROCODILES). Allerdings schafft man es mit dieser E.P. eindrucksvoll auch die nebelverhangene, düstere Atmosphäre authentisch herüberzubringen. Die Abgründe, die Zerrissenheit zu zeigen. All die anderen netten und lieben Post Punk-Epigonen, die so wirken, als säßen sie abends brav mit der Familie im Reihenhaus vor dem Fernseher, haben mich bisher jedenfalls noch nicht überzeugt. Wenn Musik nur noch als fadenscheinige Fassade wirkt, dann ist das Problem offensichtlich. Genau das Problem hat Musik gerade auch im Untergrund heute allerdings an allen Ecken und Enden. Diesen Vorwurf kann man WHITE HEX meiner Meinung nach aber nicht machen. Fadenscheinig wirkt an dem überaus dichten Sound nämlich überhaupt nichts.