 |
  Vor zwei Jahren veröffentlichte der gebürtige Schotte RUDI ZYGADLO sein Debütalbum "Great Western Laymen" und fand damit – vorwiegend in Elektronikblättern – wohlwollend Erwähnung. Besonders häufig fiel der Begriff 'Dubstep' als ungefähre Einordnung seiner Arbeit, aber auch der Name FRANK ZAPPA wurde aufgrund des Gesangs genannt. Nun, nach zahlreichen Liveshows quer durch Europa, steht das zweite Album des inzwischen in Berlin lebenden Musikers an, "Tragicomedies". Als Vorbote kommt diese Single auf den Markt, benannt nach einer griechischen Muse und in meinen Augen mit einem der ersten gescheiten Sommerhits des Jahres. "Pop for people who read", schreibt das Label und spielt damit wohl auch auf die Belesenheit des Künstlers selbst an, der sich von einer ganzen Riege an Autoren inspiriert sieht. Sein Interesse an griechischer Mythologie, welches das neue Album auch beeinflusst haben soll, spiegelt sich aber meines Erachtens lediglich im Titel wider.
RUDI mischt Elektronik und Akustik sehr gekonnt. "Melpomene" startet mit Loops von perlenden Läufen eines zerschredderten Klaviers, zerlegt in einzelne Rhythmussegmente. Dazu setzt zügig die nachdenkliche und angenehm volle Stimme ein, später gedoppelt und gedreifacht, quasi transferiert in einen selbstgebastelten Chor. Dabei unterstützt sich der Schotte mit weiteren Instrumenten wie Akkordeon und zusätzlichen elektronischen Spielereien, Plings und Beeps. Mich erinnert das sehr an die verschrobenen Popsongs der NITS oder an die Dramatik von DIVINE COMEDY, wobei deutlich mehr Frickeleien vorhanden sind, vermischt mit klassischen Anteilen wie der langen Instrumentalstrecke Akkordeon / Piano in der Mitte des Songs. Die B-Seite ist noch elektronischer, verspielter, der seltsame Chorgesang klingt tatsächlich nach FRANK ZAPPA. Unruhig ist der Beat, bewusst künstlich und retro, dann folgt am Ende doch noch ein Stück Neoklassik: Die Streicher beenden den Song wie in einer LP-Auslaufrille. Die Download-Version der Single beinhaltet noch einen Remix des Titeltracks (von µ-ZIQ, einem Londoner Musiker auf demselben Label). Er ist zwar deutlich dance-orientierter – sehr rhythmischer Ambient fast ohne Vocals –, transportiert aber dennoch die verträumte Atmosphäre des Originals. Eine lange Aufzählung, die sich vor allem auf den Titeltrack bezieht: Das ist entspannter, melancholischer, fließender, warmer, moderner und intelligenter Sommerpop. Ich bin sehr gespannt auf das Album, wobei schon die B-Seite der Single vermuten lässt, dass es auf "Tragicomedies" teilweise auch experimentell und weniger 'glatt' zugehen dürfte. "Melpomene" jedenfalls wird mich die kommenden Wochen begleiten.
Michael We. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » RUDI ZYGADLO @ soundcloud
Anzeige:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
|
Zusammenfassung
Eine lange Aufzählung, die sich vor allem auf den Titeltrack bezieht: entspannter, melancholischer, fließender, warmer, moderner und intelligenter Sommerpop. Das Album wird wohl experimenteller, aber die Vorab-Single "Melpomene" begleitet mich definitiv durch die kommenden Wochen.
Inhalt
A: Melpomene (3:55)
B: Arrows (3:52) Download: Melpomene (Remix, 4:50) |
