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Michael We.

NIEDOWIERZANIE / STAUB: Influences ...

... Errantes - A Metampsychotic Séance. Kontakt mit Toten


NIEDOWIERZANIE / STAUB: Influences ...
Genre: Ambient
Verlag: T.u.T. / R.u.R.
Erscheinungsdatum:
Juni 2012
Medium: Kassette
Preis: ~8,00 €
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Was bleibt, wenn ein Mensch stirbt? Diese elementare Frage beschäftigt die Menschheit wohl schon immer. Auch die beiden Ambient-Projekte NIEDOWIERZANIE und STAUB, vertreten auf dieser Split-Kassette (TREUE UND TREUE / REUE UND REUE), widmen sich dem Thema. Wie der Untertitel "A Metampsychotic Séance" und das Vorwort des französischen Metaphysikers RENÉ GUÉNON verraten, sollen die je 25 Minuten eine Art Kontaktaufnahme mit den Toten darstellen, eine – um das abgedroschene esoterische Wort zu benutzen – Séance, also die Verbindung zur Welt der Toten oder des Übernatürlichen mit Hilfe eines Mediums. Ganz so düster und jenseitig, wie es auch das wunderschöne Cover mit einem gesichtslosen, alten Schwarz-Weiß-Foto (eines von vier verschiedenen Covern) suggeriert, ist die Musik dann aber nicht.

Der in Berlin lebende Franzose LÈO ist auf Seite A dennoch ein Stück dunkler als auf seinem letzten, warmen Album "Attendre" (Besprechung). Mit Stimmengewirr, Rabengeschrei und glänzenden, synthetischen, voluminösen Drones startet das 'Projekt Jenseits". Auf jede Verdichtung der Sounds folgt Entspannung, bis die Drones melodiös allein im Raum stehen, der Übergang zur melodischeren Phase des ersten Stückes. Es folgen fast wohlige, sphärische, wabernde Sounds.
Mit Vogelgezwitscher und Straßenrauschen stehen Field Recordings auch am Anfang von "Dans Dix Mille Ans" (A2), dem zweiten Track. Es entfaltet sich eine noisige, verrauschte Fläche, in die ein bedrohliches Tuten hineinfährt. Zusammen mit den dramatischen Stimmen entsteht ein martialischer Eindruck. Dann wieder gleißende Eleganz, melodiöser Synthie-Ambient, wunderbar stimmungsvoll. Diese Passage verströmt ganz besonders die Atmosphäre einer Zwischenwelt, eine historisch-zeitlose Komponente, wozu auch die akustischen Anklänge mit Streichern beitragen.
Der dritte NIEDOWIERZANIE-Song schließlich ist recht 'ethno', mit einer Sitar nachempfundenen Klängen und erneuten Stimmen. Ein schwebendes Sich-Entfernen von dieser Welt.
Seite B bestreitet ein mir unbekanntes, britisches Ein-Frau-Projekt mit dem alltäglichen Namen STAUB. Die Musik wird noch sphärischer, Wiederholungen dauern länger an, und über weite Strecken klingt "En Montant Les Escaliers" (B1) wie ein ewig singender Engelschor mit leichten, sanft an- und absteigenden Variationen. Sehr hypnotisch! Nach rund zehn Minuten bleibt zwar der Chor, im Vordergrund spielt aber eine einfache, klare Melodie, welche sich ebenfalls schier endlos wiederholt und am Ende zu Staub (passend) verweht.

Vergleiche mit einigen russischen Projekten wie zum Beispiel SAL SOLARIS bieten sich an, die ebenfalls sehr sphärisch klingen und Einsamkeit auf eine angenehme Art und Weise vertonen. Mysteriös, geheimnisvoll, aber nie als Horror-Soundtrack präsentiert sich dieses sympathische Tape; im Gegenteil, der Kontakt zu den Toten scheint nicht allzu unangenehm zu sein. Feine Produktion des qualitativ oberklassigen Labels, welches wieder einmal belegt, dass es ein Händchen für außergewöhnliche Ambient-Musik hat.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Hörbeispiel 1
» Hörbeispiel 2
» Hörbeispiel 3
» Hörbeispiel 4
» Hörbeispiel 5

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Zusammenfassung
Mysteriös, geheimnisvoll, aber nie als Horror-Soundtrack präsentiert sich dieses Tape; im Gegenteil, der Kontakt zu den Toten scheint nicht allzu unangenehm zu sein. Feine Produktion des Labels, welches wieder einmal ein Händchen für außergewöhnliche Ambient-Musik beweist.

Inhalt
* C50 Kassette
* unterschiedliche Artworks
* lim. 80

Side A

A1 NIEDOWIERZANIE: L'Épave (11:35)
A2 NIEDOWIERZANIE: Dans Dix Mille Ans (5:52)
A3 NIEDOWIERZANIE: En Montant Les Escaliers (7:04)

Side B

B1 STAUB: Irrende Einflüsse (24:49)
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