WINO u.a.: Songs Of Townes Van Zandt

Die Geschichte des TOWNES VAN ZANDT ist in den vergangenen Jahren oft erzählt (und 2004 unter dem Titel "Be Here To Love Me" sogar verfilmt) worden. Je mehr junge US-Musiker im Zuge des Folk- und Country-Booms seine Lieder neu interpretierten, umso berühmter wurde der depressive Texaner posthum. Alkoholkrank und drogenabhängig starb er am Neujahrsmorgen 1997 im Alter von nur 52 Jahren. Sein Leben in selbstgewählter Armut – geboren als Sohn eines reichen Öl-Magnaten – spiegelte sich in den Liedern des Singer / Songwriters wieder. Verzweifelte Liebesballaden, düstere Straßen-Geschichten. Obwohl er selbst viele weitaus berühmtere und erfolgreichere Musiker berührt und inspiriert hat (nicht zuletzt BOB DYLAN) und mit einigen von ihnen gut befreundet war, blieb er selbst sein Leben lang ein Außenseiter und Geheimtipp.

Wie schon angedeutet, existieren zahllose Cover seiner Songs. Dieses Tribute-Album gehört aber zu den besten Versuchen, den VAN ZANDT-Spirit einzufangen. SCOTT KELLY von NEUROSIS ist seit jeher Fan, entdeckte VAN ZANDT im Alter von 13 Jahren für sich. Schon auf manchen NEUROSIS-Konzerten waren einige Coversongs im Programm, kürzlich war KELLY in Europa in kleinen Clubs unterwegs, um "Songs Of Townes Van Zandt" zu bewerben. Neben KELLY sind auf diesem Album Bandkollege STEVE VON TILL sowie WINO (aktuell Sänger bei SAINT VITUS) vertreten, also drei gestandene Metal-Größen, die sich die neun Songs gerecht aufteilen – je drei pro Mann. Erschienen zunächst als Vinyl, kommt nun die CD auf NEUROT RECORDINGS Ende Juni nach, einem Label, an dem wiederum die beiden NEUROSIS-Mitglieder beteiligt sind.

Ein Rezept dieser Hommage ist, dass sich die drei Sänger stark an den Originalen orientieren, deren Zerbrechlichkeit übernehmen und ebenfalls, wie VAN ZANDT, rein akustisch mit Stimme und Gitarre agieren. Das Ergebnis ist ebenso berührend und emotional wie die Vorbilder. Rauchige, lebenserfahrene Männerstimmen machen die Identifikation hörbar, das ist kein bloßes Nachsingen. Selbstverständlich taucht bei dieser Art von Musik sofort DYLAN als Vergleich auf, der geschichtenerzählende Singer / Songwriter zwischen Folk und Country, allerdings können die drei Interpreten hier alle wesentlich besser singen. Sie vermitteln die tiefe Verzweiflung, die Western-Atmosphäre des einsamen Cowboys. Für mich passt die Stimme von WINO noch einen Tick besser als die der anderen beiden zu VAN ZANDT, außerdem hat sein Gitarrenspiel den meisten Blues. "A Song For" (09) ist dementsprechend auch der Höhepunkt des Albums, die Stimme gedoppelt, was zusätzliche Dramatik verleiht und mich an CHANGES erinnert, die hier übrigens auch ab und zu als Vergleich auftauchen könnten. Einzige Schwäche dieses wirklich gelungenen Tribute-Albums ist die Kürze: 37 Minuten sind selbst für die LP-Version recht dürftig.

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