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Michael We.

AHAB: The Giant

Walfang-Doom nach EDGAR ALLEN POE


AHAB: The Giant
Genre: Doom
Verlag: Napalm Records
Erscheinungsdatum:
Mai 2012
Medium: CD / LP
Preis: ~14,00 €
Kaufen bei: Nuclear Blast


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AHAB haben die Wahrheit gesagt! Im NONPOP-Interview kündigte Bandkopf DANIEL DROSTE vor einiger Zeit an: "AHAB dient uns als Plattform, nautische Geschichten vertonen zu können, und in diesem Rahmen werden wir uns thematisch auch weiterhin bewegen. Diese Thematik ist derart vielschichtig, dass wir auch innerhalb dieses Rahmens den Kurs ändern und in eine andere Richtung rudern können." Das dritte Album der schwäbischen Doomer ist das Exzerpt dieser Aussage: Geblieben sind die nautischen Themen, geändert hat sich trotzdem viel.
Wie für die beiden Vorgänger auch hat sich das Quartett für "The Giant" einer literarischen Vorlage bedient. ARTHUR GORDON PYM erlebt im einzigen Roman von EDGAR ALLAN POE ("Der Bericht des Arthur Gordon Pym", 1838) zahlreiche Abenteuer auf See – eine Meuterei zählt dabei zu den harmloseren – und kommt im Laufe seiner Erlebnisse auch auf einem Walfänger unter. Neu ist erstens die Optik: kein düsteres Original-Gemälde, sondern ein eigens für "The Giant" geschaffenes, überraschend psychedelisches Cover. Es weist zweitens auf die Entwicklung der Musik hin, die sich noch weiter weg von reinem Doom bewegt als die beiden bisherigen Alben.

Langsames Gitarrenspiel trägt die ersten Minuten von "Further South" (01), fast improvisiert wirkend. Erst nach zwei Minuten setzt ein Schlagzeug-Besen ein, dazu – auf "The Giant" generell großartiger – Gesang, hier gedehnt und verträumt, teilweise gedoppelt. Alles sehr melodisch und melancholisch, Doomgefühl (noch) ohne Doom. Nach vier Minuten ein erstes kleines Grollen, kurz darauf bricht der Donner los mit Bass, Schlagzeug und E-Gitarre, der Gesang wechselt in dunkles Growlen, was die anschließenden Klarpassagen noch verzweifelter klingen lässt. "Aeons Elapse" (02) beginnt ebenfalls mit einem ruhigen Gitarrenintro; dunkles Flüstern, dann ein Doom-Schrei und die typisch dröhnende Kombi aus Bassgitarre und Schlagzeug. Weiterhin stehen aber ruhige Pausen zwischen den Riffs, was dazu beiträgt, dass dieses Album leicht experimentell und psychedelisch daherkommt. In "Deliverance" (03) tropfen die Töne so langsam aus den Instrumenten wie Leim, zum Song passt das düstere Gegrummel. Nach einigen Instrumentalstrecken wechseln die Vocals in hymnischen, druckvollen Klargesang.
Wie beinahe alle Tracks startet auch "Antarctica" (04) mit einem proggigen Intro, das anschließende Krächzen noch ein Stück dunkler als zuvor. Dagegen steht der Klargesang vom zweifachen Gast (auch im Titelsong vertreten) HERBRAND LARSEN (ENSLAVED), der gar im Duett mit DANIEL DROSTE antritt, mitreißend und verzweifelt zu einem schleppenden Schlagzeug. "Fathoms Deep Below" (05) überrascht mit doomigerem und härterem Beginn und den tiefsten Growls des Albums. Auch "The Giant" (06) startet als rollender, walzender Stoner Rock (wieder mit LARSEN-Klargesang), ungeheuer abwechslungsreich, mit donnernden und stillen Passagen. Das letzte Drittel bleibt verletzlich und leise, bis zum Schluss hin ein einziger, langer Schrei explodiert.

Knapp zwölf Monate lang haben AHAB an diesem Album gearbeitet, es Anfang dieses Jahres in einem reinen Analogstudio eingespielt. Die Weiterentwicklung – kein allzu häufig gebrauchtes Wort im Doom-Sektor – ist beeindruckend. "The Giant" ist teilweise noch langsamer, noch düsterer als "The Divinity Of Oceans" (2009), mehr klassischer Doom sozusagen; aber gleichzeitig auch experimenteller, filigraner und noch einsamer. Eine sehr eigenständige Mischung. Besonders beeindruckend ist der wirklich überragende Gesang in all seinen Facetten und die epische Struktur der Songs, angepasst an eine Erzählstruktur mit kräftigem Spannungsbogen. Nach SAINT VITUS und UFOMAMMUT sind AHAB mit ihrem neuen Album der dritte große Doom-Höhepunkt des Jahres.

Die limitierte Ausgabe der CD weist übrigens einen, die Doppel-LP zwei Bonusstücke auf. Auf Tour sind AHAB auch noch, hier die Termine:

30.05.12 (GER) Ludwigsburg – Rockfabrik
31.05.12 (CH) Geneva – L'usine
01.06.12 (CH) Zürich – Dynamo
02.06.12 (A) Vienna – Escape Metal Corner
03.06.12 (SLO) Ljubljana – Klub Gromka
04.06.12 (CZ) Prag – Black Pes
05.06.12 (GER) Munich – Feierwerk
06.06.12 (GER) Berlin – K17
07.06.12 (GER) Jena – Rosenkeller
08.06.12 (NL) Rotterdam – Baroeg
09.06.12 (GER) Oberhausen - Kult Tempel

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» AHAB-Seite

Themenbezogene Artikel:
» AHAB im Tiefsee-Interview

Themenbezogene Newsmeldungen:
» AHAB mit "The Giant" ebenfalls Ende Mai

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Zusammenfassung
Knapp zwölf Monate lang haben AHAB an diesem Album gearbeitet; die Weiterentwicklung ist beeindruckend. Teilweise noch langsamer, noch düsterer als der Vorgänger, aber gleichzeitig auch experimenteller und filigraner. Besonders beeindruckend ist der wirklich überragende Gesang.

Inhalt
Songs der Standard-CD:

01. Further South (8:56)
02. Aeons Elapse (12:45)
03. Deliverance (Shouting At The Dead) (7:53)
04. Antarctica (The Polymorphess) (11:46)
05. Fathoms Deep Below (9:08)
06. The Giant (10:36)
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