DISSECTING TABLE: Industrial Document

1988/91

Genre: Industrial/Noise
Verlag: Steinklang
Vertrieb: Steinklang
Erscheinungsdatum:
Oktober 2011
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 12.05.2012
Wörter: 431
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Ob man dem Begriff Kultband recht schnell aufsitzen will oder nicht, ist immer so eine Sache. Bei DISSECTING TABLE, einer japanischen Band, die sich seit den 80er Jahren im Bereich Industrial/Japanoise tummelt, ist dieser Begriff jedenfalls hier und da im Umlauf. Mit „Industrial Document 1988/91“ liegt ein Live-Dokument vor, das dem Titel gemäß zwei Konzerte der Band von 1988 und 1991 der Öffentlichkeit zugänglich macht. 

Der Klang der Aufnahme bewegt sich klar auf Bootleg-Niveau, wirkt also etwas dünn, krachig und hier und da übersteuert – aber das ist eigentlich nichts, was einen bei so einer Veröffentlichung wundern dürfte. Das 1988er Konzert ist natürlich ein Spiegel der damaligen, musikalischen Aktivitäten. Titel wie „I Get My Slogan“ oder „Accomplishment“ von der ersten 1986er Single sowie einige Tracks vom Debütalbum stehen auf dem Programm. Der Sound lehnt sich dabei noch streckenweise dem sogenannten US-Industrial an, wenn zu analogen Basssequenzen und Drumcomputerbeats der Einsatz von Gitarren und Schreigesang gestellt wird. So weit weg von damaliger, zeitgenössischer Musik der WAX TRAX-Bands – das REVOLTING COCKS Live-Dokument „You Goddamn Son Of A Bitch“ kommt einem als erstes in den Sinn – war man jedenfalls nicht, wobei die Schützlinge von WAX TRAX mit einer mehr danceorientierten Herangehensweise und chaotischem Spaß zu Werke gingen. 

DISSECTING TABLE schlugen in dieser Beziehung eher den Weg zum ursprünglichen Industrial ein, wobei man eben perkussiv Stahl traktiert und der Düsternis ihren Lauf lässt. Letztlich haben die Stücke deutlich Schwung und wirken für geübte Ohren durchaus straight – garniert mit einer Portion Wahnsinn. 

Das Konzert von 1991 deutet da schon in eine andere Richtung und bietet somit ein echtes Kontrastprogramm. Hier lässt man die Strukturen des ersten Mitschnitts hinter sich und kredenzt eine pure Version des ursprünglichen Industrials. Elektronik wird nun mit Fokus auf den Sound, nicht auf den vorhersehbaren Rhythmus benutzt. Der Anteil von Krach und undurchsichtigeren Strukturen ist damit deutlich höher; die Atmosphäre drückender abgründiger. Neben Überschneidungen wie „Cosmic Death“ und natürlich „I Get My Slogan“ gibt es hier zudem eine komplett andere Setlist zu bestaunen. Hinweisen sollte man an dieser Stelle allerdings darauf, dass die zweite CD mit dem Konzert von 1991 nur als CD-ROM quasi als Dreingabe vorliegt, sodass sie in aller Regel nur auf dem PC abspielbar ist. Wo hier der Sinn liegen soll, wird dem außen stehenden Betrachter nicht ganz klar. 

„Industrial Document 1988/91“ ist allerdings in jedem Fall eine recht interessante Veröffentlichung, wenn auch sicher nicht essentiell. Zumindest sollte man sich dem Ganzen nähern, um sich auch einmal – wenn noch nicht geschehen – mit der Vergangenheit der Band auseinanderzusetzen.