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Markus B.

MARK STEWART: The Politics Of Envy

Der Paranoia Poet ist zurück!


MARK STEWART: The Politics Of Envy
Genre: No Wave / Dub
Verlag: Future Noise
Vertrieb: Future Noise
Medium: CD
Preis: ~14,00 €
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Sampler am Ende des Beitrags in Ausschnitten zum Durchhören!

Vor fast genau einem Jahr hatte ich das große Vergnügen in London auf dem MUTE RECORDS SHORT CIRCUIT FESTIVAL MARK STEWART in Person zu treffen. Durch diese Begegnung und die inzwischen auf DVD erhältliche Dokumentation „ON/OFF: FROM POP GROUP TO MAFFIA“, bekam ich ein völlig anderes Bild von diesem Musiker.

Seine Erscheinung schüchtert ein! Der weit über 2m gewachsene Hüne ist die ultimative Alptraumbegegnung während eines nächtlichen Spaziergangs in dunklen Gassen. Doch der Schein täuscht, denn in keiner Weise tritt STEWART als der unnahbare und aggressiv-radikale Shouter in Erscheinung, den er in all seinen musikalischen Werken verkörpert. Er ist ein äußerst sympathischer und absolut bodenständiger Spaßvogel. Dazu später mehr ...

Meine erste musikalische Begegnung mit MARK STEWART & THE MAFFIA hatte ich vor fast genau 20 Jahren. Der von MUTE veröffentlichte Sampler hieß „Nervous Systems“ und STEWART & MAFFIA waren mit „As The Veneer Of Democracy Starts To Fade“ vertreten. Beeindruckt von der Aggressivität und wuchtigen Produktion legte ich mir einige Zeit später das gleichnamige Album zu, von dem ich zu Beginn eher maßlos enttäuscht war. Man sollte erwähnen, dass ich mich mit zarten 15 Jahren zwar schon an THROBBING GRISTLE und NON herangetraut hatte – die ich auch von besagtem Sampler kannte –, jedoch mit dieser Platte zunächst arglos überfordert war. Das Album empfand ich in seiner auditiven Radikalität fast unhörbar. Es sollte einige Jahre dauern, bis ich mich wieder mit MARK STEWART befassen würde. Doch nachdem ich meine Gehörgänge im Laufe der Zeit mit anderem „Lärm“ geschärft hatte, wagte ich auch wieder einen Schritt in Richtung MARK STEWART und konnte seiner Musik deutlich mehr abgewinnen. Der Mix aus Punk, Dub, Reggae, Hip-Hop und Industrial sollte viele zukünftige Beststeller wie TRICKY, MASSIVE ATTACK und NINE INCH NAILS beeinflussen. In Zeiten, wo man sich seine Informationen noch nicht aus dem Internet holen konnte, blieben MARK STEWART & THE MAFFIA für mich jedoch weiterhin ein Mysterium. Es war damals nahezu unmöglich, etwas über ihn in Erfahrung zu bringen, oder ich hatte schlicht und einfach nicht genügend oder gute Quellen. Ein Essay im Buch „Tape Delay: Confessions from the 80s Underground“ blieb die Ausnahme. Bis ich MARK STEWART mit der POP GROUP und als Mentor von TRICKY und MASSIVE ATTACK in Verbindung bringen sollte, verging wiederum einige Zeit.

Zu diesem Zeitpunkt war es bereits sehr ruhig um ihn geworden. Das letzte auf MUTE veröffentlichte Album „Control Data“ von 1996 zeigte sich viel zu deutlich von aktuellen Strömungen aus der damaligen Technoszene beeinflusst – STEWARTs musikalischer Flirt mit ALEC EMPIRE von ATARI TEENAGE RIOT tat dem Album nicht unbedingt gut.

Weitere zwölf Jahre später folgte das zufriedenstellende „Edit“ auf CRIPPLED DICK HOT WAX! Und nun, weitere vier Jahre später, legt er mit „The Politics Of Envy“ sein siebtes und zugleich bestes Werk nach. Von der MAFFIA hatte er sich bereits zuvor emanzipiert, auch wenn zumindest der langjährige Weggefährte, Produzent und Remix-Ikone ADRIAN SHERWOOD im Geiste sowie in der Collage des Backcovers auftaucht. DOUG WIMBISH (LIVING COLOUR), der MAFFIA-Bassist, wird als Schreiber erwähnt.

Das Album selbst überzeugt von der ersten bis zur letzten Minute! Hier spielt STEWART mehr als je zuvor mit unterschiedlichen Stilen und Strömungen und bindet alles zu einer homogenen Einheit. Die Liste der Gastmusiker allein zeigt, welchen Stellenwert dieser Mann genießt: MARTIN GLOVER aka YOUTH (KILLING JOKE), KEITH LEVENE (PIL, THE CLASH), PENNY RIMBAUD (CRASS), RICHARD HELL, LEE „KING SCRATCH“ PERRY, DOUGLAS HART (THE JESUS & MARY CHAIN), BOBBY GILLESPIE (PRIMAL SCREAM), TESSA POLLITT (THE SLITS), ACHIM TREU (DER PLAN), DADDY G (MASSIVE ATTACK) und NIK VOID (zuletzt mit CARTER TUTTI). Selbst Underground-Kultregisseur KENNETH ANGER ist mit von der Partie und spielt auf „Vanity Kills“ das Theremin. Leider nur via i-Tunes erhältlich ist der Bonus-Track „Black Is The Colour“, in Zusammenarbeit mit RICHARD H. KIRK von CABARET VOLTAIRE. Entsprechend vielfältig in den Einflüssen und Kollaborationen ist „The Politics Of Envy“ dann auch geworden. „Gang War“ groovt auf einem düsteren Synth-Bass-Teppich mit jamaikanischem Reggae-Flair und Vocals von LEE PARRY und Mr STEWART himself. „Codex“ und „Want“ stampfen auf triphoppigen Beats in Gefilden von MASSIVE ATTACK und THE PRODIGY – in jedem Club todsichere Tanzflächenfüller. „Gustav Says“ basiert auf der „Rise Again“-Strophe vom „Edit“-Album und „Baby Bourgeois“ würde durch die eingängige Melodie und den Future-Pop-Techno-Beat neben LADY GAGA in jeder Großraum Disco bestehen. Das darf man nicht negativ bewerten, denn der Track ist eine absolute Wucht und zeigt, dass STEWART überhaupt keine Berührungsängste im Ausloten von musikalischen Grenzen kennt. Er macht sich vielmehr einen Spaß aus derartigen Stilbrüchen.

Und das dieser Mann den Schalk im Nacken hat, durfte ich auf der Vorführung der Dokumentation „ON/OFF“ im Rahmen von MUTE RECORDS @ Short Circuit in London live erleben. Eine kleine Anzahl von Fans hatte sich in dem mit Plakaten von MUTE-Acts verzierten Vorführungsraum eingefunden, während im großen Saal die LIARS auf der Hauptbühne spielten. „Ihr seid doch sicher nur wegen ERASURE hier“, sagte STEWART vor der Präsentation in leicht tuntigem Tonfall –  um später, im Anschluss des Films, Fotos von sich und seinen Fans unter einem Plakat von eben dieser Band machen zu lassen. Was sollte man auch von einem Künstler anderes erwarten, der in den 80ern darauf bestand, dass ihm seine Tantiemen ausschließlich in schottischen Pfund ausbezahlt werden, wie MUTE-Chef DANIEL MILLER  amüsiert in der Dokumentation erzählt. Dummdreiste Starallüren, wie „große Namen“ sie mitunter haben. Doch die besitzt MARK STEWART überhaupt nicht. Wie denn auch, denn er ist kein Star!

Artig reihte sich STEWART bei Short Circuit zu „ON/OFF“ mit seiner Gang in die Schlange vor dem Saal ein, bevor ihn die organisatorischen Helfer informierten, dass er dies als Ehrengast zu seiner eigenen Veranstaltung gar nicht nötig habe. Und als ich ihn Stunden später beim zugegeben grandiosen Techno-DJ-Set von MARTIN GORE (DEPECHE MODE) im großen Saal erneut traf, fegte er neben mir und einigen wenigen Feierwütigen wie vom Teufel besessen im schwarzen Anzug und dunkler Sonnenbrille über den Dancefloor. Nicht, dass die Halle leer war, ganz im Gegenteil! Die Massen huldigten jedoch ihrem Star/Gott bewegungslos auf der linken Seite der Halle, vor dem DJ-Pult, wo MARTIN GORE sein Desk aufgebaut hatte. Somit war im rechten Teil der Halle genügend Platz für den Rest. Und am Rande stand – womöglich als Bodyguard –, KARL BLAKE (SHOCK HEADED PETERS, SOL INVICTUS), einer von STEWARTs Begleitern an diesem Abend ... und wachte über seinen Schützling.

Und wer wissen möchte, welche Verbindung Mark Stewart zu DAVID BOWIE hat, sollte die Dokumentation schauen. Das mit „Letter To Hermione“ ein Song von BOWIE auf dem Album vertreten ist, unterstreicht umso mehr den schwarzen Humor von MARK STEWART. Nur soviel zum Schluss: Meine Frage bezüglich DAVID BOWIE im Rahmen der Filmvorführung, wurde von STEWART mit einem bösen Blick gestraft. Aber das war sicherlich nicht ernst gemeint ...



 
Markus B. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» MARK STEWARTs Webseite
» Future Noise Webseite
» ON/OFF: Mark Stewart - From The Pop Group to The Maffia Trailer


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Zusammenfassung
MARK STEWART ohne Maffia, dafür mit einer Vielzahl an hochkarätigen Gastmusikern. Sein bisher radiotauglichstes Werk ohne radiotauglich zu sein. Das Motto: "Taste is a form of personal censorship!"

Limitierte Bonusauflage mit zusätzlicher Experiments EP auf zweiter CD.

Inhalt
01. Vanity Kills
02. Autonomia
03. Gang War
04. Codex
05. Want
06. Gustav Says
07. Baby Bourgeois
08. Method To The Madness
09. Apocalypse Hotel
10. Letter To Hermione
11. Stereotype

Ltd Experiments EP:
01. Autonomia (Electro Edit)
02. Robo Want Part 1
03. Robo Want Part 2
04. Letter Dub (The Dispossessed)
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