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Michael We.

STRINGS OF CONSCIOUSNESS: From Beyond...

...Love. Promiaufgebot im Instrumentenfluss


STRINGS OF CONSCIOUSNESS: From Beyond...
Genre: Experimental
Verlag: Staubgold
Erscheinungsdatum:
Januar 2012
Medium: CD / LP
Preis: ~13,00 €
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Wie viele Musiker genau hinter den 'Streichern des Bewusstseins' stecken, ist je nach Quelle unterschiedlich: mal sind es neun, mal 20. Sicher ist, dass das ehemalige Streicherensemble Mitglieder aus der ganzen Welt hat, aus Chicago, Paris, London und - wichtig - Marseille. Dort sitzen die beiden Köpfe der STRINGS, die Komponisten, deren Werke gespielt werden: HERVÉ VINCENTI und - wesentlich bekannter und gerade kürzlich auf NONPOP vorgestellt - PHILIPPE PETIT (Artikel).

Streicher spielen zwar noch eine Rolle, ebenso aber zahlreiche andere akustische Instrumente und, vor allem, deren Kombination mit digitalen Quellen. Der Bandname deutet an, worum es geht oder gehen könnte: STRINGS OF CONSCIOUSNESS ist ein Verweis auf 'stream of consciousness', eine Erzähltechnik in der Literatur. Gemeint ist damit, grob gesagt, ein subjektiver Fluss der Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken. Durchaus lässt sich sagen, dass auch die Musik auf "From Beyond Love" einem solchen Fluss ähnelt.
Einigen ist die Musiker-Gemeinschaft vielleicht durch die Zusammenarbeit mit dem KAMMERFLIMMER KOLLEKTIEF bekannt, 2007 erschien eine gemeinsame 10inch. Im selben Jahr veröffentlichten STRINGS OF CONSCIOUSNESS ihr erstes Vollzeitalbum "Our Moon Is Full". Obwohl es sich bei allen Musikern um reine Instrumentalisten handelt, waren damals schon viele Stimmen zu hören, denn das Konzept der STRINGS ist es, sich eine Reihe von prominenten Gastsängern zu holen. So leihen auch diesem zweiten Album viele außergewöhnliche Sänger und Sängerinnen ihre Stimme, zum Beispiel LYDIA LUNCH und EUGENE ROBINSON (von OXBOW), COSEY FANNI TUTTI (THROBBING GRISTLE) oder ANDRIA DEGENS (PANTALEIMON und CURRENT 93). Außerdem haben sich zur umfangreichen Stammbesetzung noch weitere Musiker gesellt, an der Trompete etwa ANDY DIAGRAM, der die Briten von JAMES während ihrer erfolgreichsten Phase begleitet hat.

Die Eröffnung des nur fünf Songs umfassenden Albums (LP, CD oder Download) erinnert ein wenig an BJÖRK: Zügig setzt elfenhafter, lasziver und später hyperventilierender Frauengesang ein. Bis auf die Streicher geht die Instrumentierung von "The Drone From Beyond Love" (01) eher in Richtung Prog-Rock, für einen zünftigen, experimentellen Song ist alles dabei. In der Mitte finden alle Instrumente zueinander, die Streicher quietschend (wie bei MATT HOWDEN), das Schlagzeug und andere, allerdings auch einige digitale Effekte. Schließlich geht das Stück über in eine improvisierte Prog-Rock-Instrumentalphase. Auch "Sleepwalker" (02) scheint improvisiert, dieses Mal eher jazzig. Zu E-Gitarre, Schlagzeug und Saxophon erneut weiblicher Gesang, aber sehr viel herber und tiefer. Mittig erfolgt der Wechsel ins Prog-Rock-Fach, schwelgerisch, wie überhaupt von Beginn an ein ausufernder, überbordender, spielfreudiger Eindruck entsteht. "Bugged" (03) arbeitet mit jazziger Trompete und in sich versunkener, wühlender E-Gitarre. Die männliche Stimme bleibt angenehm kühl, hat den einprägsamsten Refrain des Albums inmitten einer wuchernden Instrumentenlandschaft.
Bei "Finzione" (04) stehen zunächst die digitalen Elemente im Vordergrund, eine Collage aus Geräuschen, in die erneut eine mysteriöse Frauenstime hineinschwebt. Im weiteren Verlauf: Probe eines digitalen Orchesters, Roadmovie und stellenweise Musik Richtung Swing, oder so ähnlich. Der außergewöhnlichste und fast 20minütige Track "Hurt Is Where The Home Is" (05) bildet den Schluss, LYDIA LUNCH und EUGENE ROBINSON im Zwiegespräch. Die dronigen Geräuschstrecken klingen immer wieder nach Dark Ambient, EUGENE ROBINSON scheint am Durchdrehen, ist authentisch verzweifelt, beinahe verrückt. LYDIA LUNCH dagegen bleibt kühl, eher rezitierend. Hier bietet sich der Vergleich mit neueren C93-Stücken an, mit einem in Selbstgespräche verwickelten DAVID TIBET. Nach rund zehn Minuten wird der Song rhythmischer, der Beat beinahe funky. Die Stimmen singen nun mehr, EUGENE ROBINSON wird zum DAVID BOWIE. Trotz seiner Länge ist dies der intensivste und einprägsamste Song; er endet mit einer langen Orchesterstrecke.

Jedes Stück auf "From Beyond Love" hat sein Geheimnis, seine spezielle Wirkung. Alles bewegt sich in einem groben Rahmen aus Improvisation, Jazz und Prog-Rock. Die Gaststimmen sind außergewöhnlich und sehr emotional, allerdings mehr Spoken Word denn Gesang. Ein Vergleich mit Unterbewusstem, mit Träumen ergibt sich ganz automatisch. Aufgrund der Detailfülle lädt das Album zum vielfachen Hören ein und setzt sich nach einer Weile zwischen den Ohren fest.

PHILIPPE PETIT live an den Reglern


 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» SOC @ myspace
» STAUBGOLD (Label)


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Zusammenfassung
Jedes Stück hat sein Geheimnis. Alles bewegt sich in einem groben Rahmen aus Improvisation, Jazz und Prog-Rock. Die Gaststimmen sind außergewöhnlich und emotional, allerdings mehr Spoken Word denn Gesang. Ein Vergleich mit Unterbewusstem, mit Träumen ergibt sich ganz automatisch.

Inhalt
CD, LP und Download

01. The Drone From Beyond Love (07:41)
(JULIE CHRISTMAS)

02. Sleepwalker (07:22)
(ANDRIA DEGENS)

03. Bugged (05:11)
(GRAHAM LEWIS)

04. Finzione (02:57)
(COSEY FANNI TUTTI)

05. Hurt Is Where The Home Is (19:19)
(LYDIA LUNCH und EUGENE ROBINSON)
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