Die Seite wird geladen... einen Moment bitte.
Michael We.

PHILIPPE PETIT: Oneiric Rings On...

...Grey Velvet. Alice im Musikland


PHILIPPE PETIT: Oneiric Rings On...
Genre: Experimental
Verlag: Aagoo Records
Erscheinungsdatum:
Januar 2012
Medium: CD / LP
Preis: ~10,00 €
Kaufen bei: Labelshop


Schrift vergrößern Schrift verkleinern

Nach PETER KUTIN ("Ivory" => Besprechung) folgt mit PHILIPPE PETIT ein weiterer Soundbastler. Der Franzose aus Marseille steht seit rund 30 Jahren auf der Bühne der modernen, Neuen Musik und hat ähnlich wie KUTIN schon mit einer ganzen Reihe an 'Stars' zusammengearbeitet, nur noch weiter über seine Landesgrenzen hinaus: Das KAMMERFLIMMER KOLLEKTIEF oder gar LYDIA LUNCH stehen auf seiner Visitenkarte. Sich selbst bezeichnet PETIT nicht als Musiker oder Komponist, sondern als 'musical travel agent'. Geschichten will er erzählen, am liebsten so packend und spannend wie ein 'Film noir'. Dafür verwendet er - neben Computern und Synthesizern - selbstgebaute Instrumente wie ein elektronisches Psalterium, eine Kombination aus Hackbrett und Cymbalum oder eine dreifache Trommel-Gitarre - siehe Bild unten. Außerdem natürlich field recordings und insbesondere Glas und Vinyl für diverse Sounds.

"Oneiric Rings On Grey Velvet" trägt den filmischen Anspruch unübersehbar vor sich her. Ein "epischer Soundtrack" (Promoinfo) soll das Album sein, dazu noch der Auftakt zu einer Trilogie rund um ein 'Lemon Girl', also ein Mädchen mit zitronenblonden Haaren. "The Extraordinary Tale Of A Lemon Girl" ist der Obertitel, und die Teile zwei und drei ("Fire-Walking To Wonderland" und "Hitch-Hiking Thru Bronze Mirrors") sollen im April bzw. September 2012 erscheinen. Inspiration? HOMER, LEWIS CARROLL und JAMES JOYCE gibt PETIT da an, also ist wohl eine Mischung aus "Odyssee", "Alice Im Wunderland" und kaum durchschaubaren Werken wie "Finnegans Wake" oder "Ulysses" beabsichtigt - ein großer Anspruch!

Vielleicht sollte man sich vor dem Ersthören von dem ganzen Gedöns befreien und die Musik einfach nur als virtuellen Soundtrack zu einer skurrilen Reise genießen - das funktioniert nämlich wunderbar.
Die ersten Melodien könnten aus der Romantik stammen, unterstützt von vielen geheimnisvollen und nostalgischen Klängen, die an Uhren, besser noch an Spieluhren erinnern und eine sehr delphische Atmosphäre schaffen. Sofort ergibt sich übrigens ein passender Vergleich mit der Musik der Animationsfilme von TIM BURTON. Zu hören sind im weiteren Verlauf auch 'echte' klassische Instrumente - zumindest täuschend echt auf dem Synthesizer nachgeahmt -, welche wie zum Beispiel die Oboe für einen ungeheuer narrativen Charakter sorgen. Hier erinnert "Oneiric..." an "Peter Und Der Wolf" (PROKOFJEW) oder "Bilder Einer Ausstellung" (MUSSORGSKI).
Im Mittelteil mischen sich avantgardistische Klassik und Dark Ambient-Elemente, die Komposition driftet teils stark in moderne, experimentelle Gefilde, geht beinahe in Richtung Noise mit Scheppern und Brummen. Dann überwiegen wieder die filmischen Soundtrack-Parts, die nun häufig dramatisch wie im Vorspann eines Thrillers ans Ohr dringen, dazu passt auch das unangenehme, menschliche und gequälte Stöhnen. Einzelne Übergänge wiederum haben sakralen, mittelalterlichen oder gar orientalischen Charakter, wenn die alten und selbstgebauten Instrumente zum Zuge kommen, ebenso wirken manche Passagen gänzlich improvisiert.
Am Ende wird die Komposition düsterer, auch bombastischer mit Bläsern; man hat das Gefühl, einem großen Orchester zu lauschen, die Streicher aufwühlend, fast quälend, aber auch die Dark Ambient-Anteile nehmen zu. Schließlich das orchestrale, dramatische Finale mit entsprechendem Knall.

Wie gesagt: Man muss nicht erst bei HOMER nachlesen, um "Oneiric Rings On Grey Velvet" gut zu finden. Die Komposition ist auch ohne Vorwissen beeindruckend narrativ, wird jeden packen, der mit den oben genannten klassischen Werken etwas anfangen kann. Erstaunlich ist auch, wie perfekt sich die verschiedenen Faktoren zu einem Ganzen fügen: Dark Ambient, Improvisation, selbst gebaute Instrumente, Klassik - und alles passt, wirkt durchdacht und behutsam angelegt. Andererseits ist der Auftakt zur "Lemon Girl"-Trilogie nicht so kompliziert, dass er verschreckt. Die rund 45 Minuten sind gut durchzuhören. Bleibt einzig die Frage, ob die Idee auch drei Alben trägt. Die Antwort folgt im Laufe des Jahres...



 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» PETIT @ soundcloud
» PETIT @ myspace

Themenbezogene Artikel:
» PHILIPPE PETIT: Hitch-Hiking Thru ...
» PHILIPPE PETIT: Fire-Walking To ...


Anzeige:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
Link-Code zu diesem Artikel:
Wöchentliche Artikelübersicht per Mail
Werde NONPOP- Redakteur...
» Diesen Artikel bewerten
» Kommentar zum Artikel verfassen
Zusammenfassung
Man muss nicht bei HOMER nachlesen, um "Oneiric..." gut zu finden. Die Komposition ist auch ohne Vorwissen beeindruckend narrativ. Erstaunlich, wie perfekt sich die verschiedenen Faktoren zu einem Ganzen fügen: Alles passt, wirkt durchdacht und behutsam angelegt.

Inhalt
8 Tracks (Movement I bis VIII) zwischen 2:15 und 16:08, insgesamt ~ 45 min.
NONPOP RADIO
Nonpop Radio starten:

Hier Popup
Ebay- Angebote zum Thema:
Philippe Petit
 
cialis cialis fiyat seo sorgulamahacklink seo backlink sorgulama hacklink satış backlink satış makale programı Tanıtım Yazısı site analiz seo analiz seo aracları seo sorgula backlink satış instagram takipçi hilesi meme küçültme pubg hile al hacklink satışbacklink al google sıra bulucu
instrumente komposition oneiric petit philippe rings