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Michael We.

KUTIN: Ivory

Schlittschuhlaufen auf Ambient-Eis


KUTIN: Ivory
Genre: Ambient
Verlag: Valeot
Vertrieb: A-Musik
Erscheinungsdatum:
März 2012
Medium: CD
Kaufen bei: a-musik


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PETER KUTIN ist einer dieser wie besessen arbeitenden Soundtüftler, von denen es vor allem in Österreich eine ganze Menge zu geben scheint. Der in Wien lebende, studierte Elektroakustiker kann bei gleichbleibend hoher Qualität einen enormen Output vorweisen. Unter anderem ist er Mitglied diverser Musikprojekte, von denen mit DIRAC eines auch schon auf NONPOP gewürdigt wurde (Artikel). KUTIN versorgt Stummfilme des Österreichischen Filmarchivs über bestimmte Städte oder Regionen (wie Graz oder die Wachau) mit Sound, präsentiert Klanginstallationen in Gallerien oder produziert Noise in dunklen Clubs. Selbstverständlich veröffentlicht der Mann auch solo unter eigenem Namen; im März erscheint nun - als KUTIN - sein drittes Werk "Ivory".

Das Album entstand zur selben Zeit wie einige der Stummfilm-Musiken; man spürt diesen weiten, die Tracks übergreifenden, filmischen Charakter. Ob der sehr warmen und analogen Anmutung der sieben instrumentalen Stücke ist es verwunderlich, dass KUTIN fast alle Bestandteile auf einem Laptop - in Echtzeit - produziert und nur drei 'richtige' Instrumente dazu geholt hat, unter anderem einen Synthesizer von KORG. Das Thema scheint 'Eis' zu sein, schon das Cover zeigt eine von Schlittschuhen zerkratzte Eisfläche, Songtitel wie "White Desert" (02) deuten ebenfalls die Beschäftigung mit Schnee und Eis an.

Und so gleitet der Hörer auf virtuellen Kufen davon. Schon die ersten field recordings vermitteln den Eindruck von 'draußen' und freier Natur. Zunächst noch leises Kindergeschrei, dann Weite, Zirpen und ungeheuer wärmende, analog klingende Sounds. Auch sämtliches Rauschen und Kratzen wirkt angenehm und nur ganz selten noisig, eine twangende Gitarre übernimmt die Melodie.
Alles glimmt, funkelt und blitzt. Der Schnee knirscht zwar etwas harscher, bleibt aber freundlich. Eine Winterlandschaft aus schwebenden Bass- oder Gitarrendrones, die sich zu einer zeitlupenhaften Melodie finden. Selbst die digitalen Quellen wie Knacken und Pochen, rhythmisch geloopt, fügen sich analog ein, und lediglich während ganz kurzer Passagen übertönt Frickelei die Idylle.
In "World Without End" (03) ist der alte Synthesizer zu hören, spielt eine sich wiederholende Vier-Ton-Melodie. Es schieben sich weitere Töne dahinter und schaffen Ähnlichkeit zum "Akte X"-Sound, während gleichförmig und angenehm die Fahrt über eine riesige, einsame Eisfläche weiter geht. Erst später dann tauchen auch kühlere Strecken auf, noisige Verzerrungen, welche sich über die majestätischen Klänge legen, aber immer nur vorübergehend.
"Sombre" (06), das erste der beiden langen Schluss-Stücke, verströmt Nostalgie; Einsamkeit und Weite sind zum Plätschern eines großen Wassers und weiteren field recordings erneut das Thema. "Lonesome Monster" (07) startet mit Knistern und Knastern, dann übernehmen Töne wie aus einer Kirchenorgel, die am Ende in starken Regen und ausklingendes Rauschen übergehen - Tauwetter?

Schnee und Eis sind beileibe nicht das erste Mal vertont worden, aber KUTIN gelingt es außerordentlich gut, Gedanken und Gefühle rund um das Thema umzusetzen. Ich jedenfalls war knapp 50 Minuten lang unterwegs über endlos weite, weiße Flächen, in Ruhe und Einsamkeit. Einnehmender und anmutiger Ambient der Oberklasse. Das Album erscheint am 09. März 2012 und wird bei A-MUSIK erhältlich sein.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» DIRAC @ myspace
» VALEOT @ myspace
» VALEOT @ disocgs


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Zusammenfassung
Schnee und Eis sind beileibe nicht das erste Mal vertont worden, aber KUTIN gelingt es außerordentlich gut, Gedanken und Gefühle rund um das Thema umzusetzen. Einnehmender und anmutiger Ambient der Oberklasse.

Inhalt
01. Elsewhere (3:48)
02. White Desert (7:09)
03. World Without End (5:10)
04. After The Plague (5:04)
05. Storb (3:19)
06. Sombre (11:32)
07. Lonesome Monster (12:34)

~ 48 min.
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