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Michael We.

ODA RELICTA: Saint Sebastian / Sphinx...

...The Perched. Der Heilige und das Biest...


ODA RELICTA: Saint Sebastian / Sphinx...
Genre: Neo - Klassik
Verlag: Midnight-Pro...
Erscheinungsdatum:
Ende 2011
Erstellt: 09.10.2000
Preis: ~9,00 €
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Von den aktuellen drei Veröffentlichungen des Ukrainers OLEGH KOLYADA ist dies die mysteriöseste und schönste. Kaum Informationen existieren dazu, was ungewöhnlich ist für OLEGH, der ansonsten die Entstehungsgeschichte seiner Werke - insbesondere für sein Hauptprojekt ODA RELICTA - nahezu minutiös offenlegt. Um eine liturgische EP soll es sich handeln, also in Ablauf und Anmutung einem Gottesdienst ähnlich. Gefeiert wird - mit drei Liedern - der Heilige Sebastian (u.a. Patron der Sterbenden, Gärtner und Jäger) sowie - mit zwei Liedern - ein nicht näher zu identifizierendes 'Biest'. Aus dem CD-Titel ins Deutsche übersetzt handelt es sich um 'Die Schwebende Sphinx', die meines Wissens nach nichts mit dem Heiligen zu tun hat und offenbar einfach als Gegenpol auftritt. Das Konzept erinnert sofort an die ODA-Splitsingle mit HOROLOGIUM, welche mit "St. George & The Dragon" betitelt war (Besprechung) und eine ähnliche Thematik hatte. Allerdings klingt die neue EP wesentlich religiöser, vor allem aufgrund der fast durchgängigen Orgel-Instumentierung.
Die Musik basiert offenbar auf alten religiösen Liedern aus dem Zeitraum zwischen dem 6. und 12. Jahrhundert. Um welche Originale es sich handelt, bleibt ebenso ein Geheimnis wie die Namen der beteiligten Musiker, die nur mit Pseudonymen wie THE ORACLE oder THE CHRONICLER vermerkt sind. Die zusätzlichen Sounds stammen aus unterschiedlichen Quellen; field recordings aus europäischen Wäldern oder Stimmen aus (Zitat Klappcover) "tunnels lead nowhere in the 21th century". Außerdem soll der Klang der 'Silbernen Trompete' von TUTANCHAMUN auftauchen, welche Forscher 1922 entdeckt haben; ich habe ihn auf Anhieb nicht identifizieren können.

"Archers' Curse" (01) gibt die Stimmung vor: getragene, schwelgerische Orgelklänge, deren Lautstärke nach und nach ansteigt. Leise, kaum definierbar oder störend, bewegen sich Geräusche im Hintergrund, ein analoges Kratzen. Die Oboe in "Saint Sebastian" (02) - vielleicht handelt es sich auch um eine Orgel, die nur wie das Holzblasinstrument klingt - sorgt weiter für traurig-heilige Atmosphäre. Die Melodie wirkt besonders historisch und überdeckt alles folgende, zum Beispiel die Ausschnitte aus einer Ansprache oder Predigt. Kaum verständlich, weil kratzig und verzerrt, aber nicht unangenehm, da sehr leise. Zwischenspiele übernimmt eine wieder als solche erkennbare Orgel. "Pieta" (03) kommt sehr getragen daher, wie ein Requiem, die Orgel besonders erhaben. Für kleinere Störungen sorgen Arien-Versatzstücke.
"Sphinx The Perched" (04) beginnt zunächst nicht bedrohlich: Field recordings von zwitschernden Vögeln bilden den ambienthaften Einstieg, leise vokale Drones und die Mischung aus verschiedenen klassischen Elementen - sowohl Gesänge als auch Instrumente - bleiben weiterhin angenehm. Dann werden die Stimmsamples allerdings lauter, die Musik bekommt plötzlich einen orientalischen Einschlag, und eine mosterhafte Männerstimme grummelt Text. Am Ende löst sich das Stück wieder in Wohlgefallen, also ruhigem Ambient auf. Das würdige, sinfonische Finale bildet "Necropolis On The Horizon" (05). Erneut Oboenklänge, klar und hell, dann zum ersten Mal auch Streicher. Wieder ist der orientalische Einschlag zu hören, bevor das sehr klassisch orientierte Stück erneut dronig in Ambientgefilde - dieses Mal etwas dunkler, bedrohlicher - entschwebt.

Einfach schön, einfach klassich und teilweise sehr geheimnisvoll, was die Musiker rund um Mastermind OLEGH KOLYADA hier abliefern. Die fünf Tracks klingen sehr sakral und hingebungsvoll, für die besondere Stimmung sorgen wieder einmal die zusätzlichen Sounds wie field recordings und Stimmsamples, die sicher OLEGH eingestreut hat. Erinnert ganz leicht an die Neoklassik von GAË BOLG, ohne den Pomp und das Theater. Wer historische Musik und geschichtsträchtige Neoklassik mag, muss sich zweifellos mit ODA RELICTA beschäftigen; diese EP ist dazu ein prima Einstieg.

 
Michael We. für nonpop.de


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Zusammenfassung
Wer historische Musik und geschichtsträchtige Neoklassik mag, muss sich zweifellos mit ODA RELICTA beschäftigen; diese EP ist dazu ein prima Einstieg. Einfach schön, einfach klassich und teilweise sehr geheimnisvoll, was die Musiker rund um Mastermind OLEGH KOLYADA hier abliefern.

Inhalt
Saint Sebastian
01. Archers' Curse (2:52)
02. Saint Sebastian (4:17)
03. Pieta (1:45)

Sphinx The Perched
04. Sphinx The Perched (6:40)
05. Necropolis On The Horizon (4:46)
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