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Michael We.

ODA RELICTA: Lux Aeterna

Requiem mit Dark Ambient-Spuren


ODA RELICTA: Lux Aeterna
Genre: Klassik
Verlag: Twilight...
Erscheinungsdatum:
Dezember 2011
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: Lichterklang


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Mit "Lux Aeterna" setzt OLEGH KOLYADA alias ODA RELICTA die Linie seiner beiden Veröffentlichungen "Czarstvo Dukha" (Besprechung) und "Leper Mass" (Besprechung) fort. Er verwendet also originale Kirchenmusik, die er verfremdet, wobei dies im aktuellen Fall übertrieben wäre; das Verb 'bearbeiten' trifft es besser. Es handelt sich um eine Originalkomposition von MYKHAYIL A. SHUKH, eines ukrainischen Komponisten, mit dem OLEGH schon auf den beiden genannten Alben zusammengearbeitet hat. Er verfasste "Lux Aeterna" im Jahr 1988 als Requiem für alle Kinder, die bei der Hungersnot von 1932 bis 1933 in der Ukraine umkamen. Je nach Lesart handelte es sich damals um kein natürliches Phänomen aufgrund schlechter Ernte. Vor allem ukrainische Wissenschaftler glauben, dass der Mangel an Lebensmitteln auf eine systematische Aktion von STALIN zurückzuführen war. Die Opferzahlen auf dem Gebiet der Ukraine werden mit rund 3,5 Millionen, insgesamt sogar mit mehr als 14 Millionen Menschen angegeben.
"Lux Aeterna" hatte 1990 bei einer Aufführung in der Ukraine Premiere, nahm anschließend an einigen Festivals teil. Der Satzaufbau entspricht im Wesentlichen dem eines klassischen, kirchenmusikalischen Requiems. Die Stimmen teilen sich ein Bass, ein Tenor und eine Sopranistin sowie der Kinderchor der Musikschule in Donezk. Das Original hat nun OLEGH zusammen mit SHUKH noch einmal in die Hand genommen, mit einigen Sounds ergänzt und auf CD festgehalten.

"Introitus" (01) läutet - im Wortsinn - das Requiem ein, der Track besteht aus Glockenkläuten und Windspiel und macht einen ambienthaften Eindruck. Dann setzen Operstimmen ein (02), zunächst Bass und Sopran mit kurzen Passagen. Die längeren Gesangspausen werden von mysteriösen Glöckchenspielen sowie dramatischen, modernen Pianoklängen aufgefüllt. Die Tonlage des Gesangs ist relativ gleichbleibend, die Sänger/innen halten ihren Text oft auf einem Ton, somit wirkt "Requiem Aeternam" insgesamt sehr unheimlich und trostlos. Der Sopran verstärkt mit seinem "Kyrie Eleison" (03) das sakrale Gefühl, ebenos wie die Orgel im Hintergrund und der einsetzende Kinderchor. Weiterhin durchziehen aber düstere Dark Ambient-Elemente die Komposition, etwa ein misshandeltes Windspiel.
Das Intermezzo "Sanctus Dominus Deus" (04) ist wesentlich freundlicher. Tenor und Sopran wiederholen immer denselben Wortlaut, dazu fließt ein warmes, wie ein Fender Rhodes Piano tönendes Instrument im Hintergrund. Auch "Gloria In Excelsis" (05) bleibt beinahe hoffnungsfroh, die beiden Männerstimmen singen im Duett, zwischendurch ergänzt durch den Chor, ein unbearbeitetes Stück nur mit Gesang. Der Tenor bestreitet "Lacrimosa" (06) zusammen mit den hellen Stimmen der Kinder, was sehr spirituell, aufsteigend wirkt, betont durch die ebenfalls hellen Glöckchen; in die Wirklichkeit zurück holen die verfremdeten Glockenschläge am Ende. Mit "Agnus Dei" (07) kippt die Musik wieder ins Bedrohliche, Orgel und Glocken wirken dronig, das Stück bleibt rein instrumental. "Libera Me" (08) kündigt den Abschied in höhere Sphären an: erneut mysteriös und geisterhaft, Kinderchor und Tenor in einer Art Zwiegespräch mit sehr hohen, engelsgleichen und wehmütigen Stimmen. "Lux Aeterna" (09) wird dann endgültig himmlisch, zum Windspiel vereinen sich alle drei Stimmen strahlend und mächtig, als ob die Sonne aufgeht, nur um sich am Ende in Planetenstaub aufzulösen.

Die sehr 'luftige', geistliche und gleichzeitig bedrohlich-traurige Atmosphäre wird den Erwartungen an ein Requiem, also eine Ehrung der Toten, vollkommen gerecht. Die Singstimmen - inklusive Chor - sind hervorragend und verkörpern unterschiedliche Stimmungen und Gemütszustände glaubhaft. Und OLEGH hat es wieder einmal geschafft, bestehendes Material mit ein paar Kniffen noch tiefer, interessanter zu machen. Sicher nicht zum Hören nebenbei gedacht, deshalb umso empfehlenswerter. Limitiert auf 200 Exemplare!

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» TWILIGHT RECORDS

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Zusammenfassung
Die geistliche und gleichzeitig bedrohliche Atmosphäre wird den Erwartungen an ein Requiem gerecht. Die Singstimmen sind hervorragend und verkörpern unterschiedliche Gemütszustände glaubhaft. OLEGH hat wieder einmal bestehendes Material mit ein paar Kniffen noch interessanter gemacht.

Inhalt
01 Introitus (2:26)
02 Requiem Aeternam (4:03)
03 Kyrie Eleison (5:57)
04 Sanctus Dominus Deus (1:49)
05 Gloria In Excelsis (2:02)
06 Lacrimosa (2:44)
07 Agnus Dei (1:34)
08 Libera Me (2:13)
09 Lux Aeterna (4:18)
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