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Michael We.

FIRST HUMAN FERRO feat. ALBIREON

"Prosa Profana"


FIRST HUMAN FERRO feat. ALBIREON
Genre: Dark Ambient
Verlag: Nitkie
Erscheinungsdatum:
Dezember 2011
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: OEC


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Vor einigen Jahren kündigte OLEGH KOLYADA im NONPOP-Interview (hier nachzulesen) bedauernd an, dass er aufgrund seiner Doktorarbeit in Zukunft wohl nicht mehr so viel Zeit in Musik investieren könne. Ich weiß nicht, wie viele Alben er ohne Promotion veröffentlichen würde, aber auch so gehört er zu den fleißigsten Musikern, die ich kenne. Gerade sind nahezu parallel drei CDs seiner unterschiedlichen Projekte erschienen, welche wir hier nach und nach vorstellen werden.
Zunächst geht es um FIRST HUMAN FERRO (FHF), die Dark Ambient-Abteilung des Ukrainers aus Zhytomyr. Um mit FHF unterschiedliche Stimmungen erfassen zu können, hat OLEGH im Jahr 2003 eine Zweiteilung eingeführt: FHF NOSTALGHIA steht für nostalgische, melodiöse Musik, FHF REALIA für alle eher genretypischen Dark Ambient-Experimente. Für "Prosa Profana" kommt die nostalgische Variante zum Zuge, inklusive der passenden Gäste: Mit ALBIREON hat OLEGH KOLYADA schon auf einem Album seines Hauptprojektes ODA RELICTA ("Czarstvo Dukha", 2008, Besprechung) zusammen gearbeitet. Und wenn es um Nostalgie geht, sind die italienischen Neofolker, die mich häufiger an 70er-Jahre-Folk und SIMON & GARFUNKEL erinnern, genau richtig am Platz. Das Konzept ist also klar: Alles dreht sich um Frage, ob nicht in der Vergangenheit doch Vieles besser war, harmonischer und ehrlicher. Und ob parallel dazu in der heutigen Zeit nicht viele Werte in Konsum und Gleichgültigkeit untergehen. Entsprechend ist das hübsche Booklet aufgemacht, mit alten Fotos und Stilleben. Stilgerecht ist das Album einem Verstorbenen gewidmet, nämlich OLEGHs Vater.

Wie ansonsten hauptsächlich für ODA RELICTA packt der Ukrainer für diese Veröffentlichung seine Mischkünste aus und verschachtelt eine Reihe von Originalklängen zu Soundbetten, unter anderem russische Popschlager der 70er und 80er, auf DEBUSSY und MARLENE DIETRICH basierende Improvisationen und Leitmotive aus Sowjetfilmen ("Autumn Marathon", 1979 und "The Star Boy", 1983). Das ZHYTOMYR CHAMBER ORCHESTRA steuert Instrumente bei, allerdings 'posthum' – die Aufnahmen stammen vom Anfang des Jahrtausends. Und ALBIREON liefern einige Kompositionen und natürlich vor allem die Stimme von DAVIDE BORGHI.
Ein Wind der Vergangenheit weht durch die gesamte Produktion, im Opener ("Every Time I Turn Around", 01) wortwörtlich, dazu knistert Vinyl und ein altes Piano verbreitet die wehmütige Atmosphäre eines Salons, der schon bessere Tage gesehen hat. Dazu passt wunderbar die Stimme von DAVIDE BORGHI, dessen Italienisch für mich per se etwas Nostalgisches ausstrahlt. Im Hintergrund hängen undefinierbare Drones, vermutlich aus den oben genannten Originalquellen erzeugt; ein Dark Ambient-Bett, das den Eindruck eines Lufthauchs aus Stimmen und Tönen erweckt. Zwischendurch lange Instrumentalstrecken, und mit einem traurigen Piano geht dieses erste Stück auch zu Ende. "Old Friend At Dusk" (02) ist etwas ungemütlicher, ein bedrohlicher Mischmasch aus Rezitation und Gesang, gleichzeitig und mit demselben Text, die Stimmen verfremdet. In der Mitte taucht zum ersten Mal eine postrockige und ebenfalls wehmütige E-Gitarre auf, die noch häufiger vorkommt, der Gesang wechselt und wird verträumter, luftiger. "Recurrent Nothing" (03) bleibt rein instrumental, ein gleißendes und leicht industrielles Soundbett, eher vergleichbar mit den jüngsten Veröffentlichungen von FHF, Richtung Weltall und Sternenstaub; hier leicht schleppend wie eine sterbende Galaxie. Besonders eindringlich schimmert "Die Niemandsrose" (04), eine englische Übersetzung des Originalgedichts von PAUL CELAN. Spinettklänge, voller Spinnweben und Staub, die englischen Vocals schweben durch eine seltsame, verlassene Landschaft. Auch weitere Songs wie die DEBUSSY-Interpretation (07) oder die noisige, verrauschte Übertragung aus der Vergangenheit (08) setzen das selbst gestellte Thema perfekt um.

Wäre "Prosa Profana" ein Deutschaufsatz, wäre OLEGH sicher Klassenbester. Nostalgie, diese unbestimmte Sehnsucht nach Vergangenem, zieht sich durch jeden einzelnen Ton, egal ob es die Dark Ambient-Parts oder die songähnlichen Teile mit meist italienischem Gesang sind. Sehr majestätisch und an manchen Stellen vergleichbar mit dem mysteriösen und ebenfalls sehr nostalgischen Sound von Ô PARADIS (insbesondere auf "Cuando El Tiempo Sopla", 2007, Besprechung). Wieder einmal ein Beweis für OLEGHs genialisches Händchen, wenn es darum geht, mit einzigartigen Mischkünsten entsprechende Stimmungen zu erzeugen.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» "Prosa Profana" @ discogs
» OLEGH @ facebook
» ALBIREON @ Nonpop

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Zusammenfassung
Wäre "Prosa Profana" ein Deutschaufsatz, wäre OLEGH sicher Klassenbester. Das Titelthema Nostalgie, diese unbestimmte Sehnsucht nach Vergangenem, zieht sich durch jeden einzelnen Ton, egal ob es die Dark Ambient-Parts oder die songähnlichen Teile mit meist italienischem Gesang sind.

Inhalt
01 Every Time I Turn Around (Another Year Is Over) (8:53)
02 Old Friend At Dusk (7:35)
03 Recurrent Nothing (7:16)
04 Die Niemandsrose (2:43)
05 Why Iron In Our Hearts (5:16)
06 Eye-Deep In Hell (4:13)
07 No Swan So Fine (1:15)
08 The Anchor (6:58)
09 Late August Flowers (5:59)
10 Prosa Profana (6:55)
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