BIRDS OF PASSAGE: Winterlady

Genre: Experimental
Verlag: Denovali
Vertrieb: Cargo
Erscheinungsdatum:
Dezember 2011
Medium: CD
Preis: ~16,00 €
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 14.12.2011
Wörter: 437
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Passend zur Jahreszeit erscheint mit „Winter Lady“ von BIRDS OF PASSAGE, dem Projekt der neuseeländischen Künstlerin ALICIA MERZ, ein Album, das klanglich in einer herbst-winterlich kargen und nebeligen Welt angesiedelt ist. Basis der Klangwelt von BIRDS OF PASSAGE ist dabei die zwischen Flüstern und zögerlich zerbrechlichem Singen oszillierende, mittels Effekten auf Lo-Fi gebürstete Stimme von ALICIA MERZ. Im Hintergrund schweben undefinierbare Flächenklänge und Drones, während sich verwaschene Piano- und Keyboardtupfer ebenso wie Akustikgitarrenfiguren im Nebel verlieren. Unterstützend, eine Szenerie ausmalend, nie dominierend. Heraus kommt eine entschleunigte, stark auf Atmosphäre setzende, im Grunde minimalistische Musik, der man sich in Ruhe widmen sollte, da sie fern von jeder alltäglichen Hektik und Belanglosigkeit scheint.

Hört man ein Stück wie das unheimlich dichte „Hollow“, dann könnte das ein Soundtrack für den Moment am Fenster sein, wenn man in die winterliche Nacht hinausblickt und den Schnee fallen sieht. Und doch ist der zu direkte Bezug zur Jahreszeit ein Holzweg, geht es bei dem Album doch eher um die zerbrochene Liebe, um Enttäuschung und den Einsturz von Träumen. Unterstützt wird diese Einsicht durch die Zeichnung auf dem Cover, die eine in Herzgegend blutende, an einen Pfahl gebunden Frau zeigt. Der Winter der Seele ist also das Thema.

Packend sind die Stücke des Albums immer dann, wenn ALICIA MERZ eine berührende Melodie einbaut, melancholische Stimmung imaginiert. Das gelingt allerdings nicht immer. Gerade bei „The Monster Inside You“ und „Waltz While We Sleep“ zum Ende des Albums reicht es nicht mehr, um die Spannung zu halten. Das liegt daran, dass man hier kaum einen Haltepunkt in Melodie oder Klang findet, wobei speziell auch beim Klang ein gewisser Gewöhnungseffekt eintritt, weil die Effekte auf der Stimme während des gesamten Albums nicht variiert werden und auch die musikalische Ausmalung immer ähnlich bleibt.

Herausragend sind allerdings Stücke wie „Fatal Melody“ und das durch das Gedicht „The Highwayman“ von ALFRED NOYES inspirierte und auch als EP ausgekoppelte „Highwaymen In Midnight Masks“. Dieses Gedicht wurde unter einigen Versauslassungen übrigens auch schon einmal von LOREENA MC KENNITT im Original verwendet. Einsamer Höhepunkt des Albums und auch textlich die Quintessenz von „Winter Lady“ ist allerdings das tieftraurige mit Akustikgitarre verzierte „Disaster Of Dreams“. Hier passt alles perfekt zusammen. Die melancholische Melodie, der verhangene Sound, der Text. Ein Stück, das den Hörer in einer dunklen Stimmung sicherlich deutlich zu packen weiß.

„Winter Lady“ ist damit ein Album für die dunklen und trüben Tage und zudem ein Werk, auf das man sich in der Hektik der modernen Zeiten einlassen muss, da es sonst aufgrund seines Minimalismus und seiner hintergründigen Sounds nicht verfängt. Lohnend ist das aber allemal.