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Michael We.

FRÄKMÜNDT: Heiwehland

Urfolk, in der Gegenwart angekommen


FRÄKMÜNDT: Heiwehland
Genre: Alpinfolk
Verlag: Steinklang
Erscheinungsdatum:
Dezember 2012
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Der Ansatz von FRÄKMÜNDT ist derselbe geblieben, dennoch hat sich auf diesem Album einiges hörbar geändert.
Auch auf dem Nachfolger der "Urbärglieder", des ersten offiziellen Vollzeitalbums der Schweizer Urfolker (2010, Besprechung), geht es selbstverständlich um die Schweiz, insbesondere die (Zentral)Schweizer Bergwelt und ihre Sagen. FRÄKMÜNDT berichten "von historischen Ereignissen, tragischen Geschichten, beängstigenden Gestalten, von seltsamen Begebenheiten, geheimnisvollen Wesen", so bringt es das Label STEINKLANG auf den Punkt. Und sie singen dabei wieder Alemannisch (auch Schwyzerdütsch genannt).
Ihr Thema auf dem neuen Album ist 'Heimat', womit wohl weniger das klassische Zuhause gemeint ist, sondern ein Heimatgefühl, das einen beim Anblick von alten Gebäuden, Lebensweisen oder immer seltener werdenden, unberührten Landstrichen ergreift. Also ein Gefühl der Sehnsucht nach einer allumfassenden Heimat, die in ihrer ursprünglichen Form zunehmend verschwindet. Zwar interpretieren die Schweizer auch dieses Mal wieder – etwas mehr als ein Jahr nach "Urbärglieder" – viel traditionelles Liedgut, aber die Anmutung ist eine andere, modernere, professionellere. Nicht mehr so rumpelig (durchaus liebevoll gemeint) und urig wie noch auf der Debütkassette, so als hätten FRÄKMÜNDT damals live aus der Vergangenheit berichtet, um nun aus der Gegenwart zurückzublicken.
Ein Grund für den gegenwärtigeren Sound könnte die Erweiterung des Instrumentariums und die damit einhergehende Vergrößerung von FRÄKMÜNDT – längst kein Trio mehr – sein. Neben Gästen von ELUVEITIE (Sänger CHRISTIAN GLANZMANN, MERLIN SUTTER am Schlagzeug gehört wohl ohnehin fest dazu) ist die renommierte Sopranistin CHRISTIANE BOESIGER zu hören, außerdem verweist STEINKLANG auf den "frisch zur Truppe gestossene GUSCHTI", einen Gitarristen. Besonders fallen etwa der häufigere Stimmwechsel zwischen Männern und Frauen und insbesondere der hervorragende Gesang der weiblichen Parts auf. Insgesamt scheinen FRÄKMÜNDT eine ähnliche Entwicklung wie STURMPERCHT durchzumachen und mehr Kollektiv als Band zu werden.



Alpines Glockengeläut und Alphorn stimmen den Hörer atmosphärisch ein, bevor es (ganz typisch) sehr schwungvoll losgeht ("Chomm Domini, S'Esch Zyt!", 02); mit vielen Instrumenten – zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Akkordeon und später noch Flöte – sowie männlichem Gesang, der alsbald Begleitung von einer Frauenstimme bekommt. Teilweise sind sogar drei Stimmen zu hören, im Hintergrund zusätzlich ein ausdrucksvoller weiblicher und warmer Silbengesang, der im Verlauf des Albums immer mal wieder auftaucht und als stilisiertes Jodeln gelten könnte. Ein Ausrufezeichen, einer der schönsten und 'rockigsten' Songs, den FRÄKMÜNDT bisher abgeliefert haben. "Hüfifirn" (03) setzt das nahtlos fort mit sehr warmer, melodischer und folkloristischer Musik und wirklich toller, teils gedoppelter Frauenstimme. Mit "Die Arme Seele Em Ys" (04) folgt eine erste kurze, gesprochene Erzählung (von einer verlorenen Seele im Eis). "Han Amen Ort Es Blüemli Gseh" (05) ist eines der Stücke von "Heiwehland", die an ein Volkslied erinnern oder vermutlich gar auf einem basieren, selig in der Darbietung und nicht ohne Ähnlichkeit mit "Am Brunnen vor dem Tore". "Dehei" (06) klingt wie viele frühere Stücke, frei von der Leber weg intoniert mit Schlagwerk, Akkordeon und Gitarre, die Flöte verleiht erneut einen folkloristischen Touch. Ein Loblied auf alles, was Heimat genannt werden kann, im besten Sinne 'rumpelig'. Diese ersten sechs Stücke bilden die große Bandbreite des Albums ab.
Zu hören sind weitere Volkslieder, etwa "Härz Mys Härz" (09), dessen Originaltext aus dem Jahr 1811 stammt. Ebenso weitere 'moderne' Stücke, wirbelnd und oft getragen von grandiosen Frauenstimmen, etwa das im Vorausscheid zum EUROVISION SONG CONTEST 2011 gelandete "D'Draachejongfer" (10). Erzählte Geschichten mit Dark Ambient-Atmosphäre ("Bockitobel", 11) und einige eher rumpelige Urfolk-Lieder (S'Toggeli, 12) komplettieren das umfangreiche Feld. Besondere Erwähnung verdient die wunderbar traurige, wirklich zu Tränen rührende Ballade "Aues Esch Anderscht" (14), phasenweise im Duett präsentiert und mit sparsamer Instrumentierung. Thematisch geht es hier um den Abriss alter, traditioneller Häuser. Auch zwei 'Spaßlieder' ("Tanzlaubehond", 13 und "Senged, Suufed, Tanzed Wöud!", 16) finden Platz. Songausschnitte sind übrigens am Ende des Artikels zu hören.

Sound und Produktion läuten den Aufbruch in modernere Zeiten ein, der Blick auf Altes erfolgt aus der Jetztzeit. Dennoch, und das ist erstaunlich, verlieren FRÄKMÜNDT nur wenig von ihrem urtümlichen Charme. Romantik und Wehmut durchziehen "Heiwehland", wie beim Blick auf ein Fotoalbum mit Bildern einer untergehenden Epoche. Der Sprung ähnelt dem, den die schon erwähnten STURMPERCHT aus Österreich auf "Schattenlieder" (2010, Besprechung) gemacht haben, und es ist beachtlich, welche rasante Entwicklung die Schweizer in ihrer erst kurzen Bandgeschichte nehmen. Tolles Album, erneut mit hörbar viel Herz eingespielt; ein Highlight für alle, die mit sogenanntem Alpinfolk etwas anfangen können.

PS: Die reguläre CD erscheint mit aufwändigem Booklet (20 Seiten u.a. mit alpinen Fotos und allen Texten), zusätzlich kommt eine sehr limitierte Holzbox (150) mit separater 3inch-CD auf den Markt. Diese kleine Scheibe enthält zwei exklusive Lieder und Filmmaterial ("Dokumündtation").

PSS: Unser NONPOP-Radio bietet übrigens einen Alpinfolk-Channel an, auf dem auch FRÄKMÜNDT zu hören sind: MO, MI & FR von 18 bis 20 Uhr, DI & DO von 8 bis 10 Uhr und SA von 15 bis 18 Uhr.


 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Interview mit RES von FRÄKMÜNDT @ youtube
» STEINKLANG RECORDS

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Zusammenfassung
Sound und Produktion läuten den Aufbruch in modernere Zeiten ein, der Blick auf Altes erfolgt aus der Jetztzeit. Dennoch, und das ist erstaunlich, verlieren FRÄKMÜNDT nur wenig von ihrem urtümlichen Charme. Ein Highlight für alle, die mit sogenanntem Alpinfolk etwas anfangen können.

Inhalt
* 6seitiges Digipack
* 20seitiges Booklet
* lim. 150: 3inch-CD mit 2 Liedern + Film in Holzbox

01. Bärgfrede
02. Chomm Domini, S'Esch Zyt!
03. Hüfifirn
04. Die Arme Seele Em Ys
05. Han Amen Ort Es Blüemli Gseh
06. Dehei
07. D'Chueh Metem Holderechnoche
08. Suworow
09. Härz Mys Härz
10. D'Draachejongfer
11. Bockitobel
12. S'Toggeli
13. Tanzlaubehond
14. Aues Esch Anderscht
15. Heiwehland
16. Senged, Suufed, Tanzed Wöud!
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