Und wieder eine Wiederveröffentlichung von SOL INVICTUS. Nachdem TONY WAKEFORD mit „Trees In Winter“ im Jahre 1990 den ersten Höhepunkt im Bandschaffen veröffentlicht hatte, kam es zum Bruch mit seinem damaligen ideologischen und spirituellen Gefährten IAN READ, der zwar keine Texte für das Album beisteuerte, aber immerhin die Ausrichtung zu nordischen Mythen und der Geschichte Europas maßgeblich beeinflusste und auch gesanglich für rund die Hälfte aller SOL INVICTUS-Stücke verantwortlich war. Zwei Leitwölfe waren zuviel für eine Band und so zog IAN READ fortan mit FIRE & ICE durch die Lande um mit seinem Debüt „Gilded By The Sun“ musikalisch und inhaltlich nahtlos an „Trees In Winter“ anzuknüpfen. TONY WAKEFORD hingegen versammelte eine neue Mannschaft um sich und fand vor allem in DAVID MELLOR (Keyboard) und SARAH BRADSHAW (Cello) zwei Mitstreiter, die in den folgenden Jahren zum festen Kern der Band gehören sollten. Gemeinsam mit dem Trommler und Chaosmagier NICK HALL sowie dem Flötisten STEPHANE RUIZ entstand erstmals in der Bandgeschichte auch ein festes Livegefüge, das in der langen Historie der Band wohl auch spielerisch zum Besten überhaupt gerechnet werden muss. Über mehrere Jahre hinweg wurden gute Werke eingespielt und noch bessere Konzerte gegeben, bis auch dieses Gefüge auseinanderbrach und nach diversen Solowerken MATT HOWDEN und ERIC ROGER ihren Weg in die Band fanden und mit anderen Instrumenten die Lücke füllten, die der Weggang von MELLOR und BRADSHAW hinterließ. Das Album beginnt mit dem „Like A Sword“, einem typischen, kämpferischen SOL INVICTUS-Stück, das musikalisch am ehesten an das Titelstück von „Trees In Winter“ anknüpft. Cello und Keyboard ersetzen Geige und Flöte, „Valhalla“ und „Europa“ als feste inhaltliche Komponente bleiben. Doch damit ist der Vergangenheit dann auch weitestgehend Genüge getan; „In A Silent Place“ ist eher von Keyboardtupfern getragene Ballade, die den neuen Sound vorgibt. Das folgende achtminütige „Let Us Prey“ schließlich letztendliches Zeugnis eines Wandels in WAKEFORDs Sound: Cello, dunkle Keyboardflächen und eine gezupfte Gitarre. Nach einer Weile gesellt sich Wolfsgeheul zum Klang; meditativ, experimentell und melancholisch. „The Killing Tide“ ist musikalisch wiederum an „Like A Sword“ orientiert und bietet einmal mehr stilsichere Misanthropie: „Save yourself – kill them all“. Eines der großen Stücke des Albums und ein Klassiker im Schaffen von SOL INVICTUS überhaupt, und das nicht zuletzt auch durch den dröhnenden Bass von KARL BLAKE. Angereichert ist die Wiederveröffentlichung mit Liveaufnahmen aus dem Jahr 1991 (die teilweise auch als Live-CD mit CURRENT 93 und DEATH IN JUNE unter dem Namen „Day Of Dawn“ veröffentlicht wurde – angeblich limitiert auf 500 Stück, was in Anbetracht der Tatsache, dass sie jeder Neofolk-Hörer zu besitzen scheint, als einigermaßen unglaubwürdig zu betrachten ist). Weiterhin ist eine alte Demoversion von „Somewhere In Europe“, die als limitierte Single erschien, als Bonus enthalten. Als eigenständiges Album hat „The Killing Tide“ für mich nie gänzlich funktioniert, dafür war es zu sehr Sammelsurium von alten und neuen Stücken und eben auch von Ambient-Klängen, die mitunter etwas zu lang geraten sind. Waren „Lex Talionis“ und „Trees In Winter“ in sich absolut schlüssige Alben, wirkte „The Killing Tide“ immer wie eine gute EP mit Bonusmaterial. Als Dokument einer musikalischen Neuausrichtung mit einigen großartigen Stücken funktionierte dieses Album aber allemal und tut es noch mehr in der Neuauflage, da das Bonusmaterial sich wunderbar in die verschiedenen Stilrichtung einfügt. Wer „The Killing Tide“ noch nicht besitzt, der sollte sich das Album daher umgehend zulegen. Und auch wer das Original besitzt, aber nicht „The World Turns“ in der Version des „Lamp Of Invisible Light“-Samplers sein Eigen nennt, für den lohnt auch der Kauf dieser CD, da sie jene vom Livealbum um Längen schlägt. Ein Stück Neofolkgeschichte und heute noch genauso faszinierend und fesselnd wie vor 20 Jahren.
Thomas L. für nonpop.de
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Zusammenfassung
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Inhalt
1. Like A Sword
2. In A Silent Place 3. Let Us Prey 4. The Killing Tide 5. Figures On A Beach 6. The Man Next Door Is Very Strange 7. Our Lady Of The Missing Presumed Dead 8. The Wild Hunt - Something Grim This Way Comes 9. A Figure On A Beach Bonus: 10. The World Turns 11. English Murder 12. Fields 13. Raven Chorus 14. Black Easter 15. Death Of The West 16. Somewhere In Europe |