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Richard K.

SOL INVICTUS: The Cruellest Month

Neues Lebenszeichen nach sechs Jahren


SOL INVICTUS: The Cruellest Month
Genre: Neofolk
Verlag: Auerbach...
Erscheinungsdatum:
10. Juni
Medium: CD
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Sechs Jahre nach „The Devil's Steed“ liegt mit „The Cruellest Month“ ein neues SOL INVICTUS-Album vor. Dass sich das neue Album nahtlos an seine Vorgänger anschließen würde – damit dürften nur die wenigsten gerechnet haben, zu einschneidend und schmerzhaft war der personelle Aderlass, der den Jahren auf „The Devil's Steed“ folgte. Mit ERIC ROGER und KARL BLAKE, neben TONY WAKEFORD einzig verbliebenes Mitglied aus der SOL INVICTUS-Ursuppe der späten Achtziger Jahren, verließen gleich zwei Schwergewichte die Band, um sich ganz dem megalomanischen Projekt GAË BOLG zu widmen. Vom „Steed“-Album findet sich neben WAKEFORD nur noch seine Frau RENE ROSEN auf dem Nachfolger.

WAKEFORD holte sich ANDREW KING und eine ganze Reihe unbekannter und zumeist junger Musiker ins Boot. Diese drücken dem neuen SOL INVICTUS-Sound ihren persönlichen Stempel auf. Das neue Album ist vielschichtig ausgefallen und setzt sich zu gleichen Anteilen aus typischen SOL INVICTUS-Parts, ruhig-experimentellen Klängen und Traditionals zusammen. Der angesprochene Tapetenwechsel wird bei den Gesangseinlagen von KING, dem je nach Zuhörer-Gusto stärksten oder penetrantesten WAKEFORD-Sidekick seit IAN READ, natürlich besonders deutlich. „Edward“, „Cruel Lincoln“ oder auch „The Sailor's Aria“ könnten so auch auf einer reinen Andrew KING-Platte zu finden sein. Schon bei diesen drei (Semi-)Traditionals wird ein Bruch zur SOL INVICTUS-Vergangenheit deutlich, der sich auch auf andere Kompositionen übertragen lässt: Mischte sich bei SOL INVICTUS früher in die von WAKEFORDs beißendem Zynismus durchtränkten Elegien immer auch eine gesunde Portion Stolz und hymnische Epik, eine Art „jetzt erst recht“-Trotz, scheinen diese auf „The Cruellest Month“ weitgehend verschwunden.

Stücke wie „Fool's Ship“ oder „Stella Maris“ plätschern gar gefällig vor sich hin, dabei war „Gefälligkeit“ keine Vokabel, die man früher mit dem Schaffen WAKEFORDs in Verbindung gebracht hätte. Augenfällig wird dies etwa bei der Bassarbeit von CAROLINE JAGO: Live blieb sie nie den Beweis schuldig, dass sie den knarzigen Stil ihres Vorgängers BLAKE nicht nur imitieren, sondern um eigene Interpretationen bereichern kann. „The Cruellest Month“ hat kompositorisch weitgehend keinen Platz für Akzentuierungen dieser Art, oft fehlt es schlicht an Ecken und Kanten, die man rhythmisch hervorheben könnte. Dazu kommt eine kalte und merkwürdig distanziert wirkende Produktion. Die zahlreichen progressiven Spielereien, etwa im Cabaret-artigen „Toys“, wirken wie Fremdkörper und Überbleibsel der Soloarbeiten des Künstlers.

Ist „The Cruellest Month“ deshalb ein schlechtes Album? Nein, aber man merkt der Platte beim Hören an, dass hier Potenzial verschenkt wurde. Stücke wie „Kill All Kings“, „Something's Coming“ oder „The Blackleg Miner“ hätten, wenn man die produktionstechnischen Schwächen ausklammert, auf jeder SOL INVICTUS-Neunziger-Produktion Platz finden können. Am schlimmsten hat es in dieser Hinsicht die Singleauskopplung „The Bad Luck Bird“ erwischt: Auf der Siebenzoll-Scheibe glänzte das Stück in bester, minimalistischer SOL INVICTUS-Tradition – vielleicht ist es das beste SOL INVICTUS-Stück seit Beginn dieses Millenniums –, und machte Hunger auf das Comeback-Album einer der großartigsten Neofolk-Kombos dieses Planeten. Die Version auf „The Cruellest Month“ wurde hingegen mit zig Instrumenten kaputtorchestriert und verliert den rauen Charme des Originals. Kaum auszudenken, welche Schönheiten sich womöglich unter der Oberfläche der anderen Songs verstecken, wenn man die beiden Versionen des Liedes vergleicht ...

Vor sechs Jahren fragte Stephan Pockrandt in seiner Rezension an dieser Stelle, ob „The Devil's Steed“ das homogenste Album von SOL INVICTUS geworden sei. Diese Frage soll hier nicht beantwortet werden, aber „The Cruellest Month“ könnte das heterogenste Album seit „Against the Modern World“ und „Lex Talionis“ sein. Dafür Respekt. Vielleicht versteht man „The Cruellest Month“ am besten als Blaupause, als Ausgangs- und Startpunkt für die Zukunft und einen zweiten Frühling der Band: Ansätze genug sind ja durchaus vorhanden. Wo sich andere Gründungsväter des Apocalyptic Folk-Genres seit Jahren in einer künstlerischen Sackgasse bewegen, steht WAKEFORD an einer Kreuzung mit vielen spannenden Optionen. „The Cruellest Month“ dokumentiert aber eher eine Gruppe, die an genau dieser Stelle verharrt, statt beherzt in eine der vielen möglichen Richtungen zu marschieren. Von daher kann man auf den, nein: auf die Nachfolger nur gespannt sein. Die unbesiegbare Sonne darf nicht sterben, zumal SOL INVICTUS jetzt endlich ein seriöses Label im Rücken hat. Dafür müssen WAKEFORD und seine neue Hintermannschaft auf dem nächsten Album aber schlicht noch ein paar Kohlen nachlegen.


 
Richard K. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» SOL INVICTUS auf MySpace
» deutsche SOL INVICTUS-Seite
» Prophecy

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Zusammenfassung
Wo sich andere Gründungsväter des Genres seit Jahren in einer Sackgasse bewegen, steht WAKEFORD an einer Kreuzung mit spannenden Optionen. „Cruellest Month“ dokumentiert aber eher eine Gruppe, die an genau dieser Stelle verharrt, statt beherzt in eine der vielen Richtungen zu marschieren.

Inhalt
1. Raining In April
2. To Kill All Kings
3. The Sailor's Aria
4. Fools' Ship
5. Toys
6. Edward
7. The Bad Luck Bird
8. April Rain
9. Cruel Lincoln
10. Something's Coming
11. Stella Maris
12. The Cruellest Month
13. The Blackleg Miner
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