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Thomas L.

BURZUM: Fallen


BURZUM: Fallen
Genre: Black Metal
Verlag: Back On Black
Medium: CD / LP
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Eine CD von VARG VIKERNES wertneutral zu rezensieren, ist eine beinahe unmögliche Aufgabe, denn dafür polarisiert der Mann mit der bewegten Vergangenheit viel zu sehr und die Hörerschaft spaltet sich schnell in Freund und Feind. Auch ich kann BURZUM nur dann genussvoll hören, wenn ich manche Taten (Allein für das Abfackeln der wundervollen Fantoft-Stabkirche gehört er bis zur Götterdämmerung abgewatscht.) oder Interviewaussagen ausblende. Aber gut, letztendlich spielt das keine Rolle, denn hier soll es um seine Kunst gehen und niemand erwartet, dass der Hörer mit dem Künstler in allen Belangen konform gehen muss. Und ein Künstler ist VIKERNES allemal; das müssen auch seine ärgsten Widersacher zugeben, denn derart atmosphärisch dichten und beklemmenden Black Metal, wie BURZUM ihn spielen, bekommt sonst kaum eine Band auf diesem Niveau hin.

Nachdem er nach seiner Haftentlassung schnell wieder zur Gitarre griff und mit „Belus“ einen Achtungserfolg erzielte, legt er nun zeitnah nach und liefert mit „Fallen“, um es vorwegzunehmen, ein fantastisches Album ab. Die bei „Belus“ noch gelegentlich auftauchenden Längen sind Geschichte; „Fallen“ ist ein direktes Album aus einem Guss; jedes Riff, jeder Schrei, jeder Trommelschlag sitzt.
Nicht wenige Rezensenten kritisierten an „Belus“ den Gesang von VIKERNES, der sich eben nicht mehr auf Schrei-Passagen beschränkt, sondern oftmals im normalen Tonfall spricht und – auf dem neuen Album – sogar in diesem singt! Für mich macht genau dieses Wechselspiel der Stimme einen großen Teil der Stimmung aus; VIKERNES punktet ungemein damit, dass er seine Stimme so einsetzt, wie es die wenigsten erwarten: sanft und zerbrechlich. 

Das obligatorische Intro bietet eine flüsternde Stimme im Ambiente einer Tropfsteinhöhle; danach die gewohnt schneidenden Riffs und die tiefe, schreiende Stimme von VIKERNES. Dann im Refrain die sanfte Stimme, die den Fall durch Weltenbaum besingt. Inhaltlich ist man, wie sollte es anders sein, im mythischen Norden angesiedelt.
Das dritte Stück ist in meinen Augen das Überstück des Albums: „Valen“. Die lyrisch sehr schöne Auseinandersetzung mit dem Tod und der Dunkelheit als Bewahrer der Mysterien besticht wiederum durch den gedoppelten Gesang im Refrain, der Schrei und Sprache vereint – Black Metal-Fans der alten Schule werden bei diesem Begriff wahrscheinlich (Hass)Tränen über das Corpsepaint laufen, aber: VARGs Gesang ist hier ergreifend und lieblich! Allein für dieses Stück lohnt der Kauf von „Fallen“. Weiter geht's mit „Vanvidd“ („Wahnsinn“), das progressiver und verschachtelter daherkommt, die Huldigung einer mythischen Naturgestalt oder eines nordischen Draugr mündet in wahnsinnigen Schreien – so muss Black Metal klingen!
„Enhver Til Sitt“ ist textlich recht eindringlich geworden, aber dafür musikalisch das schwächste Stück von „Fallen“. Mit dem zehnminütigen „Budstikken“ gibt es gegen Ende das Albums dann noch mal ganz starke Momente; die martialischen Drums am Anfang des Stückes verdeutlichen schnell wohin es geht:
 

„Lass den Pfeil von Gott zu Gott reisen,
über die ganze weite Welt.
Schicke den Pfeil von Haus zu Haus,
zu all unseren Brüdern im Geiste.

Zu jedem Kind göttlicher Abkunft,
zu jedem Mann des Geistes.
Die Axtzeit ist gekommen, und die Pfeilzeit.
Die Speerzeit ist gekommen, und die Schwertzeit.
Hebe auf deine Brünne und deinen Helm.
Hebe auf deinen Schild und dein Sax.“

(Übersetzung von der Burzum Homepage)


Hier wird die Stärke BURZUMs wiederum deutlich; VIKERNES versucht nicht so gut zu spielen wie möglich, er versucht Stimmung zu machen – und das kann er. Trotz der minimalen Instrumentierung aus Gitarre und Drums invoziert er absolute Dunkelheit und schafft dabei dennoch eine visuelle Komponente, die manche Passagen schon soundtrackartig erklingen lässt. Allein die Drums sind ein Segen – dezente und hymnische Schläge statt des für das Genre üblichen sinnlosen Gebolzes.

Alles in allem ein großartiges Black Metal-Album, für mich ist es eines der besten Alben von BURZUM überhaupt. Wer allerdings dem mit „Belus“ eingeschlagenen Weg nichts abgewinnen konnte, der wird auch mit „Fallen“ nicht glücklich werden. Wer aber VARGs neuen Gesangsstil für eine konsequente und lohnenswerte Weiterentwicklung hält, der wird seine helle Freude an „Fallen“ haben und dem sei das Album absolut empfohlen – die Lektüre neuerer Interviews mit VARG allerdings weniger. Aber damit sind wir wieder bei der eingangs erwähnten Problematik der Neutralität ... Ein tolles Album!


 
Thomas L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» BURZUM

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» BURZUM: Umskiptar


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Zusammenfassung
-

Positiv aufgefallen
Ausgereifter als der Vorgänger. BURZUM gewinnen durch VARGs neuen Gesang. Atmosphärisch ein absolut dichtes Album.

Negativ aufgefallen
VARG wird weiterhin polarisieren -
mit zum Teil indiskutablen Aussagen.

Inhalt
1. Fra Verdenstreet
2. Jeg Faller
3. Valen
4. Vanvidd
5. Enhver Til Sitt
6. Budstikken
7. Til Hel Og Tilbake Igjen
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