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Michael We.

FRIEDER BUTZMANN: Wie Zeit Vergeht

Dada-Lyrics von STOCKHAUSEN


FRIEDER BUTZMANN: Wie Zeit Vergeht
Genre: Neue Musik
Verlag: PAN
Erscheinungsdatum:
Mai 2011
Medium: Schallplatte
Preis: ~20,00 €
Kaufen bei: a-musik


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"Mein Name ist Frieder Butzmann. Mein Gesicht ist rund und ich wiege weit über 100 Kilo. Von Beruf, laut Steuererklärung, freier Komponist. Geboren in Konstanz am Bodensee."

"Musik machen, Krach machen, Töne machen."

FRIEDER BUTZMANN im Jahr 2001 auf die Fragen "Wer bist Du?" und "Was machst Du?" in EDITION BLECHLUFT (1)


Die Umschreibungen für den Konstanzer Musiker FRIEDER BUTZMANN sind so zahlreich und überall nachzulesen – 'Berserker' heißt es zum Beispiel liebevoll im Labelinfo –, dass wir uns hier im Wesentlichen einfach nur auf den Namen beschränken wollen. Großen Einfluss auf die Musiklandschaft hatte und hat er jedenfalls, der Vater des deutschen Industrial (huch!). Bei DISCOGS wird er sogar als Gründungsmitglied von DAF aufgelistet, obwohl es dafür meines Wissens keine Anhaltspunkte gibt, nicht einmal im ausführlichen Interviewbuch "Verschwende Deine Jugend". Eine klingonische Oper hat er mit "juHrop" aber definitiv komponiert, halb auf Klingonisch, halb auf Chinesisch; allein dafür gebührt ihm Lob und Aufmerksamkeit.
Die Aufnahmen, aus denen seine neueste Veröffentlichung fußt, sind schon einige Jahre alt. Sie stammen aus dem Jahr 1995, aus BUTZMANNs Zeit im STEIM, dem legendären Amsterdamer Studio und Zentrum für elektronische Musik, das Künstlern aus aller Welt für eine gewisse Zeit Logis und Ausrüstung zur Verfügung stellt. "Wie Zeit Vergeht" besteht in der Hauptsache aus Textpassagen des fast namensgleichen Karlheinz_Stockhausen">STOCKHAUSEN-Aufsatzes "Wie die Zeit vergeht". Darin befasste sich STOCKHAUSEN mit einer für ihn zentralen Frage, nämlich mit der Organisation der Zeit in der Seriellen Musik. Außerdem arbeitete BUTZMANN Texte um, die STOCKHAUSEN im ersten Teil von "Hymnen" (1966-67) verwendete.

Die Wahrnehmbarkeit von Zeit wird in den drei Stücken auch klanglich umgesetzt. Ein ungenaues Metronom gibt den Startschuss, die permanent unterbrochenen Sprachfetzen erinnern an die TELEKOLLEG-Sendereihe oder den SEITENBACHER-Typen; FRIEDER BUTZMANN liest selbst und kann seine baden-württembergische Herkunft nicht verleugnen.
Dazwischen, darunter und darüber dehnen sich undefinierbare Klänge aus und schrumpfen wieder, blubbern wie eine gallertartige Masse. Später wird die Stimme elektronisch verändert, springt zusammen mit Geräuschen durch den Raum, dicht und dann wieder entzerrt. Hinter allem scheint die Frage zu stehen, wie dehnbar Klang ist; eine Versuchsanordnung quasi, deren Ergebnisse in ihrer technischen Qualität höchst unterschiedlich sind, zwischen dem Vorspulgeräusch eines Tapes und Hi-Fi-Geprassel liegen. Die herausgerufenen Textbestandteile nehmen im Verlauf dadaistische Formen an, Sätze in verschiedenen Sprachen übereinandergelegt scheinbar ohne jeden Zusammenhang, Ausschnitte aus der RAL-Farbskala. Der Soundteppich erscheint zwischendurch noisiger mit den Klassikern 'Trafobrummen' und 'UKW-Sendersuchlauf'.

Schwere Kost, die dennoch erstaunlich gut durchzuhören ist, was meines Erachtens an dem fehlenden Bierernst liegt, der Neue Musik u.ä. ansonsten auszeichnet. BUTZMANNs Triebfeder scheint die Neugier zu sein, die Neugier auf raue, undefinierbare, dadaistische Klänge, auf das fast kindliche Zerstückeln und Bearbeiten von Sprache. Weniger geht es ihm um technischen Fortschritt und saubere Komposition im musikalischen Sinne. Entsprechende Selbstironie durchzieht übrigens auch die liebenswert altbackene Homepage von BUTZMANN mit einer "ButziboX", seiner Sammlung kranker Streichhölzer oder den "zehn unangenehmsten Fragen der Welt!" (inklusive der Antworten).
Konsequent wiederum ist, dass "Wie Zeit Vergeht" klanglich an STOCKHAUSEN in den 50ern erinnert (etwa "Studie I" und "Studie II" 1953/54), die – wie BUTZMANN immer wieder in Interviews betont – beste Zeit der Neuen Musik, die sich ab den 70ern nur noch selbst reproduziert habe und langweilig geworden sei.
"Ja, auch!" Aber ich weiß das nicht genau." (Antwort auf die viert-unangenehmste Frage der Welt: "Aha! Das finde ich interessant. Du machst also Musik?")

Die LP ist auf 500 Stück limitiert und dreifach ummantelt (... comes in a poly-lined inner sleeve. It is packaged in a pro-press color jacket which itself is housed in a silk screened pvc sleeve ...)



 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Labelseite zur LP
» EDITION BLECHLUFT


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Zusammenfassung
Schwere Kost, dennoch gut durchzuhören. Liegt vermutlich an dem fehlenden Bierernst, der Neue Musik u.ä. sonst auszeichnet. BUTZMANNs Triebfeder scheint die Neugier auf raue, undefinierbare Klänge, auf das Zerstückeln von Sprache zu sein. Erinnert klanglich an STOCKHAUSEN in den 50ern.

Inhalt
AA) Wie Zeit Vergeht (17:38)
B1) Blauwellen (7:04)
B2) In Einem Netzwerk (11:38)
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