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Michael We.

BABY DEE: Regifted Light

Erwachsen mit über 50 Jahren


BABY DEE: Regifted Light
Genre: Singer/Songwriter
Verlag: Drag City
Medium: CD
Preis: ~16,00 €
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"Regifted Light" ist das Album eines erwachsen gewordenen Künstlers. Kein Gegensatz, obwohl die Frau, die früher ein Mann war, schon auf die 60 zugeht. Denn erst vor rund zehn Jahren trat sie, schüchtern wie ein Teenie, mit einigen Studiosongs an die Öffentlichkeit. Ihr Werdegang seitdem ist bekannt, im Zuge des zweiten Frühlings von CURRENT 93 startete sie – als Mitglied der TIBET-Familie – eine erfolgreiche Solokarriere.

Sowohl Gesang als auch Klavierspiel von BABY DEE scheinen im Vergleich zum Vorgänger ("Safe Inside The Day", Besprechung) noch einmal einen Schub bekommen zu haben, kurzum: "Regifted Light" ist das bisher beste DEE-Album. Gesang? Meine Lieblingsumschreibung für die anrührende Stimme ist nach wie vor: 'So hat meine Oma früher in der Kirche geklungen.' Viele der Lieder sind dieses Mal zwar instrumental; wenn BABY DEE allerdings ans Mikrofon kommt, entfaltet sie umso mehr Kraft, insbesondere das Titelstück ist allein aufgrund der Stimme umwerfend.
Das Klavier dazu hat eine ganz besondere Geschichte: US-Rocker ANDREW W.K. (ebenfalls TIBET-Familienmitlgied) hat sich den STEINWAY vor ein paar Jahren für seine Wohnung gekauft. Als DEE dort zu Besuch war, spielte sie ein paar Takte darauf und bekam den Flügel prompt geschenkt. ANDREW: "Ever since DEE touched that piano, I swore it sounded better." Was für ein schöner Satz. Alle Stücke auf "Regifted Light" sind angeblich für dieses und auf diesem Klavier geschrieben worden – man kann es hören.
Neben dem Piano haben unter anderem Cello, Tuba, Oboe und Glockenspiel eine tragende Rolle. ANDREW W.K., der das Album auch produziert hat, sitzt an der Orgel und kümmert sich um die Percussion. Achtung: keine Harfe! DEEs ureigenes Instrument, mit dem sie früher auf der Straße Geld verdient hat, steht momentan angeblich in der Abstellkammer.

"Regifted Light" ist eindeutig klassisch orientiert, mit langen, sich zum Teil wiederholenden und überschneidenden Pianoläufen. Ein verzaubernder, weicher Klavierklang, wunderschön fließend während der ersten beiden Lieder und manchmal auch typisch dramaDEEsch; zwischendurch wiederum leicht wie eine Pusteblume, mit Akzenten anderer Instrumente, etwa Glockenspiel oder Bläser. Das Album ist ungeheuer vielseitig: Marschmusik, akustischer Ambient, manchmal Kindermusical und wie immer bei BABY DEE die Nähe zum Kabarett.
Über die beste Gesangsleistung haben wir schon gesprochen, alle Höhen und Tiefen  werden im Titelstück voluminös getroffen. "Lullaby Parade" ist ein bayerischer Schuhplattler mit Tuba, die Bläser erinnern übrigens immer wieder an Musik auf einem Weihnachtsmarkt. "The Pie Song" könnte aus der "Dreigroschenoper" stammen. Ach, hier spielt jemand richtiggehend befreit auf, ergreifend und einfach schön!
An manchen Stellen klingt DEE gar sakral, vielleicht hat die ehemalige Kirchenchor-Organistin ihren Glauben wiedergefunden. Die Texte jedenfalls sind im Gegensatz zu früher (noch) kabarettistischer und weniger verbittert und schwermütig, siehe Beispiel unten.
Ich war schon immer Fan, jetzt bin ich FanFanFan. Meine einzige Befürchtung: Was soll nach diesem verrückten, herrlichen Album noch kommen?

The Pie Song

I want that pie
Give me that pie
Give that pie to me
I must have that pie

Pie, Pie, Pie,
Pie, Pie, Pie

Give that pie to me
Or I will be so sad.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» DEE @ myspace
» DRAG CITY (Label)
» DEE @ Wiki
» DEE @ discogs
» DEE @ last.fm

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Zusammenfassung
BABY DEE ist erwachsen geworden! Sowohl Gesang als auch Klavierspiel scheinen noch einmal einen Schub bekommen zu haben. Neben dem Piano bekommen unter anderem Cello, Tuba und Oboe eine tragende Rolle. Zwischen Kindermusical und Klassik ist alles dabei. Befreit, ergreifend und einfach schön.

Inhalt
01. Cowboys with Cowboy Hat Hair (3:45)
02. Yapapipi (5:17)
03. Regifted Light (3:09)
04. Coughing Up Cat Hair (1:33)
05. Deep Peaceful (2:08)
06. Brother Slug and Sister Snail (4:54)
07. Lullaby Parade (2:53)
08. On the Day I Died (2:50)
09. Horn Pipe (0:45)
10. The Pie Song (2:13)
11. Cowboy Street (1:16)
12. The Move (2:50)
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