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Andreas X.

CAFÉ DE L'ENFER: Demo

GEBRÜDER GRIMM im Soldatenwald


CAFÉ DE L'ENFER: Demo
Genre: Military Pop
Verlag: Steinklang
Erscheinungsdatum:
Januar 2011
Medium: CD-EP
Preis: ~8,00 €
Kaufen bei: Steinklang


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Ich geb's ja zu, ich habe mir diese CD zunächst nur angehört, weil ich wissen wollte, was hinter dem Cover steckt. Auf der DVD-Hülle ist ein altes – oder auf alt gemachtes – Foto zu sehen, schätzungsweise 1920er-Jahre, auf dem sich zwei gutaussehende nackte Frauen an die Brüste fassen, umrahmt von der französischen Flagge. An den Rändern und auf der Rückseite schimmert durch, was für den Projektnamen verantwortlich ist: Das 'Café De L'Enfer', übersetzt das 'Café der Hölle', war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ein Pariser Themenrestaurant in der Nähe des damaligen Rotlichtviertels. Neben den zahlreichen Steindämonen, die Fassade und Decke schmückten, trugen alle Kellner Satanskostüme und begrüßten jeden Gast angeblich mit den Worten "Kommen Sie herein und seien Sie verdammt!"
Die einzige vorliegende Info zur Musik – 'brilliant Martial/Neoclassic' – hätte mich jedenfalls nicht so weit gebracht, denn 95 Prozent dessen, was unter 'Military Pop' oder 'Martial Industrial' läuft, ist aufdringlicher und klebriger Synthetik-Bombast plus Trommeln, außerdem von langweiliger Thematik. Weitere Fakten über das Projekt existieren nicht: kein Booklet, kein Netzauftritt. Lediglich die Info, dass die beteiligten Musiker aus Österreich und Frankreich stammen, habe ich irgendwo aufgeschnappt.

Vor allem während des ersten Songs (01, "La Forêt Obscure") fällt auf, dass es sich wohl tatsächlich um ein Demo handelt, denn die Soundqualität ist etwas rauschig und in den Spitzen manchmal verzerrt. Die ersten Takte bestehen standesgemäß aus synthetischen Bläserflächen, aber mit dem Einsetzen der männlichen, französischen Sprechstimme ergibt sich ein wunderbar unaufgeregter Eindruck. Alles fügt sich zusammen: Keyboardmelodie, obligatorische Snare Drum, Synthieflächen und zahlreiche Soundeffekte. Selbst eine Flöte spielt hier und da mit, zwischendurch klingen die Trommeln richtig urig und handgemacht, auch die Bläser gewinnen im Vergleich zum Anfang an Authentizität. Streicher kommen später noch dazu, aber im CAFÉ DE L'ENFER wird offenbar nie alles auf einmal serviert, vielmehr in erträglichen, ja appetitlichen Portionen. Die Vocals klingen nicht schreiend oder befehlend, sondern angenehm erzählend, wie das Vorlesen aus einem Gruselmärchen. Selbst die 'militärischeren' Phasen zum Ende hin werden immer wieder unterbrochen von Zwischenspielen. Textlich verstehe ich nur so viel, dass es unter anderem um Frauen und Liebe geht – amouröse Abenteuer im 'düsteren Wald'?
Eine dauerhafte Snare Drum führt durch "A Six Mille Milles" (02), viele andere Instrumente – Glockenspiel, Harfe, Flöte – wechseln sich erneut ab. Mit der rezitativen Stimme ergibt sich eine fast traumhafte, psychedelische Stimmung, wozu die überraschend auftauchende Kinderstimme vor dezent grollendem Männerchor gut passt.
"Les Tristes Circuits" (03) ist nicht schlecht, aber sicher der kitschigste / dramatischste der vier Songs, dazu etwas länglich. Die Synthies klingen zu Beginn dick aufgetragen und quäkig, die Stimme krächzt, aber auch hier überraschen CAFÉ DE L'ENFER nach kurzer Einleitung wieder und ändern die Richtung. Eine elfenhafte, schöne Frauenstimme singt, nur von Synthiedrones und künstlichem Chor begleitet. Zum ersten Mal singt auch ein Mann, dann geht der Song wieder in seinen Walzerrhythmus, passend zum Titel ("Circuits") über. Ein Minihörspiel mit osteuropäisch angehauchtem Ethno-Wave zur Untermalung.
"Il Est En Enfer Un lieu Appelé Malebolge" (04) geht eher in Richtung Industrial oder Dark Ambient mit einem Schuss EBM, dazu Sprachsamples und Frauengestöhne. Passt irgendwie nicht ganz zum Rest.

Sieh mal an, so interessant könnten also GAË BOLG klingen, wenn sich ERIC ROGER nicht langsam im Trallala-Wahnsinn verlieren würde. (Sein neues Projekt heißt SILVER LADY – bumm bumm bumm!) Ganz im Ernst, an das ebenfalls französische Projekt zu seinen besten Zeiten erinnern mich CAFÉ DE L'ENFER manchmal. Abwechslungsreich und wenig aufdringlich kann Military Pop also auch sein. Vor allem die beiden ersten Stücke machen Freude, stimmungsvoll mit psychedelischen Untertönen. GEBRÜDER GRIMM im Soldatenwald. Wenn es sich hier wirklich 'nur' um ein Demo handelt, verspricht das viel Potential. Ich bin sehr gespannt auf den nächsten Schritt – vielleicht gibt es dann auch ein paar Worte zum visuellen Konzept 'Frankreich – nackte Frauen – Höllencafé'!

 
Andreas X. für nonpop.de


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Zusammenfassung
So abwechslungsreich und wenig aufdringlich kann Military Pop also auch sein. Vor allem die beiden ersten Stücke machen Freude, stimmungsvoll mit psychedelischen Untertönen. Wenn es sich hier wirklich 'nur' um ein Demo handelt, verspricht das viel Potential.

Inhalt
01. La Forêt Obscure (7:42)
02. A Six Mille Milles (6:11)
03. Les Tristes Circuits (10:42)
04. Il Est En Enfer Un lieu Appelé Malebolge (3:39)

~ 28 min.
lim. 99
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