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Michael We.

VARIOUS: Oak Folk

Eichen sollst Du suchen ...


VARIOUS: Oak Folk
Genre: Neofolk
Verlag: Ahnstern
Erscheinungsdatum:
Mitte Januar 2011
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: Steinklang


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HÖLDERLIN und HESSE haben ihr Gedichte gewidmet, sie schmückte Liebeslyrik von GOETHE ebenso wie dramatische Reime von SCHILLER. Die Rede ist von der Eiche, dem in vielen alten Religionen heiligen und in der deutschsprachigen Lyrik – eventuell neben der Tanne – wohl am häufigsten angeführten Baum, ein Symbol für Ewigkeit und Stärke. Der Österreicher GERHARD HALLSTATT (ALLERSEELEN) widmet der Eiche nun diesen Sampler, für den er elf befreundete Bands aus Europa und Nordamerika um exklusive Beiträge gebeten hat. Einen eigenen Song steuert er ebenso bei wie das in angenehmen Brauntönen gehaltene Artwork, als Blickfang – natürlich – das Foto eines Eichenblattes mittig auf dem Cover.

Wie das 'Folk' im Titel andeutet, sind die Lieder überwiegend akustisch instrumentiert, was für den ersten Teilnehmer eher ungewöhnlich ist: AGALLOCH aus Portland (Oregon) werden in der Regel unter Doom oder Black Metal einsortiert, haben eben ihr erfolgreiches Album "Marrow of the Spirit" veröffentlicht. Die Eiche gehört zu ihrer Geschichte, denn ihr erstes Demo-Tape trug den Titel "From Which Of This Oak" (1996, erschien übrigens im vergangenen Jahr neu aufgelegt als Picture-LP). AGALLOCH verzichten auf jegliches Metalgeknurre, ihr melodisches und melancholisches Akustikstück kommt mit Gitarre und Cello aus, der klare Sprechvortrag erinnert an CURRENT 93 oder OTWATM, ein sehr wehmütiges Stück und eines der schönsten des Samplers.
GERHARD HALLSTATT führt mit ALLERSEELEN das alte (und falsche) Sprichwort für den Gewitterfall ad absurdum: "Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen". Es blitzt, und er befindet sich im Wald ("I Bin Im Woid"), nahe der "Eiche aus Eisen". Im Vergleich zu vielen ALLERSEELEN-Stücken, die mir einfallen, ist dieses ein ruhiges. Ein tiefer Kontrabass, ein Knirschen und Knarren wie Schritte oder aber Geräusche einer mächtigen Eiche. Gleichmäßiges, dezentes Klacken treibt den Song an, der insgesamt fast jazzig und verraucht daherkommt. Der Sprechgesang mit sich wiederholenden Abschnitten ist typisch.
Die drei Spanier von ÀRNICA (NONPOP-Besprechung des neuen Albums hier) sind leicht wiederzuerkennen, obwohl die Trommeln fehlen. Die südländische Gitarre, das Akkordeon und trauriger, narrativer spanischer Sprechgesang.
Musikalisch wohl am amüsantesten ist das US-Duo CHANGES: Mit dieser unglaublichen JOHN WAYNE-Stimme präsentiert ROBERT N. TAYLOR einen kurzen Text ("... and the oak trees stand forgotten – they have seen their better days ...") zu einer Art Countrysong; der 70er-Jahre-Chor am Anfang könnte auch aus dem Soundtrack zu "Winnetou" stammen.
Die beiden auch personell verwandten Mundart-Projekte DÂNNÂGÔISCHD (Schwäbisch) und FRÄKMÜNDT (Schwyzerdütsch) ähneln sich in ihrer Umsetzung. Beide instrumentieren mit Akkordeon, Akustikgitarre und Schlagzeug, wobei insbesondere FRÄKMÜNDT sehr traditionell klingen, ein wenig nach Volkslied und Almhütte – Schunkeln ist möglich zu "Eiche, Tüüfu, Geissebueb".

Unter einem seiner vielen Pseudonyme tritt der Oberösterreicher ALEXANDER WIESER auf; HREFNESHOLT ist ein wichtiger Ort in dem alten angelsächsischen Heldengedicht "Beowulf". (Er steckt zum Beispiel auch hinter den Projekten HROSSHARSGRANI oder URUK-HAI.) Seine nur schwer zu beschreibende, aber sich immer wieder zueinander fügende Musik ist eine Mischung aus Doom, Black Metal, (mittelbairische?) Gothicvocals aus dem Sarg und Akustikgitarre. Zwischendurch schimmern romantische, neoklassische Passagen. Spannender Beitrag, der eine sehr starke Anziehungskraft entwickelt.
KLAMMHEIM
liefern einen recht unspektakulären Neofolk-Song: Trommeln, Gitarre und Gesang, dazu der steirische Dialekt von Sängerin DEA. Auch der mystische, herbstliche Ein-Mann-Folk von SPLINTERSKIN aus den USA, der mich leicht an IN GOWAN RING erinnert, ist in Ordnung.
STURMPERCHT lassen dann wieder aufhorchen, denn ihr Stück klingt ganz atypisch, eigentlich eher nach ALLERSEELEN als nach Alpinfolk. Perkussion zu ganz vereinzelten Instrumenten und ein flüsternder Sprechvortrag mit Geräuschschleifen, der mich spontan an den "Erlkönig" denken lässt.
Der Song von WALDTEUFEL ist etwas gewöhnungsbedürftig: Eine dumpfe Selfmade-Aufnahme mit leicht schiefem Gesang, dazu lediglich eine Akustikgitarre, bei der letzten Strophe mit dröhnender E-Gitarre. Bei mehrmaligem Hören entwickelt "Unter Einer Eiche" aber durchaus Charme, klingt nach einsamem Rittertum irgendwo draußen unter – na klar – einer Eiche. Es handelt sich hier übrigens um ein Gedicht von HERMANN VON LINGG, deutscher Balladendichter und – Ritter. ("Sturm und Blitz verschonten Dich, o Eiche, Vor des Beils verhängnisvollem Streiche.")
Den Abschluss bildet das mir unbekannte deutsche Projekt WERRA, das sich textlich und musikalisch in Richtung DARKWOOD oder FORSETI bewegt, leider ist der Gesang etwas schwächlich.

Ein feiner Sampler, mit dem sich STEINKLANG auf sicherem Grund bewegt, denn wurzelknorrigen Wald- und Bergfolk, das können die Österreicher, wie auch die jüngsten Veröffentlichungen von FRÄKMÜNDT und ÀRNICA zeigen. Die zweite Hälfte fällt etwas ab, dafür ist der erste Teil sehr stark, vor allem durch die Beiträge von AGALLOCH, ALLERSEELEN und CHANGES. Zum Ende hin sorgt besonders die verschrobene Lyrikvertonung von WALDTEUFEL für Aufmerksamkeit. Logisches Fazit: Wer mit der Musik des einen oder anderen teilnehmenden Projektes etwas anfangen kann, wird hier insgesamt bestens bedient.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Medley aller Songs bei STEINKLANG

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Zusammenfassung
Ein feiner Sampler, mit dem sich STEINKLANG auf sicherem Grund bewegt, denn eichenknorrigen Waldfolk, das können die Österreicher. Die zweite Hälfte fällt etwas ab, dafür ist der erste Teil sehr stark, vor allem durch die Beiträge von AGALLOCH, ALLERSEELEN und CHANGES.

Inhalt
AHNSTERN 48

01 Agalloch: Where Shade Once Was
02 Allerseelen: Eiche Aus Eisen
03 Àrnica: Altas Hojas
04 Changes: The Oak Trees
05 Dânnâgôischd: Ôichâbleddr Onnd Ôichâsâmâ
06 Fräkmündt: Eiche, Tüüfu, Geissebueb
07 Hrefnesholt: Winter Eiche
08 Klammheim: Des Mörders Eiche
09 Splinterskin: A Bed Of Burning Leaves
10 Sturmpercht: Die Tausendjährige Eiche
11 Waldteufel: Unter Einer Eiche
12 Werra: Eichenlaub
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